Zwei Jubiläen, zwei musikalische Welten: Lorena Fähndrich und Nino Wrede feiern zwanzig Jahre Unichor und Campus Orchester Luzern. Im gemeinsamen Gespräch wird deutlich, wie stark Musik verbindet – und wie beide Ensembles aus Herausforderungen neue Kraft schöpfen.
Musik ist bekannterweise eine universelle Sprache. Wie schnell sich damit das Eis brechen lässt, wird deutlich, als sich Lorena Fähndrich und Nino Wrede an einem grauen Herbstmorgen im MaiHof in Luzern beim gemeinsamen Fotoshooting begegnen. Fähndrich ist Sängerin und Präsidentin des Unichors Luzern, Wrede Dirigent des Campus Orchesters Luzern. Trotz unterschiedlicher musikalischer Ausdrucksformen finden sie schnell eine gemeinsame Basis im Gespräch über Musik und das Musizieren. Kommt hinzu: Beide Institutionen feiern dieses Jahr ihr zwanzigjähriges Bestehen. Und beide würdigen diesen Meilenstein im November und im Dezember mit besonderen Konzerten. Im Gespräch blicken Fähndrich und Wrede auf die Geschichte ihrer Ensembles zurück, wagen einen Blick in die Zukunft und entdecken dabei unerwartete Gemeinsamkeiten.
Gemeinsam ist den beiden beispielsweise, dass sie vor zwei Jahren leitende Positionen in ihrem Ensemble übernommen haben: Lorena Fähndrich wurde zunächst Vizepräsidentin und später Präsidentin des Unichors, während Wrede als neuer Dirigent des Campus Orchesters begann. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich die Ensembles jedoch an ganz unterschiedlichen Punkten ihrer Geschichte.
Das Campus Orchester hat gewissermassen eine phönixhafte Wiederauferstehung erlebt.
Neustart beim Orchester
«Als ich vor zwei Jahren die Leitung des Campus Orchesters übernahm, war das quasi ein Neustart», berichtet Nino Wrede. Die Mitgliederzahl war zuvor stark gesunken, bis nur noch etwa zehn Personen regelmässig an den Proben teilnahmen. Seitdem arbeiten Nino Wrede und ein neuer Vorstand intensiv daran, die Strukturen wieder aufzubauen und die Verbindung zu den drei Luzerner Hochschulen zu stärken, die das Orchester tragen. Mit erfreulicher Bilanz: «Mittlerweile nehmen wieder deutlich mehr Personen an den Proben teil», sagt der 33-jährige Dirigent. «Das Campus Orchester hat gewissermassen eine phönixhafte Wiederauferstehung erlebt.» Für einige Instrumente gibt es sogar Wartelisten – dennoch würden weiterhin neue Mitglieder gesucht, betont der ehemalige Student der «Hochschule Luzern – Musik».
Prägende Figur verloren
Anders ist die Ausgangslage beim Unichor. «Der Chor hatte bisher das Glück, relativ stabil wachsen zu können», sagt Lorena Fähndrich. «Im Moment zählen wir mit rund siebzig Personen schon fast eine Rekordzahl an Mitgliedern.» Der feste Kern des Chores besteht aus rund vierzig Personen. Die anderen dreissig sind Studierende, die semesterweise mitwirken. Für das Jubiläumskonzert wurden zudem mehrere ehemalige Chormitglieder angefragt, nochmals mitzusingen.
Gerade die jüngste Vergangenheit war für die Mitglieder des Chores keine einfache Zeit. Seit 2016 leitete und prägte Andrew Dunscombe den Unichor. Im Spätsommer 2024 verstarb der Brite jedoch nach schwerer Krankheit. «Wir wollen seine Leidenschaft für Musik weitertragen und sein Andenken würdigen, indem wir positiv in die Zukunft gehen und dieses traurige Ereignis auch als Chance verstehen, neue Wege einzuschlagen.»
Wir präsentieren ein echtes Best-of der vergangenen zwanzig Jahre.
Konzerte mit Symbolcharakter
Die bevorstehenden Jubiläumskonzerte haben für Nino Wrede und Lorena Fähndrich besonderen Symbolcharakter, auch wenn sie unterschiedliche Ansätze wählen. «Wir präsentieren ein echtes Best-of der vergangenen zwanzig Jahre», verrät Lorena Fähndrich. Dafür habe man das Archiv durchstöbert, um Perlen und Highlights zu einem stimmigen Programm zusammenzustellen. «Mit diesem Konzert wollen wir zurückblicken, bevor wir im Januar mit einer neuen, noch zu bestimmenden Chorleitung ein neues Kapitel aufschlagen werden.»
Das Campus Orchester richtet den Blick derweil ganz auf die Zukunft, was auch der Titel des ausgewählten Werks unterstreicht: «Aus der Neuen Welt», Antonín Dvořáks 9. Symphonie. «Die Wahl hat Symbolcharakter für unseren Neustart», erklärt Nino Wrede. «Es ist aber auch einfach ein Meisterwerk, das gut spielbar ist und dessen Melodien vielen Konzertbesucherinnen und -besuchern bekannt sein dürften.» Für Nino Wrede bietet das Jubiläumskonzert die Gelegenheit, den Fortschritt des Orchesters zu zeigen und es auf der musikalischen Landkarte Luzerns neu zu etablieren.
Ausgleich und Vernetzung
Auch bei den Rollen von Chor und Orchester in der Luzerner Hochschullandschaft finden die beiden Gemeinsamkeiten und Unterschiede: «Der Chor war für mich ein wichtiger Ausgleich zu meinem Studium», sagt Lorena Fähndrich, die an der Universität Luzern einen Bachelor in Kulturwissenschaften mit Schwerpunkt Soziologie erlangte. «Die Musik ist für mich und viele andere ein Gegenpol zur Kopflastigkeit des Studiums.» Nino Wrede kontert mit einem Schmunzeln: «Bei mir fällt der Aspekt des Ausgleichs natürlich weg – die Proben mit dem Campus Orchester sind ja letztlich mein Job.» Einig sind sich die beiden jedoch darin, dass das Musizieren die Vernetzung auf dem Campus fördert: «Während des Studiums lebt man oft in einer Bubble. Im Chor trifft man auf Menschen mit anderen Hintergründen und Ansichten, was ich als wertvollen Perspektivwechsel empfinde», sagt Lorena Fähndrich. «Man teilt Erfolge und meistert Krisen gemeinsam. Dieses Miteinander beginnt bei der Musik und kann auch im grösseren Kontext verbinden.» Nino Wrede stimmt zu: «Gemeinsames Musizieren hat einen neurologischen Effekt und kann entspannend oder anregend wirken. Es durchbricht den oft strengen Alltag und bietet einen einzigartigen sozialen Austausch.»
HINWEIS
Die Jubiläumskonzerte des Campus Orchesters Luzern finden am 22. November im MaiHof Luzern und am 23. November im Kursaal Engelberg statt. Konzertbeginn ist jeweils um 19.30 Uhr. www.campusorchester.ch Am 14. Dezember um 19.30 Uhr und am 15. Dezember um 17 Uhr finden die Jubiläumskonzerte des Unichors Luzern im MaiHof Luzern statt. www.unichor-luzern.ch