Mit einem Master in Politischer Ökonomie in der Tasche war die Stellensuche für Luca Fässler (25) einfacher, als während des Studiums angenommen. Via ein Praktikum ist er bereits in einem Job angekommen, der ihm sehr «mundet».
Luca Fässler, wir mussten das Interview um eine halbe Stunde verschieben. Sind Sie richtig im Berufsleben angekommen – mit Stress und Überstunden?
Luca Fässler: So richtig angekommen würde ich das noch nicht nennen. Aber teilweise gibt es – wie im Studium auch – Zeiten, in denen man etwas länger bleiben muss. Handkehrum gibt es auch Phasen, wo man früher aus dem Büro kommt.
Vermissen Sie das Studentenleben?
Klar. Meistens dann, wenn ich frühmorgens aufstehen muss oder wenn ich donnerstags beim Feierabendbier Lust hätte, noch ein wenig länger sitzen zu bleiben. Das Berufsleben hat aber auch viele positive Seiten: Man kann sich Dinge leisten, an die man vorher nur entfernt gedacht hat. Und wenn man die Bürotür hinter sich geschlossen hat, ist definitiv Feierabend.
Wie kommt ein Appenzeller darauf, in Luzern zu studieren?
Das kann ich auch nicht mehr so genau sagen. Ich fing kurz vor Abschluss der Matura an, das Angebot der Schweizer Universitäten zu recherchieren. Da ich mich für Wirtschaft, Politik und Recht interessierte und eine neue Erfahrung ausserhalb der Ostschweiz suchte, fiel mein Augenmerk schnell auf Luzern. Und ich bereue meine Entscheidung bis heute nicht.
Studierende scheinen mindestens einmal im Studium eine Sinnkrise durchmachen zu müssen. Mit Fragen wie: Warum studiere ich das eigentlich, werde ich damit jemals einen Job finden etc. Wie war das bei Ihnen?
Genau gleich. Vor allem vor grossen Prüfungen oder kurz vor Abgabe der Bachelor- oder Masterarbeit hinterfragte ich den Sinn und die Zukunftschancen meines Abschlusses. Das ging sogar so weit, dass ich mir überlegte, etwas ganz anderes zu machen und eine Lehre zu beginnen. Da half mir aber die familiäre Struktur an der Uni Luzern, da man sich schnell viele Bekanntschaften – sei es unter Studierenden oder auch mit Professoren – aufbauen konnte. Es wäre schade gewesen, das alles hinzuschmeissen. Ausserdem blieb man mit Abgängern oftmals in Kontakt und sah, dass diese gut in die Berufswelt gestartet waren. Das hat motiviert. Mittlerweile kann ich mit einer gewissen Lockerheit auf diese Gefühle zurückblicken. Diese sind für einen 20-Jährigen völlig normal; und es hat sich ja schliesslich alles zum Guten gewendet.
Sie arbeiten jetzt bei Chocosuisse, dem Verband schweizerischer Schokoladefabrikanten. Was machen Sie dort genau?
Ich muss vorausschicken, dass ich als Praktikant bei Chocosuisse einstieg. Dabei konnte ich in alle Bereiche schauen, die dieser Branchenverband abdeckt. Noch heute bin ich in fast allen diesen Bereichen tätig. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter bearbeite ich Themen der Agrar- sowie Wirtschaftspolitik. Ich führe hier vorwiegend Recherchen und Analysen zu aktuellen und künftigen politischen Themen durch, welche die Schweizer Schokoladeproduzenten und die Nahrungsmittelindustrie betreffen. Zudem unterstütze ich die Geschäftsstelle bei Arbeiten zum Schutz der Herkunftsbezeichnung «Schweizer Schokolade».
Was beschäftigt die Schweizer Schokoladeproduzenten gegenwärtig am meisten?
Das Spannungsfeld zwischen regulierten Beschaffungsmärkten und freiem Absatzmarkt ist in der gesamten Nahrungsmittelindustrie ein Thema. Darüber hinaus wurde erst kürzlich eine Nachfolgelösung für das sogenannte «Schoggi-Gesetz» vorgestellt. Und natürlich beschäftigt auch das Thema «Nachhaltigkeit» die Schweizer Schokoladeproduzenten.
Wie viel Schokolade liegt im Büro herum, und wie viel davon essen Sie täglich?
Weniger, als man gemeinhin annehmen würde! Das meiste steht für Gäste bereit. Aber ab und zu gönnt man sich zum Kaffee natürlich ein bisschen Schokolade.
War es schwierig, mit Ihrem 2017 erlangten Abschluss in Politischer Ökonomie an der verhältnismässig kleinen und jungen Uni Luzern einen Job zu finden?
Eigentlich war es nicht sehr schwierig. Ich denke, dass mein Abschluss in Politischer Ökonomie von der kleinen und jungen Uni Luzern sogar ein Vorteil war. Nicht selten hörte ich, dass man die Kombination von Nebenfächern, welche bei diesem Studiengang möglich sind, schätzt. Meine Erfahrung zeigt ausserdem, dass durch die Nebenfachkombinationen das vernetzte Denken gefördert wird, was ebenfalls häufig gesucht wird.
Haben Sie Ihren Traumjob gefunden?
Die Arbeit in der Geschäftsstelle dieses doch kleinen Verbands ist wahnsinnig vielseitig und verlangt jeden Tag Flexibilität. Man weiss am Morgen nie genau, was einen erwartet. Das ist spannend und fordernd zugleich. Daher würde ich sagen: Ja, ich habe meinen Traumjob gefunden!
Yves Spühler
Sektionsvorsteher Wirtschaftswissenschaften der ALUMNI Organisation der Universität Luzern