Aja Diggelmann
MA Ethnologie | «Assistante téchnique» bei Marche Mondiale des Femmes, Burkina Faso | *1983
"Die Sehnsucht nach dem Anderen treibt mich an."
Welche Sehnsucht hat dich zu deiner Studienwahl bewogen? Die Sehnsucht nach «dem Anderen». Ich bin in verschiedenen Ländern aufgewachsen und andere Kulturen haben mich immer fasziniert.
Was fehlt dir aus deiner Studienzeit? "Intellektuelle Stimulation": Ich lese zwar sehr viel, aber irgendwie war es schön, "gezwungen" zu werden, Sachen zu lesen, die man sonst nicht lesen würde. Auch die Unbeschwertheit vermisse ich, als Studentin übernimmt man nur die Verantwortung für sich selbst.
Auf welche an der Uni erworbenen Fähigkeiten bist du bei deiner Arbeit am meisten angewiesen? Selbstständig zu sein und Prioritäten setzen zu können. Ausserdem kann ich durch meinen fachlichen Hintergrund Toleranz und Verständnis für unterschiedlichste Menschen aufbringen, was zum Beispiel im Asylzentrum stark zum Tragen kam. Als Ethnologin ist man sich bewusst, wie verschieden Kulturen sind und gerade deshalb kann man als Vermittlerin agieren.
"Ich bin selbstständig und kann Prioritäten setzen."
Wie ist dein Berufseinstieg verlaufen? Nach dem Studium bin ich spontan für sechs Wochen nach Kolumbien gereist. Ich wollte länger bleiben, jedoch nicht ohne zu arbeiten. Also habe ich mich bei einer lokalen NGO in Cali beworben und zum Glück gleich eine Stelle gekriegt.
Wo siehst du dich in fünf Jahren? Ich möchte IKRK-Delegierte werden und werde mich nach meinem dreijährigen Aufenthalt in Burkina Faso bewerben. Alternativ bei einer NGO, auf alle Fälle am liebsten im Ausland. In drei Jahren kann jedoch viel passieren und ich versuche, nicht zu festgefahren zu sein und offen zu bleiben für die Möglichkeiten, die sich ergeben.
"Ich möchte IKRK-Delegierte werden."
Welche Tipps möchtest du Studieninteressierten für die Wahl des Studiums mit auf den Weg geben? Es bringt nichts, ein Studium zu wählen, welches «vernünftig» in Bezug auf eine Karriere erscheint. Man quält sich durch das Studium und landet je nachdem in einem Job, der einem keinen Spass macht. Das eigene Interesse sollte im Vordergrund stehen.
Was rätst du Studierenden, damit sie einen erfolgreichen Berufseinstieg realisieren können? Praktika oder Volontariate sind sicher eine gute Möglichkeit, um für sich herauszufinden, ob man das Richtige studiert, und um seine Schwerpunkte zu setzen. Die Qualifikationen des Studiums werden zwar beachtet, genauso wichtig sind jedoch die praktischen Erfahrungen, die jemand gesammelt hat. Mein Arbeitgeber COMUNDO ist häufig auf der Suche nach Praktikantinnen und Praktikanten, ein Blick auf die Website lohnt sich!
(Stand des Interviews: August 2015)
*1983
2002 Matura, Burgdorf
2004 Volontariat als Englischlehrerin an einer thailändischen Schule
2008 Volontariat Children’s Village Kigarama, Ruanda
2009 BA Ethnologie, Université de Fribourg
2012 MA Ethnologie, Nebenfach Politikwissenschaft, Uni Luzern
2012 Erzieherin und Assistentin der Koordination NGO Crecer en Familia, Cali, Kolumbien
2013–2015 Administratorin/Betreuerin AOZ Asylunterkunft, Obere Allmend
ab November 2015 «Assistante téchnique» bei Marche Mondiale des Femmes, Burkina Faso, im Rahmen von COMUNDO