Anna-Lena Tzakov (26) studiert im vierten Jahr Humanmedizin an der Ludwig-Maximilians-Universität in München und verbrachte ein Semester an der Universität Luzern. Überzeugt haben sie die klinischen Kurse und die kurzen Kommunikationswege.
Anna-Lena Tzakov, weshalb haben Sie sich für ein Mobilitätssemester im «Joint Medical Master» in Luzern entschieden?
Anna-Lena Tzakov: Für mich war die kleine Jahrgangsgrösse von 40 Studierenden – im Gegensatz zu 500 an meiner Heimatuni – ausschlaggebend und natürlich auch die traumhafte Lage direkt am See, am Fusse der Alpen. Ausserdem hatte ich schon viel über den Krankenhausalltag in der Schweiz gehört und wollte diesen einmal selbst erleben.
Was hat Sie an der Uni Luzern am meisten überrascht?
Ich war erstaunt über den persönlichen Umgang mit den Studierenden und über die Campus-Struktur an der Uni. Man kann dort seinen ganzen Tag verbringen: lernen, essen, Freunde treffen, Sport machen – und danach noch auf den Weihnachtsmarkt direkt vor der Tür.
Welche Lehrveranstaltung hinterliess einen bleibenden Eindruck?
Alle klinischen Kurse: Die Dozierenden waren stets sehr gut vorbereitet und engagiert. Insgesamt hatten wir viel Patientenkontakt, und ab und zu gab es sogar Kaffee und Kuchen.
Was ist die wichtigste Erkenntnis aus dem Austauschsemester, die Sie mit nach Hause nehmen?
Ich habe herausgefunden, welche Fachrichtung ich später einmal machen möchte, und dass ich mehr Interesse an medizinischer Forschung habe, als vorher angenommen.
Die Dozierenden waren stets sehr gut vorbereitet und engagiert. Insgesamt hatten wir viel Patientenkontakt.
Was würden Sie von der Uni Luzern am liebsten an Ihrer Heimatuni einführen?
Die strukturierten klinischen Kurse und die kurzen Kommunikationswege, das kostenlose Sportangebot, um nur einige Punkte zu nennen. Ausserdem wird das praktische Jahr, welches auch in Deutschland Teil des Studiums ist, in der Schweiz finanziell vergütet.
Was von Ihrer Heimatuni würden Sie an die Universität Luzern importieren?
An meiner Heimatuniversität gibt es monatlich praktische Prüfungen. Obwohl diese einen gewissen Druck bedeuten, sehe ich einen Vorteil darin, dass man sich nochmal anders mit dem Lernstoff auseinandersetzen muss. Weiter besteht in Deutschland die Pflicht, in der vorlesungsfreien Zeit Praktikas zu absolvieren. Diese tragen weiter zum Erwerb klinischer Fähigkeiten bei.
Was schätzen Sie besonders an der Stadt Luzern und der Zentralschweiz?
Die Ruhe und Freundlichkeit der Einwohnerinnen und Einwohner und natürlich die Schönheit der Stadt. Selbst in der Bibliothek im Uni/PH-Gebäude konnte ich während des Lernens die Schiffe auf dem See betrachten.
Wo haben Sie Ihre erste Freundschaft geschlossen?
Auf einer Stadtführung für Austauschstudierende. Obwohl ich aufgrund von Krankheit die Einführungswoche verpasst hatte, konnte ich trotzdem noch grossartige Freundschaften schliessen. Davor hatte ich schon die Befürchtung, keinen Anschluss mehr zu finden.
In der Bibliothek im Uni/PH-Gebäude konnte ich während des Lernens die Schiffe auf dem See betrachten.
Wo haben Sie während des Austauschsemesters gewohnt?
In einer grossen WG nahe dem Kantonsspital, wo temporär ein Platz frei geworden war – eine tolle Möglichkeit, mit Schweizer Studierenden anderer Fachrichtungen in Kontakt zu kommen! Für die zentrale Lage war ich ebenfalls sehr dankbar, da sich die Wohnungssuche in Luzern generell recht schwierig gestaltet.
Was erwies sich als einfacher als gedacht?
Bezahlen und Telefonieren: Ich kam ohne Bargeld aus, und meine deutsche Handynummer konnte ich ebenfalls behalten.
Welches war das grösste kulturelle Missverständnis?
Die Sprache: Auch wenn das Schweizerdeutsch dem Hochdeutsch recht ähnlich ist, gibt es trotzdem eigene Begrifflichkeiten, die ich nicht kannte. Wenn ich etwas nicht verstand, wie anfangs etwa den Begriff «gsi» (Schweizerdeutsch für «gewesen»), der in den meisten Sätzen vorkommt, ärgerte mich das. Auch sprachen meine Kommilitoninnen und Kommilitonen unterschiedliche Dialekte. Mit der Zeit wurde es jedoch deutlich besser.
Wie schmeckte das Essen in der Mensa?
Ich habe in der Kantine des Kantonsspitals und in der Mensa im Uni/PH-Gebäude gegessen und war beeindruckt, dass das Essen dort auf Restaurantniveau gekocht und angerichtet wird.
Auch wenn das Schweizerdeutsch dem Hochdeutsch recht ähnlich ist, gibt es trotzdem eigene Begrifflichkeiten, die ich nicht kannte.
Was war der wichtigste und was der unnützeste Ratschlag im Vorfeld Ihres Austauschs?
Der wichtigste: «Nutze die Chance und fahr unbedingt nach Luzern!» Und der unnützeste: «Bleib doch lieber in München, im schlimmsten Fall verlierst du dadurch ein Semester deines Studiums.»
Haben Sie mehr oder weniger Geld ausgegeben als gedacht?
Weniger. Da das Teuerste die Restaurantbesuche waren, ging ich nur zu besonderen Anlässen auswärts essen. Abgesehen davon war ich überrascht, dass die Preise ansonsten ähnlich wie in München sind.
Was haben Ihre Eltern durch Ihr Auslandsemester gelernt?
Meine Eltern konnten die Schweiz bei Besuchen aus einer anderen Perspektive kennenlernen. Zusammen mit meinem Vater habe ich mir auch einen Traum erfüllt und war am Matterhorn Skifahren.
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