Jacqueline Straub hat in Luzern ihren Master in Theologie abgeschlossen. Die 30-Jährige wurde während des Studiums zur öffentlichen Person, was auch Herausforderungen mit sich brachte. Sie ist beruflich vielseitig unterwegs: als Journalistin, Buchautorin und Referentin.
Jaqueline Straub, wie sah Ihr beruflicher Werdegang aus?
Jaqueline Straub: Nach meinem Abschluss 2016 habe ich ein Jahr in einer Pfarrei im Kanton Luzern als Katechetin gearbeitet. Nebenbei war ich freie Journalistin, Referentin und Buchautorin. Danach absolvierte ich ein siebenmonatiges Praktikum auf der Luzerner Regionalredaktion von «20 Minuten» und arbeitete im Anschluss bis Ende 2019 als TV-Redaktorin beim «Fenster zum Sonntag», das wöchentlich auf SRF ausgestrahlt wird. Seit Januar 2020 schliesslich bin ich als Redaktorin bei «20 Minuten» in Zürich im Team Video/Story tätig. Dort setze ich Video-Reportagen und -Porträts um und schreibe zudem über diverse Themen Artikel.
Was ist das Spannende daran?
Ich lerne sehr viele verschiedene Menschen kennen und habe die Möglichkeit, diese zu porträtieren. Neben diesem 90%-Pensum arbeite ich als freie Journalistin für die Zeitschrift «Aufbruch», als Auslandkorrespondentin für das österreichische Magazin «Kirche In» und verfasse monatlich eine Kolumne für den «Anzeiger für die Seelsorge». Zudem schreibe ich Bücher; im Oktober erscheint mein viertes Buch auf Deutsch: «Wir gehen dann schon mal vor. Zeit für einen Mutausbruch» (Herder Verlag). Auch bin ich als Referentin primär im deutschsprachigen Raum unterwegs. Meine Hauptthemen sind: Einsatz für das Frauenpriestertum und Reformen in der katholischen Kirche.
Durch dieses Engagement wurden Sie bereits während des Studiums zu einer öffentlichen Person. Wie erlebten Sie das, brachte dies auch Herausforderungen mit sich?
Ich habe immer versucht, dieses Engagement vom Studium zu trennen und redete nur darüber, wenn mich jemand darauf ansprach. Aber spätestens, als ein Kamerateam mich einen Tag lang an der Universität begleitete, wussten alle meine Kommilitoninnen und Kommilitonen Bescheid. Ich habe durchaus erlebt, dass Studienkolleginnen und -kollegen, aber auch Dozierende, mir gegenüber, was dieses Thema anbelangt, etwas zurückhaltend reagierten. Gleichzeitig erfuhr ich aber auch ganz viel Unterstützung.
Besonders gefiel mir, dass manche Vorlesungen / Seminare im kleinen Rahmen stattfanden und somit ein guter Austausch möglich war.
Wie haben Sie Ihr Studium generell in Erinnerung? Was hat Ihnen besonders gut gefallen?
Ich habe es geliebt, zu studieren. Wenn ich nicht in den Vorlesungsräumen war, hat man mich eigentlich immer in der Bibliothek angetroffen – in Luzern ist diese ja auch besonders schön. In Luzern gefiel mir besonders, dass manche Vorlesungen/Seminare sehr klein waren und somit ein guter Austausch stattfinden konnte. Ebenfalls fand ich es grossartig, dass wir Studierenden der Theologischen Fakultät jedes Jahr am städtischen Feiertag St. Leodegar einen Ausflug machten. Auf diese Weise konnten wir uns besser kennenlernen und unsere Freundschaften vertiefen.
War für Sie die Studienrichtung sofort klar oder wie kamen Sie dazu? Gab es einen bestimmten Grund für den Entscheid, in Luzern zu studieren?
Dass ich Theologie studieren möchte, wusste ich bereits als 17-/18-Jährige. Seit meiner Jugend habe ich den Berufswunsch Priesterin – aber das geht bislang leider ja noch nicht in der katholischen Kirche. Was die Wahl des Studienorts angeht, ist es so, dass ich mein Studium in Freiburg i. Br. (D) begonnen habe. Ich bin in Pfullendorf (Baden-Württemberg) aufgewachsen, das rund eine Autostunde von Schaffhausen und Kreuzlingen entfernt liegt. Weil meine Mutter Schweizerin ist und ich daher Doppelbürgerin, war der Schweiz-Bezug schon immer gegeben. Zunächst hatte ich ein Austauschsemester in Fribourg absolviert und mich dann entschieden, ganz in der Schweiz zu bleiben. Da die Theologische Fakultät in Luzern recht liberal ist und ich mit Adrian Loretan einen herausragenden Professor für Kirchenrecht gefunden habe, war meine Wahl schnell getroffen. Er betreute schliesslich auch meine Masterarbeit zum Thema «Rechtsgleichheit von Mann und Frau in Kirche und Staat».
Inwiefern hat Sie das Studium auf Ihren Job als Journalistin vorbereitet?
Bei «20 Minuten» schreibe ich über alle möglichen Themen und bin mit sehr vielen Menschen in Kontakt. Da das Theologiestudium sehr umfassend ist und diverse Bereiche abdeckt, kann ich mich rasch in verschiedene Themen einarbeiten. Worüber ich sehr froh bin: Ich habe oft mit persönlichen Schicksalen zu tun und kann da auch meine seelsorgerlichen Fähigkeiten, die man durchaus auch im Studium lernt, einbringen.
Haben Sie Tipps für Studierende?
Ich kann nur empfehlen, das Fach zu wählen, das ihnen am Herzen liegt. Allen mit Interesse an Kirche und Theologie würde ich sofort ein Theologiestudium empfehlen. An der Uni Luzern kann man dies ja auch im Fernstudium machen. Was mir wichtig scheint: schon während des Studiums Praktika machen, am besten in verschiedenen Bereichen, so hat man nach dem Studium mehr Anknüpfungspunkte. Ich hatte einige Praktika bei Zeitungen und beim Fernsehen absolviert und habe darum letztlich im Journalismus Fuss fassen können. Sonst wäre das kaum möglich gewesen.
Überblick Studienangebot Theologie im Bachelor und im Master
Das Interview wurde im Rahmen des Jahresberichts 2020 der Universität Luzern von Dave Schläpfer, stv. Leiter der Universitätskommunikation, geführt. Der Bericht steht unter dem Motto «Absolventinnen und Absolventen im Fokus».