Forschungsdatenmanagement
Forschungsdatenmanagement (FDM) bezeichnet den Prozess, Forschungsdaten während ihres Lebenszyklus, d.h. von Beginn des Forschungsprojekts bis zur Publikation, zu verwalten.
Die Universität Luzern, in Kooperation mit der Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern (ZHB Luzern) möchte Forschende dabei unterstützen, sich in der komplexen Materie von Forschung, IT und Recht zurecht zu finden. In diesem Zusammenhang wurde u.a. eine Handreichung entwickelt, welche bei der Ausarbeitung eines Datenmanagementplans (DMP) behilflich sein soll. Da FDM disziplinspezifisch ist und sich nach den jeweils zu verwaltenden Forschungsdaten richtet, bietet die Handreichung lediglich einen Überblick und vermag insbesondere keine detaillierten, (rechts-)verbindlichen Auskünfte zu geben. Bei konkreten Fragen zu einem individuellen Forschungsprojekt stehen wir gerne zur Verfügung.
Yvonne Fuchs, MA
Koordination Forschungsdatenmanagement & Open Science
T +41 41 229 50 09
yvonne.fuchs @ unilu.ch
Dr. iur. Nadja Meyenhofer
Forschungsdatenmanagement
T +41 41 349 76 39
nadja.meyenhofer @ zhbluzern.ch
Forschungsdaten bezeichnen (digitale) Daten, die während eines Forschungsprozesses entstehen. Die Art der Daten umfasst z.B. Text-, Audio- und Bilddateien sowie Umfragen, Statistiken und Messresultate.
Forschungsdatenmanagement bezeichnet den Prozess Forschungsdaten während ihres Lebenszyklus zu verwalten. Zum Lebenszyklus von Forschungsdaten gehören:
- Planung, insbesondere die Ausarbeitung eines Datenmanagementplans
- Organisation und Dokumentation der Daten
- Datenverarbeitung und Datensicherung während des Forschungsprozesses
- Wahrung rechtlicher und ethischer Grundsätze und Normen
- Publikation, Nachnutzung und Archivierung der Daten
Effizientes Forschungsdatenmanagement hängt von guter Planung ab. Die Ausarbeitung eines Datenmanagementplans (DMP) schafft klare Strukturen im Forschungsprozess, hilft bei der Identifikation allfälliger Probleme und garantiert den wissenschaftlich verantwortungsbewussten Umgang mit den Forschungsdaten. Der DMP wird vorzugsweise bereits zu Projektbeginn erstellt und im Verlaufe des Forschungsprojektes angepasst. Er orientiert sich am Lebenszyklus der Forschungsdaten:
- Welche Daten werden wie erhoben, beobachtet, generiert oder wiederverwendet?
- Wie werden die Daten organisiert und dokumentiert?
- Wie und wo werden die Daten gesichert?
- Welche rechtlichen und ethischen Fragen stellen sich?
- Wo werden die Daten nach Projektende allenfalls publiziert bzw. archiviert?
Seit Oktober 2017 fordert der Schweizerische Nationalfonds (SNF) für die meisten Förderinstrumente die Einreichung eines DMP. Die Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern berät Forschende der Universität Luzern in Bezug auf die Ausarbeitung eines Datenmanagementplans.
Übersichtlichkeit und Reproduzierbarkeit während und nach dem Forschungsprojekt werden durch eine gute Organisation und Dokumentation der Forschungsdaten begünstigt.
Die Organisation von Forschungsdaten basiert insbesondere auf einem durchdachten Ablage- und Ordnersystem. Welche Daten, wo und unter welchem Namen abgelegt werden ist entscheidend für die Nachvollziehbarkeit der Forschungsergebnisse und die Nachnutzung der Forschungsdaten. Es ist zu empfehlen die Organisation ausreichend zu evaluieren und ein einmal gewähltes System beizubhalten.
Trotz klar strukturierter Organisation können Forschungsdaten für die Reproduzierbarkeit und Nachnutzung unbrauchbar sein, wenn sie nicht dokumentiert werden. Die Dokumentation der Forschungsdaten gibt Auskunft über die angewandte Forschungsmethode und das Vorgehen in Bezug auf die Erhebung, Beobachtung und Generierung der Forschungsdaten, sowie über deren Metadaten. In der Dokumentation sollen alle Informationen festgehalten werden, die andere Forschende benötigen, um die erhobenen Daten verstehen und idealerweise nachnutzen zu können.
