Silvana Balestra hat ein Austauschsemester an der Universität von Kopenhagen verbracht. Mit dabei: die beiden Kinder der 31-jährigen Jus-Masterstudentin und ihr Partner.
Silvana Balestra, was hat Sie an der Gastgeber-Uni am meisten überrascht?
Silvana Balestra: Zum Beispiel, dass es an der Uni selbst keine Infrastruktur für Studierende mit Kindern gab, was ich in einem skandinavischen Land eigentlich erwartet hätte. Das Betreuungsangebot ist in Kopenhagen allerdings so gut ausgebaut, dass es ein solches an der Uni gar nicht unbedingt zusätzlich braucht. Anfangs etwas gewöhnungsbedürftig war weiter, dass es keine geschlechtergetrennten Toiletten gibt. Zum Schutz vor Diskriminierung, etwa von Transmenschen, würde ich das auch an Unis in der Schweiz sehr begrüssen. Ich war auch erstaunt, dass der «Jura Club» die Erlaubnis hatte, die Mensa zweimal im Monat in eine Partyzone zu verwandeln. Diese Feste waren, ähnlich wie Collegepartys aus amerikanischen Teenie-Filmen, ziemlich verrückt.
Welche Lehrveranstaltung hinterliess einen bleibenden Eindruck?
Die Vorlesung «Mediation in Legal Contexts». Dabei ging es um Konflikte im geschäftlichen und privaten Umfeld und darum, wie man diese aussergerichtlich lösen kann. Der Kurs umfasste unter anderem viele psychologische Aspekte, und ich konnte viel fürs Leben generell mitnehmen. Seither sehe ich Konflikte weniger als Problem, sondern vielmehr als Chance, um etwas zum Positiven hin zu verändern.
Was würden Sie am liebsten an die Universität Luzern importieren?
Der lockere Umgang zwischen den Studierendenund den Profs war wirklich toll. Man hat sich geduzt, und so entstand automatisch eine angenehme Atmosphäre – ich habe mich viel mehr getraut, aktiv an Diskussionen teilzunehmen. An einer so jungen und modernen Uni wie in Luzern würde das ebenfalls gut funktionieren.
Was schätzen Sie an der Universität Luzern nun mehr denn je?
Die zentrale Lage ist einfach unschlagbar. Der Campus in Kopenhagen war zwar gut zu erreichen, aber in unmittelbarer Nähe gab es eigentlich nicht wirklich viel. Ausserdem sind in Luzern die Wege zwischen den Vorlesungen kürzer, und die Mensa bietet eine grössere Auswahl beim Essen als diejenige der Uni Kopenhagen.
Aber schmeckte es immerhin?
Ja, die Gerichte waren gut und ausgewogen. Immer im Sortiment hatte es verschieden belegte «Smørrebrød», zu Deutsch «Butterbrot». Es ist das dänische Nationalgericht, welches mit allem Möglichen belegt werden kann. Dazu gab es jeweils diverse Salate und zwei verschiedene warme Menüs. Absolut top war natürlich auch die bediente Cafeteria mit Kaffee in Barista-Qualität.
Was war der wichtigste Ratschlag im Vorfeld?
Aus Expat-Foren habe ich erfahren, wie man vorgehen muss, damit man die dänische CPR-Nummer, also Sozialversicherungsnummer, so schnell wie möglich bekommt. Das war tatsächlich sehr hilfreich, weil ich die Nummer benötigte, um meine Kinder für den Kindergarten anzumelden. Ich hatte diese innerhalb eines Tages. Bei falschem Vorgehen kann man gut und gerne mehrere Monate darauf warten.
Welches war Ihr prägendstes Erlebnis abseits des Uni-Alltags?
Die einfachen Dinge, die ich so in der Schweiz nicht kenne: an einem normalen Wochentag die Kinder vom Kindergarten abzuholen und mit dem Fahrrad in nur zehn Minuten an den Strand zu fahren, zu sehen, wie die Kinder im Sand spielen, ein Buch zu lesen und einfach das Rauschen des Meeres zu geniessen. Das waren unvergessliche Momente, die zeigen, wie unglaublich hoch die Lebensqualität in Kopenhagen ist.
Ich bin unglaublich froh, dass wir dieses Abenteuer gewagt haben. Meine ganze Familie konnte vom Auslandsemester profitieren.
Was haben Ihre Eltern durch Ihr Auslandsemester gelernt?
Sie haben – einmal mehr – festgestellt, dass ich mich nicht von meinen Plänen abbringen lasse und auch ungewöhnliche Sachen mache, wie etwa eben mit der ganzen Familie für ein Semester ins Ausland zu gehen. Meine Mutter hat mein Vorhaben aber immer unterstützt und genoss natürlich auch die Gelegenheit, mich in Kopenhagen zu besuchen.
Was ist die wichtigste Erkenntnis, die Sie mit nach Hause genommen haben?
Dass es sich im Leben immer lohnt, mutig zu sein und etwas zu wagen. Ich bin unglaublich froh, dass wir dieses Abenteuer gewagt haben. Meine ganze Familie konnte vom Auslandsemester profitieren. Unser Horizont hat sich enorm erweitert, und wir durften so viele unvergessliche Momente erleben.
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