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Im Oktober 2022 kaufte Elon Musk Twitter für 44 Milliarden Dollar und hat die Plattform seither weitreichend verändert. Dies ist nur ein Beispiel, das uns an die Notwendigkeit erinnert, gründlich und ernsthaft darüber nachzudenken, wer genau digitale Technologien kontrolliert, welche Entscheidungen diese Entscheidungsträgerinnen und -träger treffen und zu wessen Gunsten sie dienen. Der Ruf nach «digitaler Transformation» bedeutet allzu oft, dass wir uns den Anforderungen der neuen Technologie und den wenigen, die sie besitzen, anpassen, anstatt sie bewusst zu gestalten. In Ermangelung mutiger Massnahmen seitens Politik und Zivilgesellschaft beansprucht die Technologiebranche die Zukunft für sich – es gibt fast keine Rechenschaftspflicht.

Um das demokratische Potenzial digitaler Plattformen zu realisieren, müssten wir uns fragen, wie eine kollektive Kontrolle über die Infrastruktur und Systeme, die unser digitales Leben regieren, gelingen könnte. Wichtig dabei ist, einen reicheren Begriff von «Gemeinschaft» vorauszusetzen, als ihn digitale Plattformen allzu oft propagieren. Beispiele wie Facebook und Airbnb verdeutlichen, wie diese digitalen Plattformen die Kontrolle über Gemeinschaften ausüben und Daten extrahieren, nicht selten unter dem Deckmantel der «Ermächtigung der Gemeinschaft» und einer angeblichen «sozialen Mission». Dabei monetarisieren solche Plattformen nicht nur die Arbeit, sondern auch grundlegende menschliche Beziehungen, wobei die negativen Auswirkungen oft verschleiert werden. Es gibt jedoch bereits digitale Plattformen, welche die Gemeinschaft als Dreh- und Angelpunkt für Entscheidungsprozesse in den Mittelpunkt stellen: etwa Bürgerplattformen, dezentrale soziale Netzwerke und kooperativ organisierte Plattformen, um nur einige Beispiele zu nennen. Die Aussicht auf eine autonome Gestaltung unserer digitalen Zukunft wird massgeblich von einer umfassenden Ausweitung und Förderung solcher gemeinschaftsbasierten Plattformen abhängen.

Foto Michael Raeber

Michael Ivo Räber

Oberassistent für Praktische Philosophie; Dr.
unilu.ch/michael-raeber