Manipulierte Lastwagen verschmutzen die Schweiz
Mit einem illegal eingebauten Gerät verändern neuerdings einige Spediteure die Stickoxid-Werte von Lastwagen. Mit einem Fall im Kanton Zug und weiteren Fällen im Kanton Uri hat ein Abgasskandal die Schweiz erreicht, der vom Fernsehsender ZDF aufgedeckt und Schweizer Zeitungen weiter aufgearbeitet worden war. Verdeckte Recherchen der Journalisten zeigten, dass auf deutschen Autobahnen rund 20 Prozent Lastwagen unterwegs sind, die massiv mehr Stickstoffoxide ausstossen, als ihre Zulassung erlauben würde.
In modernen LKW ist eine Abgasreinigungstechnik eingebaut, welche die schädlichen Stickstoffoxide um rund 80 Prozent reduzieren soll. Dazu muss der Abgasanlage der Harnstoff AdBlue zugeführt werden. Durch den Einbau eines sog. Emulators umgehen Transportfirmen die Sicherheitssperren des Bordcomputers. Der Lastwagen ist nach dem illegalen Umbau ohne den Zusatzstoff AdBlue unterwegs und stösst bis zu fünfmal mehr Schadstoffe aus als gesetzlich erlaubt. Die Abgasbetrüger sparen auf diese Weise pro manipuliertes Fahrzeug bis zu 2000 CHF im Jahr.
Eine Arbeitsgruppe, bestehend aus Vertretern des Bundesamts für Strassen (ASTRA), des Bundesamtes für Umwelt (BAFU) und der Oberzolldirektion, befasst sich seit Anfang des Jahres mit den AdBlue-Manipulationen, wie auch eine Medienmitteilung der Behörden informiert. Wie viele Camions mit widerrechtlich eingebauten Geräten auf Schweizer Autobahnen unterwegs sind, können die Behördenvertreter nicht abschätzen. Die SRF-Sendung «Kassensturz» hat jedoch Messungen durchgeführt, die bei mehr als einem Viertel der überprüften LKW massive Überschreitungen der Werte ergaben.
Kontrollen finden vor allem in den Schwerverkehrszentren an den Autobahnen statt. 2015 wurden hier 34'066 Fahrzeuge kontrolliert. Dabei stellten die Prüfer nicht weniger als 17 173 Mängel fest. Diese Beanstandungen führten zu 1267 Ordnungsbussen sowie 15 906 Verzeigungen. Ähnlich erschreckend präsentierte sich die Bilanz im Jahr 2013, wie der Bundesrat in der Antwort auf eine Interpellation des Walliser SP-Nationalrats Mathias Reynard schreibt. Aus früheren Jahren liegen keine statistischen Daten vor.
Die manipulierten Fahrzeuge verschmutzen nicht nur die Umwelt in weit stärkerem Masse, sondern sie zahlen auch weniger Abgaben als eigentlich vorgesehen. Die Höhe der leistungsabhängigen Schwerverkehrsabgabe (LSVA) ist nämlich abhängig vom Schadstoffausstoss, der von den Betreibern verfälscht wird. Gestützt auf die Zahlen aus Deutschland und Messungen des «Kassensturzes» rechnet der Verein Alpeninitiative mit Einnahmeverlusten in Millionenhöhe für die Schweiz. Wie David Marquis von der Oberzolldirektion erklärt, haben die Manipulationen jedoch keine Auswirkungen auf die LSVA. Massgebend für deren Berechnung seien die Angaben im Fahrzeugausweis.