Geschätzte Studentinnen und Studenten
Es ist Ihnen wohl nicht entgangen, dass in den letzten Monaten in den Medien die Frage nach der Nützlichkeit von geistes- und sozialwissenschaftlichen Studien thematisiert worden ist. Vereinzelt wurde wieder – wie schon 2013 – der Ruf laut, man möge für diese Fächer einen Numerus clausus einführen, weil sonst zu viele junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ausgebildet würden, die der Arbeitsmarkt gar nicht nachfrage. Mehr MINT-Studierende (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) sei das Gebot der Stunde.
Die Universität Luzern ist von solchen Anliegen in besonderer Weise angesprochen, weil sie keine MINT-Fächer führt. Das ist nicht ihr eigener Entscheid, sondern der Entscheid des Luzerner Gesetzgebers. Hat er etwas falsch gemacht? Meine Überzeugung ist, dass er gar nichts falsch gemacht hat. Die Absolventinnen und Absolventen der Universität Luzern finden im Durschnitt sehr gut Zugang zum Arbeitsmarkt, wie wir aus Erhebungen des Bundesamtes für Statistik wissen. Und ganz allgemein ist aus Untersuchungen bekannt, dass Geistes- und Sozialwissenschaftler/innen spätestens fünf Jahre nach Beendigung des Studiums keine höhere Arbeitslosenrate verzeichnen als Absolvent/innen anderer Studienrichtungen.
Es ist allerdings nicht falsch, wenn sich geistes- und sozialwissenschaftlich orientierte Universitäten wie die Universität Luzern Gedanken darüber machen, wie sie sich – bei Aufrechterhaltung eines nicht einseitig auf ökonomische Imperative ausgerichteten Studienprogramms – um eine gewisse Praxisnähe und Praxisrelevanz bemühen. In diesem Sinn habe ich mit Interesse und Aufmerksamkeit zur Kenntnis genommen, dass eine Absolventin eines unserer Bachelorstudiengänge in einem vor einigen Tagen in der NZZ erschienenen Interview sagte: „In Luzern habe ich immer ein bisschen den Praxisbezug vermisst.“ Bei der Überprüfung von Studiengängen, die wir im Interesse der Qualitätssicherung durchführen, soll diesem Anliegen jedenfalls die gebührende Aufmerksamkeit geschenkt werden.
Ich wünsche Ihnen einen guten Semesterendspurt und einmal mehr viel Erfolg bei Qualifikationsarbeiten.
Prof. Dr. Paul Richli, Rektor