Vortrag auf Tagung in Berlin von Dr. Aleksandra Brand
Nach mir die Sintflut? Ein Vortrag über die Arbeitsmoral der Urchristen, Gleichnisse und der Notwendigkeit des Investierens
Dr. Aleksandra Brand hat vergangene Woche an einer intradisziplinären Tagung der ET – Deutsche Sektion teilgenommen. Mit Ihrem Vortrag „Nach mir die Sintflut: Absurdität ethischen Handelns im Hinblick der Naherwartung?“ eine biblische Perspektive auf die philosophische Anfrage der Absurdität zu geben versucht. Mit den vielen Beiträgen und Diskussionspartnern aus der systematischen und praktischen Theologie war es ein besonders lehr- und erfahrungsintensiver Austausch.
Ihr Vortrag fokussierte folgende Aspekte:
Die Neutestamentliche Rede von der Naherwartung ist zentral für die jesuanische Botschaft vom Himmelreich (Mt 10,7) und wird mit den theologischen Begriffen der Eschatologie oder Parusie reflektiert. Unterschiedliche Bilder und Metaphern werden genutzt, um diese Situation zu beschreiben; das Ende ist Nahe und der Christ solle sich bereithalten (Mt 24,37f. par. Lk 17,26f.) Dramatische Szenen des Gerichts, wo Heulen und Zähneklappern das akustische Surrounding bilden und Bilder der Zerstörung gemalt werden, kommen vor, neben festlichen Visionen wenn das Himmelreich wirklich da ist (vgl. Mt 22,2).
Bis dahin aber, so scheint es, geht es absurd zu: Im Rahmen einer Berufungserzählung (Mt 8,22), meint Jesus, dass die „Toten ihre Toten begraben sollen“. Auch in Bezug auf den Umgang mit dem „Mammon“, der Besitz meint (vgl. Lk 16,13 und Lk 16,9): Einmal heißt es, man kann nicht Gott dienen und dem Mammon, aber dann, man soll sich mit dem Mammon Freunde machen. Und auch die Ur-Christen haben Schwierigkeiten damit (1 Kor 6,13), womit der Fluchtpunkt beschrieben wäre: Wieso ethisch handeln, wenn doch das Ende nah ist?
Markant sind Spannungen und Dialektiken, die aber nicht als das Absurde aus der Welt hinausführen (wie die Philosophie meint), sondern mitten in die Welt hinein, weil der Wert des Lebens fokussiert wird. Dieses ist nicht zu nivellieren, sondern zu verantworten, zu organisieren und zu genießen (vgl. Mk 14,3-9). Das Gegenteil von Absurdität ist Sinn, biblisch gesprochen ist es Wert (Mk 8,35). Der dem zu Grunde liegende schöpfungstheologische Grundgedanke ist die Logik des geschenkten Lebens. Nachfolge, die Erkundung des Weges im Leben mit Gott und Jesus, ist dann nämlich nicht von Absurditäten geprägt, sondern durch die Qualität des Lebens als Gewinn (Mk 4,25) – auch heute.
Link zum Programm der Tagung https://fb07-tagungen.uni-frankfurt.de