Stefanie Saladin

BA Ethnologie und Islamwissenschaft | Masterstudentin, Assistentin des Kantonalen Asylkoordinators des Kantons Luzern | * 1981

 

"Durch die Ethnologie habe ich gelernt, die Welt in Farben zu sehen."

Alles beginnt mit der Sehnsucht – so fängt ein Gedicht von Nelly Sachs an. Welche Sehnsucht bewog dich zu deiner Studienwahl? Die Sehnsucht nach der Ferne und dem Unbekannten.

Welcher Tätigkeit gehst du heute nach? Ich bin die Assistentin des Kantonalen Asylkoordinators in Luzern.

Welche Aspekte deines heutigen Berufs bereiten dir am meisten Freude? Nebst dem wissenschaftliche Arbeiten vor allem der Bezug zu aktuellen Gesellschaftsfragen im Spannungsfeld von Politik und Verwaltung.

Was sind die Schattenseiten deines Berufs? Migration und Integration sind emotionale Themen, die oftmals zu hitzigen und teils auch sehr zynischen Diskussionen führen, in denen leider all zu oft vergessen wird, dass menschliche Schicksale dahinter stehen.

"Migration und Integration sind emotionale Themen."

Auf welche an der Uni erworbenen Fähigkeiten bist du am meisten angewiesen? Auf das differenzierte Denken. Früher war ich mehr der Schwarz-Weiss-Mensch, habe selten versucht, mich in mein Gegenüber zu versetzen. Durch die Ethnologie habe ich gelernt, die Welt in Farben zu sehen und nicht vorschnell über etwas zu urteilen, das ich noch nicht kenne, und vor allem, Verständnis für mein Gegenüber zu entwickeln.

Wie verlief dein Berufseinstieg? Ich begann als Praktikantin beim Fachbereich Integration des Kantons Basel-Landschaft, nach drei Jahren verliess uns ein Arbeitskollege und ich konnte nachrücken.

Wer und was half dir dabei? Ich traf damals an einem Anlass zufällig eine Mitstudentin, die mir erzählte, sie hätte soeben ihr Praktikum beim Fachbereich Integration beendet. Sie ermunterte mich dazu, mich zu bewerben, da die Stelle noch frei war. Das tat ich und hatte dann tatsächlich das Glück, das Praktikum zu erhalten.

Entsprachst du formell den Anforderungen, die für deine Stelle verlangt wurden? Kaum jemand wird je alle Anforderungen eines Stelleninserates erfüllen, dessen sind sich auch die HR-Verantwortlichen bewusst. Ich hatte zum Beispiel den geforderten Masterabschluss nicht, aber ich kannte mich gut aus in der Thematik, war versiert im wissenschaftlichen Arbeiten und hochmotiviert. Das hat den fehlenden Abschluss wettgemacht.

"Man sollte seine Kontakte pflegen und bei Bedarf nutzen."

Was rätst du Studierenden, damit sie einen erfolgreichen Berufseinstieg realisieren können? Networking und Praktika! Und: Think outside the box! Mein Chef lud mich vor allem deshalb zum Vorstellungsgespräch ein, weil mein Lebenslauf nicht linear war und ich beispielsweise einmal in einer Psychiatrie gearbeitet hatte. Ausserdem sind die Tätigkeiten anderer Studierender oftmals eine Inspiration, sie zeigen Bereiche auf, auf die man selbst nie gekommen wäre. Man sollte seine Kontakte pflegen und bei Bedarf nutzen.

(Stand des Interviews: Mai 2016)