Seit zweieinhalb Jahren ist Lorena Alessandri im Recruitment tätig, inzwischen in leitender Position. Die Wirtschaftswissenschafts-Absolventin verrät, wie heute Talente gefunden werden und gibt Tipps für einen gelingenden Berufseinstieg.

Lorena Alessandri in ihrem Büro in der Stadt Luzern. (Bild: Roberto Conciatori)

Lorena Alessandri, was genau macht das Unternehmen, bei dem Sie beschäftigt sind?

Lorena Alessandri: Consult & Pepper ist ein Personalberatungsunternehmen, welches sich auf die Bereiche Technology & Leadership spezialisiert hat. An fünf Standorten in der Deutschschweiz werden einerseits Kandidatinnen und Kandidaten bei ihrem nächsten Karriereschritt und andererseits Firmenkunden bei der Rekrutierung von Fachspezialistinnen oder Führungskräften unterstützt. 

Sie waren zunächst als Consultant tätig, seit Anfang Jahr sind Sie nun Niederlassungsleiterin. Was hat sich durch Ihre Beförderung verändert?

Wie bereits in meiner vorherigen Funktion als Consultant arbeite ich weiterhin operativ. Zusätzlich dazu verantworte ich nun die Weiterentwicklung der Niederlassung, die personelle sowie fachliche Führung der Mitarbeitenden, die Zielerreichung und die Bewirtschaftung des Firmennetzwerkes, ausserdem wirke ich im Führungsgremium mit.

Innerhalb weniger Jahre nach Ihrem Bachelor-Abschluss haben Sie es also geschafft, ein kleines Team an der Niederlassung in Luzern zu führen. Wie ist Ihnen das gelungen?

Der Bereich, in dem ich arbeite, gefällt mir sehr gut. Ich sehe täglich einen Mehrwert in meinem Job und gehe gerne zur Arbeit. Das hilft, gute Arbeit abzuliefern. Neben der eigenen Arbeitsleistung haben sich aber auch personelle Veränderungen am Standort ergeben, die dazu geführt haben, dass ich nun bereits nach zwei Jahren in diese neue Rolle hineinwachsen und Verantwortung übernehmen darf.

Mit Ihren 26 Jahren sind Sie noch recht jung. Hatten Sie nie Schwierigkeiten damit, dass Mitarbeitende oder Kundinnen Sie in Ihrer Funktion nicht ernst nahmen?

Ehrlich gesagt nein. Meine Arbeitskolleginnen und -kollegen sehen das sehr locker. Es geht bei uns nicht um das Alter, sondern vielmehr darum, ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Diese Befürchtung hatte ich eher auf Kundenseite, da viele Kundinnen und Kunden älter als ich sind und über mehr Berufserfahrung verfügen. Diese Befürchtung hat sich nicht bewahrheitet. 

Es gibt diverse Studien, die zeigen, dass Frauen insbesondere beim Lohn schlechter verhandeln. Haben Sie damit selbst Erfahrungen gemacht, und welche Ratschläge haben Sie für Frauen, damit sie in Zukunft selbstbewusster am Verhandlungstisch auftreten?

Ich hatte das Glück, dass ich bisher noch nie verhandeln musste. Bei uns sind die Löhne je nach Stufe für alle gleich und werden auch sehr transparent kommuniziert. In unserem Unternehmen gibt es deshalb auch keinen Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern. Was bei Frauen allerdings oftmals ein Problem ist und was ich auch manchmal an mir selbst sehe, ist, dass wir uns unterschätzen oder uns zu wenig zutrauen. Um dem entgegenzuwirken, sollten Frauen stolzer auf das bisher Erreichte und weniger selbstkritisch sein. 

Die Rekrutierung von qualifizierten Mitarbeitenden gestaltet sich sehr anspruchsvoll.
Lorena Alessandri

Es wird immer wieder von Fachkräftemangel gesprochen. Spüren Sie dies?

Leider ist die Thematik des Fachkräftemangels für unsere Branche nichts Neues. Viele Kundinnen und Kunden möchten gerne wachsen, aber die Rekrutierung von qualifizierten Mitarbeitenden gestaltet sich sehr anspruchsvoll. Auch bei unseren internen Positionen stellen wir fest, dass die Rekrutierung herausfordernder geworden ist. Deshalb ist es heute enorm wichtig, präsent zu sein und neue Wege in der Rekrutierung zu gehen.

Über welche Kanäle rekrutieren Sie Mitarbeitende?

Die reine passive Suche via klassische Stelleninserate ist in vielen Fällen nicht erfolgreich. Viele Recruiterinnen und Recruiter wählen deshalb den Weg über das Online-Geschäftsnetzwerk LinkedIn. Auch wir schalten auf LinkedIn Inserate und schreiben Personen direkt an. Interessanterweise darf man auch in der digitalisierten Welt das «Word of Mouth» nicht unterschätzen. Über die direkte Weiterempfehlung läuft nach wie vor viel. Ein gutes Netzwerk ist also wichtig, beispielsweise das einer Alumni-Organisation. 

Sie haben an der Universität Luzern Ihren Bachelor in Wirtschaftswissenschaften gemacht. Hat Sie das Studium gut auf Ihren späteren Job vorbereitet?

Das wurde ich schon oft gefragt – und kann dies bejahen. Hauptsächlich habe ich gelernt, wie ich an verschiedene Probleme herangehe und diese löse. Ansonsten hilft es mir sowohl privat wie auch im Arbeitsalltag, gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge zu erkennen und zu verstehen. Der Hauptteil meiner heutigen Arbeitstätigkeit lernte ich aber «on the job».

Welche Tipps haben Sie als Expertin für Studierende, die demnächst in die Berufswelt starten?

Verkrampft euch nicht darauf, bereits bei der ersten Anstellung den Traumjob zu finden. Es braucht Zeit herauszufinden, was man wirklich sucht. In einer beruflichen Laufbahn ist vieles nicht planbar, und auch weit nach dem Studium bestehen Möglichkeiten, neue Richtungen einzuschlagen. Deshalb nutzt die Chancen, die sich euch ergeben, und macht das, worauf ihr Lust habt.


Überblick Studienangebot Wirtschaftswissenschaften im Bachelor und im Master

Roxane Bründler
Co-Sektionsvorsteherin Wirtschaftswissenschaften der ALUMNI Organisation der Universität Luzern; Junior Account Managerin bei thjnk, Zürich