Corona: «Unser Weg hat sich bewährt»

An der Universität Luzern ist das dritte Semester zu Ende gegangen, das massgebend von der Pandemie bestimmt war – eine Herausforderung für Studierende, Dozierende und die Administration. Wie wurde diese Zeit bewältigt und wie geht es weiter?

Augenschein vor dem Uni/PH-Gebäude: Mit der Teilöffnung für die Studierenden ist wieder ein wenig mehr Leben eingekehrt.

Bereits seit Anfang März 2020 gibt es zur optimalen Koordination der Corona-Massnahmen an der Universität Luzern die Taskforce «Arbeitsgruppe Corona» (AG Corona). Dieser Führungsstab hat inzwischen über 70-mal getagt. Als zwei von zwölf Mitgliedern dabei: Martina Caroni, Prorektorin Lehre und Internationale Beziehungen, und Yael Häller, bis Ende Mai Vorstandsmitglied der Studierendenorganisation SOL und unmittelbar vor dem Abschluss stehende Studentin der Rechtswissenschaft.

Welcher Corona-Moment an der Uni ist Ihnen beiden am  stärksten in Erinnerung geblieben?

Yael Häller: Als ich, um ein Buch in der Bibliothek abzuholen, das Uni-Gebäude betrat und dieses völlig leer und still vorfand – das war ein komisches Gefühl. Es machte mich traurig, die ansonsten so belebte Uni derart ausgestorben vorzufinden.

Martina Caroni: Gerade zu Beginn, im März 2020, wussten wir zwar noch nicht genau, was auf uns zukommen würde. Man fand sich aber schnell in vielen kleinen Teams zusammen, und es war allen klar, dass wir jetzt gemeinsam anpacken müssen. Dass dies so selbstverständlich und mit so grossem Engagement funktionierte, hat mich beeindruckt.

Yael Häller, wie haben Sie als Vertreterin der Studierenden die Arbeit in der AG Corona erlebt?

Anfangs musste ich meinen Platz in der Taskforce etwas erkämpfen, die Zusammenarbeit hat dann aber gut funktioniert. Den Studierenden konnte ich so viele Entscheide der Uni-Leitung besser verständlich machen. Die Zusammensetzung der AG war aber wenig studentisch geprägt. Auch die Diskussionsinhalte empfand ich, in Bezug auf Konsequenzen für die Studierenden und für die Ausbildung, deshalb oft als zu einseitig. Dennoch hatte ich das Gefühl, gehört zu werden und dass meine Stimme Gewicht hat, gerade bei Themen wie Prüfungen oder dem Zugang zur Bibliothek. Besonders die Arbeit mit Martina Caroni habe ich geschätzt. Man merkt, dass ihr die Studierenden am Herzen liegen.

Mit welchen Problemen sind Studierende an die SOL herangetreten?

Diese waren vielfältig und reichten von psychischen Problemen, die oft mit der Unsicherheit der Gesamtsituation zusammenhängen, über solche im Zusammenhang mit dem Arbeitsumfeld im beengten Zuhause bis hin zu finanziellen Problemen. Viele Studierende arbeiten in der Gastronomie, und ein Grossteil dieser Jobs fiel weg. Die Uni hat versucht, hier mit der ins Leben gerufenen Überbrückungshilfe einen Ausgleich zu schaffen, was auch enorm geschätzt wurde. Dennoch bleibt die Situation für viele ungewiss. Gerade die Online-Prüfungen haben vielen Neustudierenden Sorge bereitet.

Prof. Dr. Martina Caroni (l.) und Yael Häller

Martina Caroni, wo sahen Sie die grösste Herausforderung aus Sicht der Universität?

Eine der von Beginn an grössten Herausforderungen war, dafür zu sorgen, dass die Universität offen bleibt, auch wenn das Gebäude geschlossen ist. Lehre, Forschung, Studium und Administration sollten weiterlaufen. Diese Aufgabe sowohl organisatorisch als auch kommunikativ zu meistern, war vielleicht die grösste Herausforderung. Zudem wusste man nie, wie sich die Situation entwickeln würde. Bundesrat Berset hat das schön zusammengefasst: «Wenn wir etwas gelernt haben in der Pandemie, dann ist es, dass man immer auf Überraschungen gefasst sein muss.» In dieser Situation Planungssicherheit zu geben, die Kommunikation positiv zu gestalten, niemanden vor den Kopf zu stossen, dafür zu sorgen, dass alles weitergeht und die Studierenden kein Semester verlieren, ist eine ziemlich komplexe Angelegenheit.

