Publikationen des Forschungsswerpunktes REGIE
Religiöse Identitäten und gesellschaftliche Integration. 2017
Der dritte Band der Ergebnisse von REGIE liefert eine interdisziplinäre Bestandsaufnahme zu Fragen von Identitäten und Religion und den daraus resultierenden Konflikten in Gegenwart und jüngerer Vergangenheit.
Wie hängt Religion mit den wieder erstarkenden kollektiven Identitäten zusammen? Unter anderem werden hierzu Erkenntnisse aus einer breit angelegten empirischen Sekundäranalyse von Daten zur Religionszugehörigkeit vorgelegt. Zudem wird nach den Konsequenzen gefragt, die sich aus der primären Ursächlichkeit von Migration ergeben: Wie verschiebt sich die Selbstidentifizierung zwischen erster und zweiter Migrationsgeneration? Welches sind die Leistungen organisierter religiöser Migrantengemeinschaften im Integrationsgeschehen? Ins Blickfeld gerät dabei schließlich das Religionsverständnis selbst. Die Diskussion erfolgt zwischen dem Verständnis einer „fluiden Religiosität“ und rigidem bzw. fundamentalistischem Verstehen von Religion.
Der Band geht zurück auf den universitären Forschungsschwerpunkt „Religion und gesellschaftliche Integration in Europa (REGIE)“ der Universität Luzern und dessen Ringvorlesung im Jahr 2016. Er richtet sich an alle, die an einer wissenschaftlich abgestützten Verhältnisbestimmung von Religionsgemeinschaften in der Moderne interessiert sind.
Das Werk ist Teil der Reihe Religion – Wirtschaft – Politik, Band 18.
Integrationspotentiale von Religion und Zivilgesellschaft. 2016
Auf der Grundlage der Resultate von Band 1 und neuerer Forschungsliteratur fragt Band 2 spezifisch nach den Potenzialen von Religion, Prozesse gesellschaftlicher Teilhabe und Integration in historischen und gegenwärtigen Kontexten entweder zu hemmen, zu ermöglichen oder zu fördern. In welchen Ausprägungen von Religion – als privat individuell, gruppenbasiert oder öffentlich –, in welchen zivilgesellschaftlichen Einbindungen von Religion und in welchen gesellschaftlichen Kontexten kommen stärkere, schwächere oder gar keine Integrationspotenziale von Religion und Religionen zum Tragen? Es zeigt sich: Religion kann durchaus ein positives Potenzial gesellschaftlicher Integration sein.
Religionen können sowohl eine Ressource als auch ein Hindernis gesellschaftlicher Teilhabe und Integration darstellen. Welche sozialen Kontexte und Rahmenbedingungen Integrationspotenziale von Religion und Religionen ermöglichen und fördern, steht im Fokus der systematischen, historischen und empirischen Studien. Es geht um die Beiträge, die religiöse Gruppen und Gemeinschaften zur inividuellen wie kollektiven Integration in die Gesellschaft, zur Zivilgesellschaft sowie zum gesellschaftlichen Zusammenhalt beizusteuern vermögen. Dabei wird herausgestellt, dass Religion in die Öffentlichkeit gehört und öffentliche Religionen die gesellschaftliche Integration erleichtern, ferner, dass religiöse Gemeinschaften Integrationsprozesse von Immigranten unterstützen können, dass selbst im Kontext starker Marginalisierung religiöse Gemeinschaften ihren Mitgliedern einen sicheren Rückzugsort boten und bieten, welcher zur Voraussetzung für gesellschaftliche Integration werden konnte und kann. Zudem wird in einer empirischen Studie belegt, dass religiöse Praxis zu zivilgesellschaftlichem Engagement motiviert und sich damit positiv auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt auswirkt.
Edmund Arens widmet sich aus einer systematisch-theoretischen Perspektive der Bedeu-tung von Öffentlichkeit für Religion und Religionen und argumentiert ausgehend von der jüngeren angelsächsischen Debatte, dass gerade öffentliche Religionen in der Zivilgesellschaft Möglichkeiten zur Integration eröffnen.
