Tagungsberichte
Schadensmanagement – zum richtigen Umgang mit Transportschäden
Tritt ein Schadensfall ein, ist guter Rat teuer – das gilt auch für die Transport- und Logistikbranche. Wie sind die Beweise zu sichern? Welche Personen müssen informiert werden? Welche weiteren Massnahmen tun not? Nur bei einem richtigen Umgang mit dem Transportschaden können Rechtsnachteile vermieden werden.
Diese Fragen waren Gegenstand der „5. Luzerner Transportrechtstage“ am 5. März 2015, zu der die Kompetenzstelle für Logistik- und Transportrecht (KOLT) der Universität Luzern und der Swiss Shippers´ Council (SSC) ins Verkehrshaus Luzern geladen hatten. Die jährliche Veranstaltungsreihe ist zu einem festen Termin in der Agenda von Juristen und Praktikern geworden und konnte wiederum einen Teilnehmerzuwachs verzeichnen. Wie jedes Jahr diskutierten Vertreter aller Verkehrsträger (Strasse, Schiene, Schiff und Flugzeug) sowie der Versicherungen die rechtlichen und praktischen Probleme von Transportschäden im Rahmen von Inputreferaten und Panels.
Schaden als Phänomen
Mit „Schadensszenarien aus Sicht des Versicherers“ schilderte Axel Salzmann (KRAVAG) die steigenden Risikopotentiale in der Wertschöpfungskette. Als Ursachen machte er neben der fortschreitenden Globalisierung und dem zunehmenden Outsourcing die verkürzten Produktionszyklen zur Vermeidung von Lagerkosten und möglichst preisoptimierte Transportwege selbst für sehr werthaltige Güter aus. Er verdeutlichte anhand einer Risikolandkarte die typischen Gefahren für globale Lieferketten und nannte die prägenden Faktoren: Umweltkatastrophen, Lieferengpässe und Streiks zählen ebenso dazu wie kriminelle Aktivitäten, Staatsverschuldungen und politische Unruhen. Ein wachsendes, aber bisher unterschätztes Problem stellen die weltweit strengeren rechtlichen Rahmenbedingungen dar.
Prof. Andreas von Ziegler (Vorstandsmitglied SSC) befasste sich in seinem Inputreferat mit dem „Transportschaden im Recht“. Die zahlreichen Akteure in der Logistikkette, die örtliche Verschiebung der Waren und die teilweise langen Transportwege ergeben ein komplexes Geflecht nationaler und internationaler Regelungen mit zahlreichen Sondervorschriften für die Behandlung von Schäden im Gütertransport.
Aus Schaden klug werden
Das erste Panel, geleitet von Rolf Käppeli (tsm Versicherungsgesellschaft), behandelte die Möglichkeiten und Fallstricke des sog. Fact Finding. Die Referenten gaben konkrete Handlungsanweisungen zur Feststellung, Minderung und Meldung eines Transportschadens. Sie betonten die Notwendigkeit, den Regress fristgereicht vorzubringen, Reparaturen und Ersatzlieferungen zu organisieren, die havarierte Ware geeignet zu behandeln und die Restwerte zu verkaufen – und nicht zuletzt auch die Transportsicherheit zu verbessern.
Das zweite Panel unter der Leitung von Dr. Vesna Polic (gbf Rechtsanwälte) widmete sich dem Kernthema der Veranstaltung – der Schadensaufarbeitung. Anhand von Standard-Entladeprozessen eines Grossverteilers wurden die Herausforderungen deutlich, die bei der Bewältigung der täglichen Lieferflut zu meistern sind. Dabei lässt sich nicht jeder Artikel auf Mängel kontrollieren, und doch müssen die Rügefristen eingehalten werden. Im Rahmen des dritten Panels, geleitet von Prof. Andreas Furrer (Universität Luzern), wurden abschliessend prozessuale und strategische Fragen aus der Sicht des Frachtführers, des Anwalts und des Richters beleuchtet. Dabei wurde insbesondere der Beweiswert von Parteigutachten und Gerichtsgutachten kontrovers diskutiert.
Im Rahmen der KOLT werden diese Diskussionen weitergeführt. So wird Mitte August 2015 an der Eröffnungsveranstaltung ein Forum geboten, aktuelle Aspekte der „Gefahrguttransporte“ zu erörtern, und an einer Tagung im September 2015 das Thema „Korruption in der Lieferkette“ analysiert.
Juana Vasella, mag. iur., RA und Admira Besic, MLaw sind wissenschaftliche Assistentinnen an der Universität Luzern und Mitarbeiterinnen der KOLT.
Dieser Beitrag ist bereits in der Zeitschrift "uniluAktuell" (Nr. 51 von April 2015, S. 18) erschienen. Ein ausführlicher Tagungsbericht wird in "TranspR 1/2016" veröffentlicht werden.