Kurt Kardinal Koch gratuliert zu 50 Jahren Judaistik in Luzern
Im Jahr 1971 wurde erstmals Judaistik in Luzern gelehrt. Zehn Jahre später wurde das Institut für Jüdisch-Christliche Forschung (IJCF) gegründet. Anlässlich dieser beiden Jubiläen blickte Kurt Kardinal Koch auf die Geschichte des jüdisch-christlichen Dialogs zurück und verwies auf dessen bleibende Wichtigkeit.
Die Jubiläumsfeier fand am 5. Oktober im Hörsaal 1 der Universität Luzern statt. Trotz Zertifikatspflicht fand sich eine ansehnliche Zuhörerschaft ein, um dem Festakt beizuwohnen.
Den Abend eröffnete das Streichquartett unter der Leitung von Nevena Tochev. Nach einem sehr persönlichen Grusswort von Rektor Bruno Staffelbach nahm die Leiterin des Instituts für Jüdisch-Christliche Forschung (IJCF), Frau Prof. Dr. Verena Lenzen, das Publikum mit auf einen Gang durch die Institutsgeschichte. Dabei erinnerte sie nochmals besonders an die Verdienste von Prof. Dr. Clemens Thoma (1932-2011), dessen Initiative sowohl die Judaistik in Luzern als auch das IJCF ihre Existenz verdanken.
Doppeltes Jubiläum
Die Institutsleiterin konnte selbst auf ein 20-jähriges erfolgreiches Wirken für die Judaistik und den jüdisch-christlichen Dialog zurückblicken. Für ihren unermüdlichen und tatkräftigen Einsatz gratulierten ihr die Mitarbeiter:innen des Instituts, stellvertretend durch Dr. Simon Erlanger (Lehr- und Forschungsbeauftragter am IJCF). Eine Herausforderung und Aufgabe bleibt die zukünftige Arbeit in Forschung, Lehre und Dialogarbeit. Angesichts des zunehmenden Antisemitismus sind das wissenschaftliche und gesellschaftliche Engagement im interreligiösen Dialog gefordert.
Höhepunkt des Abends bildete der Festvortrag des aus Rom angereisten Kurt Kardinal Koch. Als Präsident der päpstlichen Kommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum stellt er eine Schlüsselfigur im weltweiten jüdisch-christlichen Dialog dar und konnte somit aus erster Hand über die Begegnung von römisch-katholischer Kirche und dem Judentum berichten. Er widmete sich der besonderen Beziehung, in welcher Judentum und Christentum zueinanderstehen und beschrieb dabei die Relevanz eines ethischen und theologischen Dialoges, der zwischen den beiden Religionen besteht.
Besinnung auf jüdische Wurzeln
Kardinal Koch eröffnete seine Rede mit der Feststellung, «dass die Kirche sich selbst nicht verstehen kann ohne Referenz zum Judentum». Dies sei auch der Grund gewesen, weshalb die Konzilserklärung Nostra Aetate (Über die Haltung der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen) eines der zentralsten Dokumente des zweiten Vatikanums geworden sei und als solches bis heute seine Wirkung entfalte. Im Rückblick sei es bedauerlich, dass erst die Katastrophe der Shoah ein wirkliches Umdenken auf christlicher Seite bewirkt und einen Dialog auf Augenhöhe möglich gemacht habe.
Es sei daher wichtig, dass sich die Kirche auf ihre jüdischen Wurzeln zurückbesinne und den mit Nostra Aetate eingeschlagenen Weg fortsetze. Das Judentum dürfe dabei auf die katholische Kirche als verlässliche Partnerin vertrauen. Kardinal Koch ging sodann auf einige der wichtigsten Schreiben von katholischer und jüdischer Seite ein, bevor er im Ausblick darauf hinwies, dass trotz dem bisher Erreichten noch viel zu tun bleibe. Zum Abschluss dankte er dem Institut für Jüdisch-Christliche Forschung für die bereits geleistete Arbeit und wünschte allen Beteiligten für die Zukunft alles Gute.
Beiträge zu den Jubiläen
SRF Kultur-Aktualität
kath.ch