Lars P. Feld: Wenig Sorge um Tilgung der Corona-Schulden in Deutschland und Schweiz
In einem Video-Interview im Rahmen der Reichmuth & Co Lectures äussert sich der deutsche Ökonom Lars P. Feld zu aktuellen finanzpolitischen Herausforderungen wie dem Umgang mit Staatsschulden und öffentlichen Mitteln in Zusammenhang mit der Corona-Pandemie.
Im Gespräch mit Prof. Dr. Christoph Schaltegger, Professor für Politische Ökonomie an der Universität Luzern, betont Feld, dass die durch die Pandemie verursachte Schuldenlast durchaus historische und teils auch bedenkliche Dimensionen annehme. In Deutschland und in der Schweiz sollte jedoch laut dem Ökonomen eine mittelfristige Konsolidierung der Schulden durch Wirtschaftswachstum und gleichzeitiger Ausgabenkontrolle ohne grössere Probleme erreicht werden können. Für Deutschland rechnet er nach dem Ende der Pandemie mit einer Schuldenquote von 70 bis 75 Prozent, was deutlich weniger ist als nach der letzten Finanzkrise.
Nachdenklicher stimmt den Ökonomen die übermässige Verschuldung gewisser Länder in der europäischen Währungsunion, speziell auch diejenige Italiens. Die Verschuldung dieser Länder könne zur Konsequenz haben, dass die EZB in Zukunft monetäre Staatsfinanzierung betreiben wird oder dass es unausweichlich wird, dass die Europäischen Union dauerhaft fiskalpolitische Kompetenzen erhält, um in der Währungsunion eine Stabilisierung herbeizuführen. Eine solche Entwicklung ist laut Lars P. Feld wenig wünschenswert, weil dadurch falsche Anreize gesetzt werden.
Darüber hinaus betont Feld die Wichtigkeit von technischem Fortschritt und Innovation bei der Tilgung der durch die Corona-Krise entstandenen Schulden. Aufgrund der demografischen Entwicklung sei in Deutschland und in der Schweiz kein Wirtschaftswachstum über Beschäftigungsgewinne zu erwarten. Jedoch könne dieses mit einer gesteigerten Innovationskraft erreicht werden. Dafür müssten die richtigen Rahmenbedingungen geschaffen und gewisse staatliche Regulierungsbereiche hinterfragt werden. Dass Deutschland zur temporär ausgesetzten Schuldenbremse zurückkehrt, erwartet Feld eher für das Jahr 2023 als für 2022. Weiteres Sparpotential sieht er im Falle Deutschlands mitunter auch in dem in den letzten Jahren ausgebauten Rentensystem.
Professor Dr. Dr. h.c. Lars P. Feld ist Direktor des Walter Eucken Instituts an der Universität Freiburg i. Br.. Von 2011 bis 2021 war er Mitglied des Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland. 2017 wurde er mit der Ehrendoktorwürde der Universität Luzern ausgezeichnet.