Ein Erstgeborenes beeinflusst den Lohn einer Frau negativ
Frauen müssen mit der Geburt ihres ersten Kindes Lohneinbussen in Kauf nehmen. Zu diesem Schluss kommt Lucas Tschan, Master-Student der Politischen Ökonomie an der Universität Luzern, in seiner Master-Seminararbeit.
Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen werden in der akademischen Landschaft, auf politischer Ebene und in der breiten Öffentlichkeit diskutiert. In diesem Kontext wird auch der Einfluss der neugeborenen Kinder auf die Löhne zwischen Mann und Frau untersucht. Frauen sehen sich gemäss aktuellen Studien oft einem "Motherhood wage penalty" ausgesetzt, also Lohneinbussen aufgrund der Geburt eines Kindes. Lucas Tschan hat im Rahmen seiner Seminararbeit erforscht, ob ein solcher "Motherhood wage penalty" auch in der Schweiz existiert.
Die erste Grafik zeigt die wichtigste Erkenntnis der Arbeit in anschaulicher Form: Während die Median-Löhne der Männer im verwendeten Datensatz von der Geburt des ersten Kindes nicht beeinflusst werden, reduzieren sich die Median-Löhne der Frauen statistisch signifikant nach unten. Die Hauptursache dafür ist, dass Frauen ihr Arbeitspensum nach der Geburt des ersten Kindes um die Hälfte reduzieren, währenddem die Männer durchschnittlich gesehen ihr Arbeitspensum nicht reduzieren (siehe zweite Grafik). Interessanterweise, bleibt dieser Unterschied bis lange nach der Geburt des ersten Kindes bestehen, was wiederum die Auswirkung hat, dass der Lohnunterschied zwischen den Geschlechtern auch in der längeren Frist sehr gross bleibt. Die Arbeit zeigt ebenfalls, dass wenn die Datengrundlage soweit angepasst wird, dass nur noch vollzeitarbeitende Männer und Frauen berücksichtigt werden, ebenfalls ein grösserer Lohnunterschied nach der Geburt des ersten Kindes entsteht.
Um aussagekräftige Resultate zu erhalten, wurde einerseits ein robustes ökonometrisches Modell erstellt, welches für die Resultate Eigenschaften wie Alter, Ausbildung oder berufliche Stellung berücksichtigt und andererseits ein umfangreicher Datensatz verwendet. Die Daten stammen aus dem Schweizer Haushalt-Panel, einem schweizweit einmaligen Bestand an längsschnittlichen Daten und ermöglicht aussagekräftige Resultate für die ganze Schweiz. Die Datenerhebung startete im Jahr 1999 mit einer ersten Stichprobe von 5074 Haushalten, beziehungsweise 12'931 Haushaltsmitgliedern. Seit 2013 gibt es eine dritte Stichprobe mit 4093 Haushalten und 9945 Individuen. Die Seminararbeit wurde von Prof Dr. Stefan Boes, Professor für Gesundheitsökonomie und Direktor des Center for Health, Policy and Economics an der Universität Luzern, betreut.