Auszeichnung für politikwissenschaftliche Studie

Ein Forschungsteam von Politikwissenschaftlern verschiedener Institutionen unter Beteiligung der Universität Luzern hat zu polarisierenden Emotionen gegenüber Parteien und ihren Spitzenpolitikerinnen und -politikern geforscht. Dafür gibt es nun einen internationalen Preis.

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Bild: ©istock.com/smartboy10

Die Vergabe des «2024 GESIS Klingemann Prize for the Best CSES Scholarship» erfolgt für den Aufsatz «Patterns of Affective Polarization toward Parties and Leaders across the Democratic World». Dieser wurde von Andres Reiljan (University of Tartu/Estland), Diego Garzia und Frederico Ferreira Da Silva (beide Universität Lausanne) und Alexander H. Trechsel, Professor für Politikwissenschaft mit Schwerpunkt Politische Kommunikation an der Universität Luzern, verfasst und ist in der international hochrenommierten politikwissenschaftlichen Fachzeitschrift «American Political Science Review» erschienen. Die Auszeichnung wird vom an der Universität Michigan (USA) domizilierten kollaborativen Programm «Comparative Study of Electoral Systems» (CSES) vergeben. Die Studie vereine, wie in der Laudatio geltend gemacht wird, «sowohl in der theoretischen Diskussion als auch im empirischen Forschungsdesign zwei Forschungsrichtungen, die sich bisher separat entwickelt haben: Polarisierung und Personalisierung.»

Im Rahmen der Forschung verglich das Team die affektive Polarisierung gegenüber Parteien («party affective polarization», PAP) mit der affektiven Polarisierung gegenüber Führungspersönlichkeiten («leader affective polarization», LAP). Affektive Polarisierung bezeichnet den Prozess, wenn Wählerinnen und Wähler gegenüber der von ihnen favorisierten Partei bzw. gegenüber denjenigen, welche diese führen, positive Gefühle empfinden – im Gegensatz zu negativen Gefühlen gegenüber anderen Parteien und ihren Exponentinnen und Exponenten. Unter anderem konnte aufgezeigt werden, dass in 37 der 40 untersuchten demokratischen Länder eine niedrigere affektive Polarisierung gegenüber Führungspersönlichkeiten, als gegenüber Parteien besteht. Dies macht deutlich, dass politische Parteien in der politischen Wahrnehmung der Wählerinnen und Wähler nach wie vor eine zentrale Rolle spielen. Eine Ausnahme bildet die USA, wo die LAP die PAP übersteigt. Gemäss den Forschenden liegt dies unter anderem im präsidialen Zweiparteiensystem der USA begründet.

Das Projekt wurde unter anderem von der Forschungskommission der Universität Luzern mit 6000 Franken und mit 2000 Franken im Rahmen der SNF-«Eccellenza»-Assistenzprofessur von Diego Garzia gefördert.

Andres Reiljan, Diego Garzia, Frederico Ferreira Da Silva, Alexander H. Trechsel
Patterns of Affective Polarization toward Parties and Leaders across the Democratic World
American Political Science Review, Volume 118, Issue 2, Mai 2024
Open-Access-Aufruf der Studie