Als Leiter des Facility Managements kennt Patrik Meier die Universität Luzern wie kein Zweiter. An die Tücken des Gebäudes hat er sich längst gewöhnt – beim Thema Sicherheit versteht der 51-Jährige jedoch keinen Spass.
Wenn der Vorlesungsbetrieb auf Hochtouren läuft, gehen am Uni/PH-Gebäude an der Frohburgstrasse in Luzern täglich 4000 Personen ein und aus. «Es ist dann so, als wäre die gesamte Bevölkerung von Weggis in dem Gebäude», sagt Patrik Meier. Das muss man sich mal vorstellen. Ein komplettes Dorf in einem einzigen Haus.
«In einem riesigen Haus», ergänzt Meier und lacht. Exakt 798 Räume befinden sich in dem ehemaligen Postbetriebsgebäude. Vorlesungssäle, Technikräume, Büros, Toiletten, Küchen- und Lagerräumlichkeiten und viele weitere. 798 Räume. Und Patrik Meier, Leiter Facility Management, hat den Schlüssel dazu. Zu jedem einzelnen davon.
Vielseitiges Aufgabengebiet
Jetzt gelten auch schon Hauswarte als Manager, mögen Spötter einwerfen. Sollen sie. Würde man aufzählen, für welche Bereiche Meier alles verantwortlich ist, müsste man diesen Bericht um eine halbe Seite verlängern. Haustechnik, Hauwartung, Gebäudeunterhalt und Sicherheit: Das sind die vier wesentlichen Begriffe, die es braucht, um das Aufgabengebiet von Meier und seinem Team zu erfassen. Patrik Meier zählt auf die Unterstützung von 13 Kolleginnen und Kollegen. Dazu gehören ein Stellvertreter, eine Sachbearbeiterin, zwei Hauswarte FA, zwei Fachmänner Betriebsunterhalt, ein Mitarbeiter Postdienst, zwei Teilzeitmitarbeitende, ein Lernender – und seit Neuestem: die Mitarbeiterinnen des Infodesks. So viel zu den Spöttern, die glauben, dass es im Facility- Bereich kein Management braucht.
«Kommen Sie mit», sagt Meier und schreitet mit zügigen Schritten in Richtung Hörsaal 1. Statt nur darüber zu reden, bevorzugt er es, dem Besucher sein Reich gleich selber zu zeigen. Ganz unten in diesem prächtigen Saal befindet sich eine jener Türen, die nur wenige Personen zu öffnen berechtigt sind. Es handelt sich um den Zugang ins zweite Untergeschoss, ins Innenleben des Hauses.
Eine weitere Schlüsseldrehung später stehen wir exakt unter dem Hörsaal 1. Hier steht sie, Meiers Stolz. Die riesige, 2013 installierte Kühlanlage, die den Hörsaal im Sommer vor allzu hitzigen Temperaturen bewahren soll. Meier erinnert sich noch gut an den Eröffnungstag vor sieben Jahren, als die Gäste aufgrund der extremen Hitze fast «reihenweise» kollabiert seien. Mit der neuen Kühlung habe sich die Situation merklich verbessert – trotzdem wird es im Sommer nach wie vor sehr warm. «Das Haus ist klimatechnisch sehr schwierig», sagt er. «Wir versuchen, aus den vorhandenen Mitteln das Beste herauszuholen.» Was heute nach Gelassenheit klingt, war für Meier nicht immer so einfach zu akzeptieren: «Zu Beginn habe ich mich über jedes kleine Problem aufgeregt.» Irgendwann habe er gemerkt, dass das nichts bringt. «Es ist nicht mein Haus. Und es ist bei einem Gebäude dieser Grösse ganz normal, dass mal etwas nicht funktioniert.»
Reizthema Sicherheit
Gelassenheit braucht Meier nicht nur im Umgang mit Raumtemperaturen, sondern auch bei der Zusammenarbeit mit den übrigen Universitätsmitarbeitenden. Aus unerfindlichen Gründen haben viele ausgerechnet immer dann «Wichtigeres» zu tun, wenn Meier zu seinen Sicherheitsschulungen lädt. «Das ist frustrierend», gibt er zu. Natürlich, auch er weiss: An 999 Tagen passiert nichts. Aber was, wenn am 1000. Tag tatsächlich etwas vorfällt? Ein Grossbrand vielleicht, ein medizinischer Notfall, ein … Amoklauf? Meier atmet tief durch, hebt die Schultern – und sagt nach einer Weile: «Man muss die Sicherheit mit allen Sinnen leben.»
