Forschung zur Regulierung der "Distributed-Ledger-Technologie"
Für ihr Dissertationsprojekt im Bereich Regulierungen von Dokumentationstechnik macht Golnaz Abdollahi Jafari den Gang ins Ausland. Ermöglicht wird dies durch ein Mobilitätsstipendium des Schweizerischen Nationalfonds.
"Distributed-Ledger-Technologie" (DLT) ist eine Dokumentationstechnik von Transaktionen. Sie kann als computerisierte und globale Datenbank definiert werden, welche Transaktionen in Form von Blöcken zusammenführt. Die DLT ermöglicht, im Gegensatz zu klassischen Dokumentationstechniken von Transaktionen, Daten nach Bedarf zu verbreiten und mehreren Personen die Berechtigung zu deren Bearbeitung zu erteilen. Die Teilnehmenden besitzen im Netzwerk ausschliesslich eine mathematische Identität, durch welche sie Anonymität beziehungsweise Pseudonymität erhalten. In einem DLT-Netzwerk werden intelligente Vertragscodes erstellt, die Bedingungen zwischen den an einer Transaktion beteiligten Personen definieren, ohne dass dafür menschliches Zutun nötig ist. Golnaz Abdollahi Jafari führt aus: "Die Automatisierung ist ein wesentliches Merkmal intelligenter Vertragscodes, wobei der Aufbau des DLT-Netzwerks Auswirkungen auf die Definition und den Einsatz des intelligenten Vertragcodes hat." Das mehrstufige Regulationssystem der EU werfe jedoch Fragen bezüglich der Rechtmässigkeit der Erstellung und der Anwendung intelligenter Vertragscodes in Europa auf, welche dringend geklärt werden müssten, da die DLT-Dokumentation zukünftig noch weiter an Bedeutung gewinnen werde.
Im Rahmen ihres Dissertationsprojekts "Smart Contracts in a Pseudonymous Digital Environment. Enforceability in a Multi-Level Regulatory EU Context" forscht Abdollahi Jafari unter der Betreuung von Prof. Dr. Malte Gruber zu den Auswirkungen des mehrstufigen Regulierungssystem der EU und der Schweiz auf die DLT. Nebst der theoriebasierten Analyse zu neuesten Entwicklungen in der Gesetzgebung und vorgeschlagenen Initiativen bezüglich der Regulierung von DLT arbeitet sie einen konkreten Vorschlag für die Gestaltung eines wirksamen Regulierungssystem aus. Ziel ist es, mit dem Projekt Klarheit bezüglich der spezifischen Herausforderungen, welche das Konzept von Pseudonymität für die Durchsetzung intelligenter Vertragcodes bedeutet, zu bringen.
Aufenthalte in Norwegen und Schweden
Gefördert durch ein sogenanntes Doc.Mobility-Stipendium des Schweizerischen Nationaldonds (SNF), tritt Golnaz Abdollahi Jafari im Februar 2020 einen 18-monatigen Forschungsaufenthalt an. Die ersten zwölf Monate verbringt sie am Forschungszentrum für Computer und Recht (Senter for rettsinformatikk, SERI) der Universität Oslo. Ihr Betreuer vor Ort wird Professor Lee Adrew Bygrave sein, der sich in seinen Forschungen mit Regulationen im Internet auseinandersetzt. Die verbleibenden sechs Monate forscht Abdollahi Jafari an der Universität Stockholm am Swedish Law and Informatics Research Institute (IRI). Während dieser Zeit wird sie von Professor Peter Wahlgren unterstützt, dessen Forschungsinteresse Rechtsmethoden, proaktives Recht, rechtliche Risikoanalysen und Gesetzgebungstechniken umfasst. Über ihre Mentoren sagt Golnaz Abdollahi Jafari: "Die beiden Wissenschaftler verfügen über einschlägige Fachkentnisse, mit denen sie mich besonders gut unterstützen können. Von dieser Zusammenarbeit profitieren sowohl meine Dissertationsarbeit als auch ich in meiner persönlichen und akademischen Entwicklung." Durch das SNF-Stipendium biete sich die Möglichkeit, die Substanz ihrer laufenden Promotion "wesentlich zu vertiefen".