20 Jahre Universität Luzern: Blick zurück – und nach vorn
Am Abend des 1. Oktober 2020 hat an der Universität Luzern ein Festakt stattgefunden, um das 20-jährige Bestehen der Lehr- und Forschungsinstitution zu feiern. Dabei wurde das Geschenk an die Bevölkerung eingeweiht: ein öffentlicher Themenweg durch die Stadt Luzern.
"Qualität schlägt Quantität": Das gelte – bei aller Entwicklung, die stattgefunden hat – auch noch 20 Jahre nach der Gründung für die Universität Luzern, wie Diel Tatjana Schmid Meyer zusammenfasste. Sie führte durch den Anlass, an dem rund 50 geladene Gäste aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft, Kirche und Armee teilnahmen. Schmid Meyer war unter den ersten Studierenden der 2001 eröffneten Rechtswissenschaftlichen Fakultät, absolvierte den Bachelor und den Master, erwarb das Anwaltspatent, promovierte danach und konnte 2015 ihren Doktortitel entgegennehmen. Zunächst seien sie und ihre Mitstudierenden oft gefragt worden, wo sich diese Uni denn eigentlich befinde. Eine Antwort darauf habe sich aufgrund der damals noch zahlreichen Standorte gar nicht so einfach gestaltet, "das wäre heute ungleich einfacher", so Schmid, die mittlerweile als Stv. Generalsekretärin am Kantonsgericht Luzern arbeitet, mit Hinweis auf das moderne, 2011 bezogene Gebäude bei Bahnhof, KKL und See.
Eine "Sternstunde" für die Region
Rektor Bruno Staffelbach stellte den Gästen den Themenweg vor, auf dem sich via zweisprachiger App inklusive Audioguide die Geschichte der Universität Luzern erleben lässt. Auf die Gründung bezogen, die am 1. Oktober 2000 mit dem Inkrafttreten des Universitätsgesetzes nach dem klaren Ja an der Urne, also exakt vor 20 Jahren, stattfand, sagte er: "Je nach Perspektive mag diese Gründung ein kleiner Wimpernschlag sein, gerade wenn man bedenkt, dass die erste Universität, diejenige in Bologna, bereits im Jahr 1088 gegründet wurde und die erste Akademie, jene von Platon, sogar schon 387 vor Christus. Aber für uns, für Luzern und für die Zentralschweiz, war es eine Sternstunde." Luzern sei eine Touristenstadt – auch deshalb sei es stimmig, die Geschichte der Stadt Luzern in der Form eines Stadtrundgangs zu präsentieren; für diejenigen, die tatsächlich vor Ort seien, und auch für alle Interessierten aus der Ferne. Selbstverständlich sei die Universität Luzern 2020 keineswegs am Ende ihres Weges angelangt, so Staffelbach. So stelle der Jubiläumstag unter anderem auch den offiziellen Start einer schrittweisen Anpassung des visuellen Erscheinungsbildes dar – einen ersten Augenschein vermittle die druckfrische "Luzerner Universitätsrede" Nr. 35, welche die Texte zu den Stationen des Themenwegs in gesammelter Form vereint.
Verspätung, dafür "spektakulärer Aufbruch"
Im Anschluss gingen Prof. Dr. Aram Mattioli, Professor für Geschichte der Neuesten Zeit, und Prof. Dr. Markus Ries, Professor für Kirchengeschichte, auf die wechselvolle (Vor-)Geschichte der Universität Luzern ein, die mehr als 400 Jahre bis hin zur Gründung des Jesuitenkollegiums 1574 zurückreicht. Der 1999 an die damalige Universitäre Hochschule Luzern berufene Mattioli, der sich zusammen mit Ries als Hauptautor der Stationen-Texte des Rundgangs verantwortlich zeichnet: "Die Geschichte der institutionalisierten unversitären Bildung war in Luzern seit 1830 lange von einer charakteristischen Verspätung, ja einem deutlichen Entwicklungsrückstand geprägt." Der Weg der Universität Luzern sei zwar lang gewesen, aber letztlich zu einem "spektakulären Aufbruch und auch zu einer Erfolgsgeschichte" geworden – die heutige Universität umfasst vier Fakultäten (Theologie, Kultur- und Sozialwissenschaftliche, Rechtswissenschaftliche und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät) und ein Departement (Gesundheitswissenschaften und Medizin) sowie eine Graduierten- und eine Weiterbildungsakademie.
Auch Professor Ries – 1994 an die damalige Theologische Fakultät Luzern berufen, von 2001 bis 2006 Rektor der neuen Universität, seit 2016 Prorektor für Universitätsentwicklung – unternahm einen Blick zurück und ging auf die vier Rückschläge in den verschiedenen Epochen ein, "stets verursacht durch das wissenschaftsferne Selbstverständnis der Verantwortlichen". In neuerer Zeit sei "jede vernünftige Entwicklung blockiert durch Feindschaft und Polarisierung zwischen Liberalen auf der einen und Konservativen blockiert" gewesen. "Erst als dieser Graben überwunden war, wurde möglich, was wir heute feiern: die Gründung einer Universität."
"Agil und sehr gut aufgestellt" in die Zukunft
Marcel Schwerzmann, Bildungs- und Kulturdirektor des Kantons Luzern und Präsident des Universitätsrates, merkte daran anknüpfend an, dass der Weg bis hin zur Universität in ihrer jetzigen Form tatsächlich steinig gewesen sei; mit der Gründung 2000 habe man effektiv etwas "Historisches" geschafft. Die seitherige Entwicklung gebe Anlass zur Freude: "Von 250 auf heute 3500 Studierende in 20 Jahren – wenn das keine Erfolgsgeschichte ist!", so der Regierungsrat. Die heutige Universität sei "sehr gut aufgestellt"; auch wenn sie sich natürlich nicht komplett mit einem KMU vergleichen lasse, so gelte jedenfalls auch für sie, dass sie auf dem Mark agil reagieren und entsprechend optimal auf gegenwärtige und künftige Bedürfnisse und Entwicklungen eingehe könne. Und mit Blick nach vorn: Die Universität solle massvoll weiterwachsen und das derzeitige Angebot stimmig abgerundet werden: zum einen durch den innovativen Bereich Gesundheitswissenschaften/Medizin, zum anderen mittels Verhaltenswissenschaften/Psychologie. Daraufhin enthüllte Marcel Schwerzmann symbolisch die Infotafel der ersten Station des "Wegs der Universität". Mit dem neu geschaffenen Rundgang verlasse die Universität zum einen ihr Gebäude und trete in Kontakt und in den Austausch mit der Bevölkerung, zum anderen führe sie diese – mit der letzten Station – wieder zurück zu ihrem Standort und zeige sich als offene Institution.