Welches Studium ist das passende? Darüber schreibt Campus-Bloggerin Noemi Wolf. Die 21-Jährige aus Bellach (SO) studiert Gesellschafts- und Kommunikationswissenschaften und hat damit einen Treffer gelandet – erkenntniserweiternde Explosionen inklusive.
Als ich mit 18 Jahren die Matura abgeschloss, fühlte ich mich, als wäre ich die vergangenen Jahre meines Lebens in einem Fluss geschwommen. Ich kam an neuen Inseln vorbei und wurde stets mehr oder weniger sanft in dieselbe Richtung getrieben. Und plötzlich, ganz abrupt, spuckte mich dieser Fluss in ein Meer hinaus, in dem ich keine Ahnung hatte, wo wieder einmal Land in Sicht sein würde. Ich stamme aus einer Familie, in der noch nie jemand studiert hat – jedenfalls nicht, soweit man sich erinnert. Was also auf mich zukommen sollte, wie ich mich entscheiden sollte, konnte ich mir in keiner Weise realistisch ausmalen.
Also legte ich ein Zwischenjahr ein, um mich in meinem Treiben für ein Ziel zu entschliessen. Dabei wurde ich, was meine Zukunft betrifft, mehrmals von riesigen Wellen erdrückt. Als kleinen Rettungsring nahm ich eine sauteure Studienberatung in Anspruch, die mir aber, wie ich fairerweise zugeben muss, zu helfen vermochte. Es wurden mir sechs Ideen vorgeschlagen, mit einem Studium an einer Fachhochschule als erster Wahl. Dazu hätte ich allerdings noch ein Jahr lang ein Praktikum absolvieren müssen, um mich anmelden zu können. Am wenigsten passend und damals in meinen Augen eher als Notlösung für den Fall, dass ich kein Praktikum finden würde, war das Studium in Luzern gedacht. Für die Landung auf der Insel «Uni Luzern» habe ich mich schliesslich in einer ziemlich kurzfristigen Aktion eingeschrieben.
Darauf einlassen und dazulernen
Eher skeptisch und meiner Freiheit, irgendwohin im Meer zu treiben, beraubt, begann ich Gesellschafts- und Kommunikationswissenschaften zu studieren. Ich hatte keine Ahnung, was das war, obwohl meine Kollegin dies schon ein Jahr lang studierte und ich mir dort einige Informationen geholt hatte. Auch sonst hatte ich mich ein wenig informiert, aber richtig vorbereitet war ich nicht. Wobei ich heute aber sagen kann, dass man dafür auch nie perfekt vorbereitet sein kann und sich einfach darauf einlassen und dazulernen muss.
Es gab viele kleine Teilexplosionen, als das Studium mir plötzlich Antworten auf Fragen brachte, die ich mir schon als Kind gestellt hatte.
Wo bleibt das versprochene Feuerwerk? Die erste Explosion ergab sich, als ich – um ehrlich zu sein, erst nach etwa einem halben Jahr – merkte, dass meine Studienwahl absolut richtig war. Es gab viele kleine Teilexplosionen, als das Studium mir plötzlich Antworten auf Fragen brachte, die ich mir schon als Kind gestellt hatte. Zum Beispiel hatte ich mich immer wie die grösste Denkerin gefühlt, wenn ich Velo fuhr. Da stellte ich mir Fragen wie: Warum nennt man einen Stuhl eigentlich Stuhl? Warum lernen so viele Leute Englisch und nicht Indisch? Was ist eigentlich das Tolle an Konzerten? Bin ich auch eine Frau bzw. damals noch Mädchen, wenn ich lieber Papa beim Basteln helfe, als Zöpfe zu flechten und Fingernägel anzumalen?
Das Zauberwort: Soziologie
Ich könnte unzählige solche Fragen auflisten, welche mir das Studium nun jeden Tag aufs Neue beantwortet. Die grösste Explosion für mich war allerdings die Erkenntnis, dass man diese Fragen alle studieren kann, somit Antworten findet und es sogar eine Bezeichnung für die Beschäftigung mit dieser Art von Fragen gibt: Soziologie. Als ich also zu studieren begann, musste ich zunächst etwa ein Semester lang herausfinden, was es überhaupt ist, was ich studiere.
Und eine weitere nennenswerte Explosion stellte der Umstand dar, dass eine völlig fremde Frau mir dieses Studium vorgeschlagen hatte. Wie konnte sie mir besser aufzeigen, was ich will, als ich selbst? Wenn man sich also für ein Studium entscheidet, ist es vermutlich richtig, einfach mal loszuschwimmen. Wenn man kein Land findet, findet man irgendwo einen Rettungsring!
Überblick Studienangebot Gesellschafts- und Kommunikationswissenschaften im Bachelor und im Master
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