Man muss die Sicherheit mit allen Sinnen leben.
Betritt er das Uni-Gebäude, schaut, hört und riecht er zuerst einmal, ob alles in Ordnung ist. Er ist sich seiner Verantwortung bewusst. Und deshalb geht er auch keine Kompromisse ein: Wenn während eines Apéros im Foyer wieder einmal eine Stellwand den Fluchtweg versperrt, greift er durch. «Dann muss ich auch mal die Rolle des Polizisten übernehmen.» Was nicht immer gut ankommt. «In diesem Job braucht man eine dicke Haut.» Und ein hohes Verantwortungsbewusstsein. Meier hat beides. Auch deshalb ist er selbst während der Freizeit erreichbar. Er will nicht der sein, der nicht da war.
Volle Kontrolle über den Bildschirm
Wir verlassen das Untergeschoss, Patrik Meier will uns sein Büro zeigen. Mit zunehmendem Tageslicht erhellt sich auch das Gesicht des 51-Jährigen wieder. War sein Büro früher im vierten Obergeschoss, arbeiten heute alle Facility-Management- Angestellten in unmittelbarer Nähe zum Empfang im Erdgeschoss. Meier will «am Puls der Leute» sein.
Das Büro sieht unspektakulär aus, ist aber das Gegenteil davon. «Willkommen im Technik-Herz der Uni.» Um diesen Satz zu erklären, zeigt Meier auf drei unauffällige Bildschirme, die vor ihm auf einem Tisch stehen. «Bereit?» Wir nicken – und zack! Schon ist es zappenduster. Ob Licht, Temperatur, Türen oder Beamer-Systeme, von diesem Pult aus kontrollieren Meier und seine Kolleginnen und Kollegen sämtliche Anlagen. Natürlich können die Facility Manager über das Handy oder Tablet auch von extern auf die Anlagen zugreifen. «Zum Leidwesen meiner Frau geht das sogar in den Ferien», sagt Meier und lacht.
Fast jeder Tag bringt neue Überraschungen.
Der Besuch bei Patrik Meier gibt uns einen Eindruck, wie vielseitig der Arbeitstag im Facility Management ist. «Ich arbeite nun seit zehn Jahren an der Uni und seit sieben Jahren in diesem Gebäude – doch langweilig ist es mir bis heute nie geworden.» Fast jeder Tag bringe neue Überraschungen mit sich, sagt Meier – und meint das ausschliesslich positiv. Meistens wisse er nicht einmal, was die nächsten fünf Minuten bringen. «Sehen Sie das?», fragt Patrik Meier und klopft mit dem Finger auf das Mobiltelefon, das er an seinem Gürtel trägt. «Da könnte jeden Moment ein technischer oder auch medizinischer Alarm eintreffen.»
Leidenschaftlicher Segler
Derweil das Handy still bleibt, neigt sich unser Besuch dem Ende entgegen. Die Mittagspause naht, das Wochenende ebenso. Dieses verbringt Patrik Meier, am liebsten auf dem Wasser – und zwar von der ersten Frühlingssonne bis in den späten Herbst. Der See sei wie eine Steckdose für ihn, sagt der leidenschaftliche Segler, der in Immensee wohnt. Das Zusammenspiel zwischen Wind, Wasser und Technik fasziniert Meier. Nirgendwo könne er besser abschalten, Energie tanken, die 798 Räume des Uni/PH-Gebäudes für eine Weile hinter sich lassen. Das ist auch möglich, wenn sich Patrik Meier, vermehrt in der kalten Jahreszeit, «über die Wolken» begibt – zuhause am Computer fliegt er per Flugsimulator regelmässig durch die Welt. Die Initialzündung dazu hatten echte Maschinen gegeben: «Vor einigen Jahren durfte ich von Beromünster aus mehrmals in einer Propeller-Maschine mitfliegen und zeitweilig Hand an den Steuerknüppel legen; da hat es mich gepackt.» Bisheriger Höhepunkt seiner «Flugkarriere» sei der Besuch eines professionellen Boeing-Flugsimulators mit realitätsgetreuem Cockpit gewesen. Patrik Meier mit einem Augenzwinkern: «Hier kam ich meinem Bubentraum, Pilot zu werden, schon ziemlich nahe.»