Ein Dateiformat sollte den Anforderungen der einfachen Bearbeitung, Reproduzierbarkeit und Nachnutzung entsprechend gewählt werden. Falls das während des Forschungsprozesses nicht möglich ist, muss am Ende in ein Format konvertiert werden, das den langfristigen Erhalt der Daten gewährleistet.
Forschungsdaten und deren Auswertung bilden den Kern der Forschungstätigkeit. Um Datenverlust oder Datenmanipulation vorzubeugen ist es ratsam sich bereits vor Beginn des Forschungsprojektes Gedanken zur Datensicherung zu machen. Die Wahl des Speichermediums/ortes (Notebook, Externe-Festplatte, USB-Stick, Cloud etc.) hängt von den jeweiligen Forschungsdaten ab (Datenvolumen, gemeinsame Datenhaltung, Personenbezug der Daten). Die regelmässige Sicherung der Daten auf einem zusätzlichen Datenträger wird empfohlen.
Bei Erhebung, Verwendung, Bearbeitung, Aufbewahrung und Publizierung von Daten sind ethische und rechtliche Grundsätze und Normen zu beachten, die in vielen Fällen einen besonderen Umgang mit den Forschungsdaten verlangen:
Zum Schutz der Persönlichkeit bedarf die Verarbeitung von Personendaten einer Einverständniserklärung der betroffenen Personen und bei Publikation u.U. einer Anonymisierung der Daten bzw. Zugriffsrestriktionen.
Das Forschungsprojekt und je nach Ausgestaltung auch die dem Projekt zugrunde liegenden Forschungsdaten sind urheberrechtlich geschützte Werke. Die Nachnutzung der Daten (auch von fremden Daten für das eigene Forschungsprojekt) verlangt deshalb u.U. die Einhaltung urheberrechtlicher Bestimmungen. Damit verbunden sind Vorgaben der Bildungsinstitution in Bezug darauf ob bzw. welche Daten z.B. auf einem Repositorium publiziert werden dürfen.
Fragen zum Datenschutz und Urheberrechten sind einzelfallabhängig und bedürfen z.T. besonderer juristischer Abklärungen. Das DMLawTool kann möglicherweise bei der Eingrenzung der Fragen helfen. Zudem stehen wir Forschenden der Universität Luzern auch bei juristischen Fragen mit Empfehlungen zur Seite. Rechtsverbindliche Auskünfte sind allerdings nicht möglich.
Im Sinne guter wissenschaftlicher Praxis verlangen Forschungsförderer und -institutionen einen verantwortungsbewussten Umfang mit Forschungsdaten. Dazu gehört mit zunehmender Digitalisierung in vielen Fällen auch die öffentliche Zugänglichmachung der Forschungsdaten, um Transparenz in der Forschung zu gewährleisten und die Nachnutzung der Daten für die Wissenschaft zu ermöglichen. Die Publikation von Forschungsdaten begünstigt die wissenschaftliche Sichtbarkeit und Reputation der Forschenden. Die Universität Luzern verlangt von ihren Forschenden grundsätzlich die öffentliche zur Verfügung Stellung der Daten, sofern keine ethischen und/oder rechtlichen Gründe dagegen sprechen.
Die Forschungsdaten können zu diesem Zweck in fachspezifischen oder fachübergreifenden, institutionellen Repositorien, sowie in speziellen Data Journals publiziert werden. Als Repositorium steht für Forschende der Universität Luzern das Lucerne Open Repository (LORY) zur Verfügung, welches durch die Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern verwaltet wird.
Um die Nachnutzung zu ermöglichen müssen die Daten bei Publikation mit einem persistent identifier (z.B. DOI) und einer Nutzungslizenz (z.B. Creative Commons) versehen werden.
Wir beraten Forschende der Universität Luzern gern bei der Auswahl des Repositoriums und hinsichtlich der Aufbereitung der Daten zur Publikation.