Dies Academicus 2022
Die Universität Luzern hat am Donnerstag, 3. November 2022, ihren Dies Academicus gefeiert. Im Zentrum standen die Ehrungen durch die Universität und die Fakultäten sowie die Festansprache von Prof. Dr. Bernhard Rütsche.
Bernhard Rütsche, stellvertretender Rektor, Prorektor Universitätsentwicklung und Professor für Öffentliches Recht und Rechtsphilosophie, widmete die Festrede dem Verhältnis zwischen Recht und Moral und formulierte dabei drei Thesen: Formal sollten Recht und Moral als zwei verschiedene Normensysteme auseinandergehalten werden; inhaltlich gebe es zwischen den beiden Systemen Spannungen, zu einem grossen Teil aber auch Überschneidungen. Welche moralischen Normen zu allgemeingültigem, verbindlichem Recht werden, habe primär der demokratische Gesetzgeber zu entscheiden. In einem säkularen Rechtsstaat hätten Gerichte dem Gesetzgeber dann Grenzen zu setzen, wenn er relative, kulturell bedingte Moralvorstellungen über universelle Menschenrechte stellt.
Klares Profil weiter geschärft
Die Universität Luzern habe mit ihrem Fokus auf die Humanwissenschaften ein klares Profil, sagte Rektor Prof. Dr. Bruno Staffelbach. Das sei in diesem Jahr weiter geschärft worden, unter anderem mit der Zustimmung des Kantonsrats zur Umwandlung des Departements Gesundheitswissenschaften und Medizin in eine Fakultät und der Schaffung einer neuen Fakultät für Verhaltenswissenschaften und Psychologie.
Der Zeitplan sieht für 2023 die Gründung der neuen Fakultät, die Einrichtung eines verhaltenswissenschaftlichen Forschungslabors sowie Wahllehrveranstaltungen bestehender Professuren zur Inklusions-, Unternehmens- und Resilienzforschung für alle Fakultäten vor. Zudem sollen die ersten neuen Professuren besetzt werden. Im Herbst 2024 startet der erste Bachelorstudiengang, 2027 der erste Masterlehrgang in Psychologie. Dabei sind die drei Vertiefungen Gesundheits- und Rehabilitationspsychologie, Rechtspsychologie sowie Kinder- und Jugendpsychologie vorgesehen.
Gesundheit und Digitalisierung aus humanwissenschaftlicher Sicht
Im Verbund der sechs Fakultäten werde sich die Universität zudem humanwissenschaftlich mit zwei zentralen Megatrends auseinandersetzen, die sie schon lange beschäftigten: Gesundheit und Digitalisierung. Dazu sollen gesamtuniversitäre Zentren geschaffen werden, welche die Forschungsinitiativen der Fakultäten fördern und verknüpfen. Die Herausforderungen in diesen Bereichen wirkten analog zu Corona, so der Rektor weiter. «Molekularbiologisch greift das Virus weltweit überall gleich an. Dass sich die Folgen von Land zu Land und von Kanton zu Kanton unterscheiden, ist also nicht molekularbiologisch erklärbar, sondern durch die Menschen und ihre Institutionen, also humanwissenschaftlich.» Auch Elektronik, Informatik und Computerprogramme würden weltweit überall gleich funktionieren. «Aber an einem Ort gibt es ein Silicon- oder ein Krypto-Valley, und an anderen Orten nichts. Es sind also nicht elektro-, Informatik- oder Computertechnische Faktoren, welche die Unterschiede bestimmen, sondern humanwissenschaftliche Aspekte», so Staffelbach weiter.
Wissenschaft gefordert
Regierungsrat Marcel Schwerzmann plädierte im Schlusswort dafür, dass die Politik wieder vermehrt Orientierung durch wissenschaftliche Grundlagen haben sollte. Die Gestaltung der Zukunft erfordere neue Netzwerke aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft als Basis für alle Herausforderungen unserer Gesellschaft – vom Klimawandel über die steigende Lebenserwartung bis zur digitalen Transformation, so der Bildungsdirektor weiter. Die Wissenschaft sei gefordert, auf die wirklich grossen Herausforderungen unserer Zeit und der Zukunft plausible Antworten zu finden, um geeignete Lösungen, Strategien und Massnahmen zu erarbeiten. «Dies erfordert eine grosse Transparenz. Genau diese gelebte Transparenz und Offenheit ist für das Vertrauen, welches das Volk der Universität Luzern entgegenbringt, unverzichtbar. Die Universität leistet hier – und dies sei in aller Deutlichkeit gesagt – eine sehr evidenzbasierte, glaubwürdige Arbeit», so Schwerzmann weiter.
Kanton Uri zu Gast
Als Gastkanton war diesmal Uri eingeladen. Regierungsrat Beat Jörg bezeichnete die Universität Luzern als «inspirierenden, hell leuchtenden Ort für Forschung und Lehre» im Bildungsraum Zentralschweiz.
Fünf neue Ehrendoktorate
Bei den anschliessenden Ehrungen und Auszeichnungen erhielten Prof. Dr. iur. et Dr. iur. can. Mary McAleese, Prof. Dr. Hanspeter Kriesi, Prof. em. Dr. Pietro Costa, Prof. Dr. Cait Lamberton sowie Prof. Dr. med. Verena Briner die Ehrendoktorwürde. Der «Credit Suisse Award for Best Teaching» ging an Dr. Patrick Schenk. Der Universitätsverein verlieh seine Dissertationspreise an Sr. Dr. Franziska Mitterer, Dr. des. Markus Unternährer, Dr. Dario Picecchi, Dr. Melanie Häner sowie Dr. des. Yael Rachamin.
Mit dem von der ALUMNI Organisation vergebenen Preis «Alumna des Jahres» und «Alumnus des Jahres» wurden Dr. iur. Valérie Dittli, Staatsrätin des Kantons Waadt, und Dr. Patrick Huser, Delegierter des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), ausgezeichnet.
Im Anschluss an die Ehrungen präsentierten Doktorierende der vier Fakultäten und des Departements Gesundheitswissenschaften und Medizin ihre Forschungsprojekte.
Für die musikalische Rahmung des Anlasses sorgte die Formation Arlette Wismer.
Weitere Informationen:
Aufzeichnung, Referate und Impressionen vom Dies Academicus
News «Dies Academicus 2022» mit Angaben zu Ehrendoktoraten und Preisträgerinnen und -trägern
Auskunft: Lukas Portmann, Kommunikationsbeauftragter Universität Luzern, +41 41 229 50 90, lukas.portmann @ unilu.ch