Horizon 2020 – Universität Luzern erstmals beteiligt
Das EU-Forschungsprojekt "PanCareFollowUp" untersucht die Organisation von Nachsorge-Untersuchungen bei Kindern, die eine Krebserkrankung überlebt haben. Mit dabei: ein Team der Luzerner Gesundheitswissenschaften.
Die Therapie für Kinder und Jugendliche mit Krebs hat in den letzten Jahrzehnten grosse Fortschritte gemacht. Heute können über 80 Prozent der Patientinnen und Patienten geheilt werden. Die Kehrseite dieses Erfolges: teilweise schwere Spätfolgen, an denen viele der ehemaligen Patientinnen und Patienten leiden. Um jene frühzeitig erkennen und behandeln zu können, sind regelmässige Kontrollen und Nachsorge wichtig. Hier setzt das internationale Projekt an, das im Rahmen des Programms Horizon 2020 der Europäischen Union mit total 4 Mio. Euro dotiert ist.
Messinstrumente und Kosten-Nutzen-Analyse
Forschende von 14 Partnerinstitutionen aus 10 Ländern untersuchen, wie die Nachsorge nach einer Krebstherapie in der Kindheit am besten organisiert werden kann. Die Universität Luzern ist mit einer Professorin, einem Professor und einer Postdoc-Forschungsmitarbeiterin beteiligt.
Mit ihrem Background in Psychologie und Epidemiologie ist Prof. Dr. Gisela Michel, ausserordentliche Professorin für "Health and Social Behaviour", verantwortlich für die Instrumente zur Messung der persönlichen Erfahrungen und medizinischen Beschwerden der Patientinnen und Patienten. Erhoben werden sollen verschiedene Parameter wie psychische Belastung, Lebensqualität und chronische Müdigkeit vor und nach der Nachsorge.
Prof. Dr. Stefan Boes ist als ordentlicher Professor für Gesundheitsökonomie für die Kosten-Nutzen-Analyse der Nachsorge zuständig. Bei der Evaluation wird der Aufwand, den die Betroffenen für die Nachsorge-Untersuchung betreiben müssen, dem Nutzen durch die frühzeitige Erkennung von Erkrankungen gegenübergestellt. Mit den der Universität Luzern zugesprochenen 220'000 Euro kann Katharina Roser im Projekt als Postdoc-Forschungsmitarbeiterin angestellt werden. Sie arbeitet in beiden Bereichen mit.
Prorektor Forschung, Prof. Dr. Alexander Trechsel, erklärt: "Für die Universität Luzern ist es ein grosser Erfolg, in diese Forschung miteingebunden zu sein." An einem europäischen Horizon 2020-Grossprojekt teilzunehmen, sei einem Team der Universität Luzern hiermit erstmals gelungen. "Das ist als internationale Anerkennung zu werten; auch wird dadurch die Forschung in den Gesundheitswissenschaften an der Universität Luzern bereichert."
Anwendungsorientierte Ergebnisse geplant
Das Ziel des auf fünf Jahre angelegten Projekts bildet die Erarbeitung einer sogenannten PanCareFollowUp-Intervention. Es handelt sich hierbei um ein "personenzentriertes Nachsorgemodell", das kürzlich entwickelt wurde. Dabei werden Patientinnen und Patienten in die Entscheidungen miteinbezogen und können so Verantwortung für ihre Gesundheit übernehmen. Dies ist besonders wichtig, da die Patienten zum Zeitpunkt der Erkrankung Kinder waren und die Verantwortung von den Eltern übernommen wurde. Zudem sollen die Richtlinien zu allen möglichen Spätfolgen einer Krebstherapie vervollständigt werden. Ebenfalls auf dem Plan stehen die Realisierung eines europäischen Survivorship-Passes, der detaillierte Informationen zur Diagnose, Therapie und dem Risiko für allfällige Spätfolgen enthält, sowie eine "e-Lifestyle-Intervention". Bei letzterem handelt es sich um eine App, mit deren Hilfe das Gesundheitsverhalten von Betroffenen verbessert werden soll. Die Studie wird in vier Kliniken in Belgien, Italien, Schweden und in der Tschechischen Republik durchgeführt. Eine Anwendung der Forschungsergebnisse soll nachher in ganz Europa möglich sein.
Neben Spezialistinnen und Spezialisten aus diversen Bereichen wie pädiatrische Onkologie, Statistik und Sportwissenschaften sind auch ehemalige Patientinnen und Patienten im Projekt aktiv. Durchgeführt wird die Forschung von PanCare, einem europäischen, multidisziplinären Netzwerk im Bereich Nachsorge von Krebserkrankungen bei Kindern und Jugendlichen. Die Projektleitung liegt bei Professorin Leontien Kremer vom Princess Máxima Center für Pädiatrische Onkologie in Utrecht (Niederlande). Mitte Januar trafen sich alle Beteiligten zum Kick-off in Amsterdam. Um die Zusammenarbeit und den Austausch zu gewährleisten, wird dieses Meeting alle sechs Monate wiederholt.