Linus Fessler (29) ist Rechtsanwalt, Partner in einer Anwaltskanzlei – und TV-Experte für Schwingsport. Während des Studiums selbst im Leistungssport aktiv, konnte er Eigenschaften entwickeln, die ihm auch im Berufsleben von grossem Nutzen sind.
Linus Fessler, im Januar 2024 wurden Sie Partner in der Nidwaldner Kanzlei «Blöchlinger Iten Fessler». Können Sie uns einen Einblick in Ihre Arbeit geben?
Linus Fessler: Als Rechtsanwalt bin ich auf die Beratung von Privatpersonen und Unternehmen bei der Streiterledigung und der Prozessführung, speziell im Strafverfahren, spezialisiert. Als Partner gehören – neben den juristischen Kernaufgaben – nun auch unternehmerische Fragestellungen zu meinem Alltag. In Bezug auf die strategische Entwicklung der Kanzlei, Entscheidungen über mögliche Investitionen und bei ähnlichen Überlegungen habe ich ein Mitbestimmungsrecht. Die enge Verbundenheit mit der Region Innerschweiz und die Möglichkeit, aktiv zur Entwicklung der Kanzlei beizutragen, machen meine berufliche Situation sehr erfüllend.
Nach Erwerb des Anwaltspatents waren Sie als Gerichtsschreiber am Kantonsgericht tätig. Was hat Sie zum Wechsel in die Privatwirtschaft bewogen?
Mir war von Anfang an klar, dass ich auch in diesem Umfeld Berufserfahrungen sammeln wollte. Es ist meines Erachtens von elementarer Bedeutung, dies in verschiedenen Branchen und Bereichen zu tun. Rückblickend war meine Tätigkeit beim Kantonsgericht ein guter Einstieg in die juristische Karriere.
Welche Aspekte des Studiums an der Universität Luzern haben Ihnen auf dem Karriereweg am meisten geholfen?
Das Studium hat mir vor allem grundlegende juristische Kenntnisse vermittelt. Diese bilden das solide Fundament meiner beruflichen Laufbahn. Daneben waren es insbesondere auch die Erfahrungen, die ich etwa durch Praktika während und nach meiner Ausbildung sammeln konnte, welche mir einen realistischen Einblick in die juristische Tätigkeit gewährt haben. Daher würde ich Studierenden raten, – nach Möglichkeit – bereits nach Abschluss des Bachelors erste praktische Erfahrungen zu sammeln.
‹Soft Skills› wie Kommunikation und Teamarbeit sind in einem professionellen Umfeld von grosser Wichtigkeit.
Was würden Sie Studierenden, die später im Anwaltsberuf tätig sein möchten, zudem mit auf den Weg geben?
Neben fachlichen Qualifikationen möchte ich die Bedeutung des Netzwerkens und der Beziehungspflege betonen. Der Aufbau von Kontakten mit Mitstudierenden und darüber hinaus kann entscheidend sein für den beruflichen Erfolg. Nicht zuletzt sind «Soft Skills» wie Kommunikation und Teamarbeit in einem professionellen Umfeld von grosser Wichtigkeit. Diese Aspekte kommen an den Universitäten etwas zu kurz, wie ich finde. Studierenden würde ich daher empfehlen, den Fokus gezielt auch auf ihre sozialen und zwischenmenschlichen Fähigkeiten zu legen.
Sie haben während Ihres Studiums intensiv Leistungssport betrieben. Inwiefern ist das für Ihre heutige Tätigkeit von Nutzen?
Diese Erfahrungen haben mir Eigenschaften vermittelt, die sich auch in meinem Beruf als Anwalt als äusserst wertvoll erwiesen haben: Dazu gehören Disziplin und Durchhaltevermögen, die Fähigkeit zur schnellen Anpassung sowie Flexibilität. Zudem helfen mir Stressresistenz und Belastbarkeit, die im Leistungssport über Jahre gestärkt wurden, auch unter Druck ruhig zu agieren und effektiv zu arbeiten. Selbstmotivation und Zielorientierung, ebenfalls zentrale Elemente im Leistungssport, treiben mich schliesslich dazu an, klare berufliche Ziele zu verfolgen.
Flexibel auf sich ändernde Termine und Anforderungen reagieren zu können, ist entscheidend, um mehrere Tätigkeitsbereiche erfolgreich zu koordinieren.
Seit Ihrem Rückzug auf dem Leistungssport sind Sie, nebst der Tätigkeit als Anwalt, regelmässig als TV-Experte für Schwingsport im Einsatz und engagieren sich zudem für die Nachwuchsförderung. Wie lässt sich das alles miteinander vereinbaren?
Kurz gesagt, erfordert es «nur» eine sorgfältige Planung und effizientes Zeitmanagement: Eine strukturierte Tagesplanung und klare Zeitfenster für verschiedene Aufgaben ermöglichen es mir, meine Verpflichtungen sowohl als Anwalt als auch bei weiteren Tätigkeiten nachzukommen. Eine klare Priorisierung meiner beruflichen und medialen Verantwortlichkeiten hilft dabei, mich auf die wesentlichen Aufgaben zu konzentrieren und Ablenkungen zu minimieren. Die Fähigkeit, flexibel auf sich ändernde Termine und Anforderungen zu reagieren, ist entscheidend, um mehrere Tätigkeitsbereiche erfolgreich zu koordinieren.
Zusätzlich sind Sie seit Juni 2023 Co-Sektionsvorsteher Rechtswissenschaft der ALUMNI Organisation. Was sind die Vorteile, der Alma Mater nach dem Studium als Alumna oder Alumnus erhalten zu bleiben?
Die Alumni-Organisation bietet eine einzigartige Plattform zur Förderung des beruflichen Netzwerks. Durch die Vernetzung mit ehemaligen Kommilitoninnen und Kommilitonen eröffnen sich vielfältige Möglichkeiten für berufliche Kooperationen, Partnerschaften und Karrierechancen. Darüber hinaus können persönliche Verbindungen und Freundschaften aufrechterhalten werden. Die ALUMNI Organisation ermöglicht zudem den Zugang zu fortlaufenden Weiterbildungsangeboten und aktuellen Entwicklungen in verschiedenen Branchen. Dieser ständige Wissensaustausch trägt dazu bei, die berufliche Kompetenz kontinuierlich zu erweitern und auf dem neuesten Stand zu halten Nicht zuletzt erlaubt es das Engagement in der ALUMNI Organisation, die eigenen Erfahrungen und Erkenntnisse mit anderen Alumni zu teilen. Dies fördert nicht nur den gegenseitigen Lernprozess, sondern trägt auch zur Entwicklung der gesamten Alumni-Gemeinschaft bei.
Überblick Studienangebot Rechtswissenschaft im Bachelor und im Master
Spitzensport und Studium: Die Universität Luzern berät und unterstützt ausgewiesene Spitzensportlerinnen und -sportler bei Fragen zu Sport und Studium, bei der Studienplanung sowie individuellen Möglichkeiten zur Flexibilisierung.
Sina Tannebaum
Co-Sektionsvorsteherin Rechtswissenschaft der ALUMNI Organisation und Juristin beim Eidgenössischen Finanzdepartements (EFD)