Rahel Heini (30) hat in Luzern den Bachelor in Politikwissenschaft absolviert. Dass es sie in die Unternehmensberatung verschlagen würde, hätte die Luzernerin zunächst nicht gedacht – Studierenden rät sie bezüglich Berufseinstieg, flexibel zu sein.
Rahel Heini, Sie sind Consultant bei der Staufen Inova AG, einer Firma im Bereich der Unternehmensberatung. Was ist für Sie persönlich das Spannendste, was macht dieser Job für Sie aus?
Rahel Heini: Er ist sehr abwechslungsreich. Ich bin in vielen verschiedenen Unternehmen unterwegs und lerne die Abläufe, die Organisation und die Kultur kennen. Bei Produktionsunternehmen ist das dann zum Teil wie bei der «Sendung mit der Maus» – man ist mittendrin. Am spannendsten finde ich, dass ich es mit ganz unterschiedlichen Menschen und Persönlichkeiten zu tun habe. Manchmal arbeite ich mit einer Verkaufsleiterin und ihrem Team zusammen, und dann wieder tausche ich mich mit einem Produktionsmitarbeiter aus. Alle haben ihre eigene Sicht auf die Dinge und sind im Arbeitsalltag mit anderen Fragen und Herausforderungen konfrontiert. Das eröffnet einem ganz neue Perspektiven.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag aus?
Da der Job so vielfältig ist, gibt es dies eigentlich gar nicht. Es gibt Tage, da bin ich von morgens bis abends in einem Meetingraum und moderiere einen Workshop. An einem anderen Tag laufe ich während Stunden durch eine Produktionshalle und analysiere die Abläufe, die Arbeitsplatzgestaltung und die Laufwege. Dann bin ich so viel auf den Beinen, dass am Ende des Tages über 20 000 Schritte zusammenkommen. Ganz oft gibt es aber auch Bürotage, an denen ich an unserem Standort in Zürich Teamsitzung habe, zwei bis drei Termine mit Kunden für ein kurzes Projektupdate und ich für mich an einem Report arbeite.
Welche Skills sind für Ihren Job vonnöten? Was konnten Sie aus dem Studium mitnehmen?
Einerseits ist es wichtig, gut mit verschiedenen Menschen umgehen zu können, mit ihnen auf Augenhöhe zu arbeiten und im richtigen Moment die entscheidenden Fragen zu stellen. Anderseits ist es zentral, in kurzer Zeit viele Informationen verarbeiten zu können und das Wesentliche zu erkennen. Und schliesslich, diese Informationen dann wieder so zu verpacken und aufzubereiten, dass sie für die entsprechenden Empfänger und Empfängerinnen verständlich sind. Das ist sicher etwas, das ich aus dem Studium mitgenommen habe: der Umgang mit vielen Informationen sowie diese zu strukturieren und zu präsentieren, sei es in schriftlicher oder in mündlicher Form.
Wie sind Sie vom Studium ins Berufsleben gestartet und welche beruflichen Stationen liegen bereits hinter Ihnen?
Da ich schon während des Studiums Teilzeit arbeitete, war dieser Übergang eher fliessend. Gegen Ende des Bachelorstudiums habe ich in der Administration und im Marketing eines Start-ups gearbeitet, eigentlich bis zum Ende des Masters, den ich in Basel absolviert habe. Nach dem Abschluss habe ich direkt bei der Staufen Inova AG angefangen, wo ich nun seit zwei Jahren arbeite.
Ich hätte während dem Studium nie daran gedacht, dass ein Job in der Beratung für mich infrage kommt.
Welche Tipps haben Sie für Studierende, die sich Gedanken über den Berufseinstieg machen?
Nicht allzu viel planen, offen sein und einfach ausprobieren! Beim ersten Job muss nicht alles zu hundert Prozent stimmen. Man merkt dann, wenn man arbeitet, recht schnell, was einem passt oder was einem wichtig ist an einem Job – auch neben dem Inhaltlichen, etwa das Team oder die Möglichkeit, flexibel zu arbeiten. Mich haben der Zufall und erste Netzwerkkontakte zur Staufen Inova AG gebracht. Ich hätte während dem Studium nie daran gedacht, dass ein Job in der Beratung für mich infrage kommt.
Sie sind bzw. du bist als meine Nachfolgerin seit Anfang Juni Sektionsvorsteherin Kultur- und Sozialwissenschaften der ALUMNI Organisation – herzliche Gratulation zur Wahl! Ich freue mich sehr, dieses Amt in deine Hände übergeben zu dürfen. Warum sollten alle Absolvierenden der Universität Luzern Mitglied in der ALUMNI Organisation sein?
Gerade beim Berufseinstieg ist es super hilfreich und interessant, sich mit anderen Uniabgängerinnen und -abgängern darüber auszutauschen, wie ihr beruflicher Weg aussieht. Einfach um eine Idee zu bekommen, was es alles für Möglichkeiten gibt, die man noch gar nicht in Betracht gezogen hat. Und auch für später sind gerade bei der Kultur- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät, wo die Laufbahnen der Alumnae und Alumni so unterschiedlich aussehen, der Austausch und das Netzwerk spannend und nützlich. Man hat Kontakt zu Leuten aus unterschiedlichen Branchen und Tätigkeitsfeldern und kann sich zum Beispiel unkompliziert ein Feedback einholen oder nach einer Aussensicht fragen, etwa zu eigenen Arbeitsinhalten, Ideen und Projekten.
Überblick Studienangebot Politikwissenschaft im Bachelor und im Master
Vera Bender
Sektionsvorsteherin Kultur- und Sozialwissenschaften (2014–2023) der ALUMNI Organisation der Universität Luzern und Inhaberin der Kommunikationsagentur «Text-Architektin»