Trotzdem kam es ja nie zu einem Unterbruch des  Semesters.

Caroni: Dass wir das als Uni geschafft haben: Darauf bin ich – ich gebe es offen zu – etwas stolz.

Häller: Zwar gab es manchmal auch Unsicherheiten oder es lief etwas nicht so, wie man es sich wünschte. Als Studierende fühlte man sich dennoch abgeholt. Man wusste relativ schnell, wie es weitergeht und wie die Planung aussieht.

Caroni: Rektor Bruno Staffelbach prägte schon früh einen Leitspruch, den wir immer wieder vor Augen hatten: «Günstige Voraussetzungen schaffen». Wir wollten und wollen weiterhin allen Beteiligten eine gewisse Planungssicherheit geben. Dass man zum Beispiel weiss, wann die Prüfungen stattfinden oder dass man am angekündigten Modus festhält und nicht über Nacht alles auf den Kopf stellt. Freilich, dass wir an solchen Entscheidungen festhielten, sorgte mitunter auch für harsche und offene Kritik.

Auch wenn die digitalen Vorlesungen keineswegs dasselbe sind, konnte ich das vermittelte Wissen trotzdem mitnehmen.
Yael Häller
Vertreterin der Studierenden

Wie wurde die Umstellung in den digitalen Modus bewältigt?

Caroni: Als uns klar wurde, dass wir auf den digitalen Modus würden umstellen müssen, haben alle, egal ob sie das gut fanden oder nicht, an einem Strick gezogen. Quasi übers Wochenende – die letzten analogen Veranstaltungen fanden am Freitagnachmittag statt, ab Montag früh lief alles digital – wurde «Zoom» hochgefahren und die Studierenden und die Mitarbeitenden wurden geschult, sodass wir ohne Ausfälle von Lehrveranstaltungen auf digitalen Betrieb umstellen konnten. Das ist einer der Punkte, bei denen ich sagen muss, dass alle Beteiligten hervorragende Arbeit geleistet haben.

Häller: Dem kann ich mich nur anschliessen. Die Uni Luzern hat das gut gelöst. Es funktionierte ziemlich schnell, und man hat sich mittlerweile daran gewöhnt. Auch wenn die digitalen Vorlesungen keineswegs dasselbe sind, konnte ich das vermittelte Wissen trotzdem mitnehmen. Schwieriger dürfte sich die Situation allerdings für die Erstsemestrigen und Bachelor-Studierenden präsentiert haben.

Worauf freuen Sie sich im nächsten Semester?

Caroni: Sofern die epidemiologische Entwicklung weiter so positiv aussieht, können wir uns auf eine gewisse Normalität einstellen, wohl noch mit gewissen Einschränkungen, aber mit Präsenzveranstaltungen im Uni-Gebäude. Dann ist endlich auch wieder der persönliche Austausch mit den Studierenden möglich.

Häller: Für die Studierenden wünsche ich mir das Gleiche: mit mehr Normalität in den Alltag, in den bewährten Modus zurückkehren zu können.

Welche Note würden Sie der Universität für die bisherige Bewältigung der Situation geben?

Caroni: Ich möchte das jetzt nicht mit einer Note beziffern, aber Stand heute bin ich eigentlich sehr zufrieden. Wir sind teilweise einen im Vergleich zu anderen Universitäten eigenen oder eigenwilligeren Weg gegangen und nicht einfach mit dem Mainstream mitgelaufen. Aber dies hat sich meines Erachtens für alle Angehörigen der Universität bewährt. Wir sind eben doch die «persönliche Uni», auch in dieser Situation.

Häller: Ich denke ebenfalls, die überschaubare Grösse kommt der Uni Luzern auch hier zugute. Alles ist etwas kleiner und persönlicher. Man hat versucht, das Beste aus der Situation zu machen, und ich glaube, das ist gut gelungen.

Yael Häller, Sie haben das Zepter in der AG nun an SOL-Vorstandsmitglied Noel Baumann weitergeben und beginnen nach Ihrem Studienabschluss im Herbst ein Praktikum bei der Staatsanwaltschaft in Luzern. Gibt es noch etwas, das Sie anfügen möchten?

Vonseiten der Studierenden möchte ich einen grossen Dank an alle aussprechen, die Energie, Nerven und Herzblut investiert haben, damit der Universitätsbetrieb trotz der Situation gewährleistet werden konnte. Das haben wir geschätzt.

Die jeweils aktuellsten Informationen zur Situation und den geltenden Regelungen: www.unilu.ch/safecorona