Liebe Studentinnen und Studenten
Das Herbstsemester 2020 ist in vollem Gange – online. Wir haben uns alle enorm Mühe gegeben, um so schnell wie möglich wieder in den Präsenzmodus zurückzukehren, den Unterricht, den wir noch anfangs des Frühjahrssemesters 2020 geniessen durften und der so jäh und brutal von der Pandemie unterbrochen wurde. Wir wollten das Herbstsemester zusammen im Präsenzmodus in Angriff nehmen, die neuen Studierenden mit offenen Armen und persönlich begrüssen. Es ging nicht. Früher als manch andere Institutionen mussten wir uns, die Universitätsleitung, zusammen mit allen Dekanen der Fakultäten, dazu entscheiden, das Herbstsemester im hybriden Modus zu starten. Mit Eulen, neu berechneten Kapazitätsgrenzen der Hör- und Seminarsäle und mit Schutzkonzepten aller Art haben wir versucht, das Herbstsemester so nicht-virtuell wie nur möglich zu gestalten. Der Start hat funktioniert – auch dank Ihnen allen. Dafür möchte ich mich bei Ihnen bedanken.
Jene, die an die Universität kommen konnten, sind gekommen. Jene, für die es aus gesundheitlichen – oder anderen – Gründen nicht ging, haben virtuell an den Veranstaltungen teilgenommen. Sie alle haben viel Geduld und Verständnis gezeigt. Gerade für unsere neuen Studierenden muss es nicht einfach gewesen sein, so ins langersehnte Studium an der Universität zu starten. Keine Eule der Welt, kein Zoom und kein Desinfektionsspray können die prickelnde Atmosphäre eines Universitätslebens, mit all den neu zu entdeckenden Fächern, Dozierenden, Mitstudierenden, den Angestellten der Dienste, der Bibliothek und der Mensa ersetzen. Und dann wurde es noch schlimmer: Wir sahen uns gezwungen, Massnahmen zu ergreifen, die dieses Universitätslebensgefühl noch viel stärker beeinträchtigten. Seit mehreren Wochen wird nur noch online unterrichtet. Wir sehen uns nur noch in Miniaturvideos - in Ausschnitten von unseren Persönlichkeiten, die uns nicht gerecht werden. Wir hören uns nur, wenn wir uns «unmuten» - und bitte nur sequenziell. Das lustige Tischklopfen nach einer Vorlesung, der wahre Lohn eines Dozierenden, wird durch gelbklatschende Händchen in einer Ecke der Miniaturen unserer selbst ersetzt.
Und doch: wir sind privilegiert, dass wir trotz der schlimmen Situation das Beste daraus machen können – gemeinsam. Wir sind alle weiterhin aufeinander angewiesen, darauf, dass wir zusammenarbeiten, dass wir faire, digitale Examensformate aufbauen, dass wir ebenso fair einander gegenüber – und ehrlich zu uns selbst - die Möglichkeiten des Schummelns nicht ausnutzen. Und wir geben uns vor allem Mühe, gesund zu bleiben, um uns und unsere Mitmenschen zu schützen. Mittlerweile kennen wir alle eine Person, die von der Pandemie erfasst wurde, diese überstanden hat, noch mit ihr kämpft oder diesen Kampf gar verloren hat. An der Universität sind wir alle von der Pandemie betroffen, die Studierenden, die Dozierenden, das Personal – das Virus kennt keine Kategorien. Und so viele von uns mussten bereits in die Quarantäne – sogar mehr als einmal. Es sind schwere Zeiten für die Individuen, für Institutionen und die Gesellschaft allgemein. Meistern wir sie zusammen. Und auch wenn es leicht abgedroschen klingen mag: es werden bessere Zeiten kommen, da können wir uns gewiss sein.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen – uns allen – eine besinnliche Adventszeit, einen guten Abschluss dieses Herbstsemesters und vor allem einen ungebrochenen Mut und viel Zuversicht, auf dass 2021 ein deutlich besseres Jahr werden wird.
Prof. Dr. Alexander H. Trechsel, Prorektor Forschung