Antonius Liedhegener wendet sich in seinem Beitrag aus politikwissenschaftlicher Per-spektive dem Stellenwert von Religionen in der Zivilgesellschaft und ihren Potenzialen für die soziale und systematische Integration zu. Seine Analysen zeigen, dass selbst in einem vergleichsweise säkularen Land wie der Schweiz von den verschiedenen Dimensionen von Religion und Religiosität positive Effekte auf das zivilgesellschaftliche Engagement und damit auf Ressourcen des gesellschaftlichen Zusammenhalts ausgehen.
Martin Baumann schliesslich weist in seiner religionswissenschaftlichen Untersuchung religiöser Gemeinschaftsorte von Immigranten auf, dass im Gegensatz zu «einfachen» Mit-gliedern und Gläubigen gerade Funktionsträger wie Priester, Imame oder Vereinspräsidenten aufgrund ihrer Positionen und damit ermöglichter Kontakte zu Behörden, Politikern und Vertretern anderer Religionen erhöhte Optionen zur gesellschaftlichen Teilhabe und Mitsprache und damit Integration haben.
Das Werk ist Teil der Reihe Religion – Wirtschaft – Politik, Band 14.
Publikationen zu den Teilprojekten
Teilprojekt 1: Public Religions und Public Theology
Teilprojekt 2: Religion going public – Immigration, Sakralbauten und öffentlicher Raum
Teilprojekt 3: Funktionswandel von Religion und modernen Gesellschaften
Teilprojekt 4: (Nur) zivilgesellschaftliche Akteure?
Teilprojekt 5: Doppelte Identitäten
Integration durch Religion? 2014
Ob Religion eine Gesellschaft zusammenschweisst oder auseinanderreisst, wird heiss diskutiert. Was Religion und konkrete Religionen zur Integration beitragen, beleuchtet der erste Band des universitären Forschungsschwerpunkts REGIE.
Rezensionen
Die Rezension von Jan Achim Richter, Dipl.-Politologe, Doktorand, Universität Hamburg, ist hier abrufbar.
Die Rezension von Dr. Jeannette Behringer, MAE Demokratie, Ethik, Europa, Nachhaltige Entwicklung, ist hier abrufbar.
Die Publikation "Integration durch Religion?" ist das Ergebnis eines internationalen Kongresses an der Universität Luzern. Dieser wurde im Rahmen des Forschungsschwerpunkts "Religion und gesellschaftliche Integration in Europa" (REGIE) Mitte 2012 durchgeführt.
Die Beiträge des Sammelbandes sind auf drei wichtige Fragestellungen fokussiert: Sie untersuchen erstens die Integrationsleistungen von Religion, reflektieren zweitens die Integrationswirkungen religiöser Traditionen und bedenken drittens die Integrationschancen durch Religionsrecht. Zum Auftakt analysieren die Religionssoziologen Jörg Stolz und Fabian Huber (Lausanne) die Integration religiöser Gemeinschaften in die Gesellschaft mit den Methoden der erklärenden Soziologie. Der Religionssoziologe Gert Pickel (Leipzig) erkennt im religiösen Sozialkapital eine Integrationsressource und unterstreicht den positiven Beitrag religiöser Netzwerke für die gesellschaftliche Kooperation und Kohäsion.
Mitherausgeber Antonius Liedhegener, Professor für Politik und Religion an der Universität Luzern, argumentiert, dass die gesellschaftliche Integration demokratischer Gesellschaften durch komplementäre Integrationsmodi bedingt ist und befürwortet einen möglichst breit abgestützten gesellschaftlichen Grundkonsens. Auch die Politikwissenschaftlerin Tine Stein (Kiel) macht auf Bemühungen um einen overlapping consensus in Menschenrechtsfragen aufmerksam und gelangt zu dem Schluss, dass Re- Integration durch Religion? Ob Religion eine Gesellschaft zusammenschweisst oder auseinanderreisst, wird heiss diskutiert. Was Religion und konkrete Religionen zur Integration beitragen, beleuchtet der erste Band des universitären Forschungsschwerpunkts REGIE. ligionen die Überzeugungskraft der Menschenrechte stärken können. Verena Lenzen, Professorin für Judaistik an der Universität Luzern, beschreibt den Weg des europäischen Judentums als Prozess kontrovers gedeuteter und ambivalent wirkender Assimilation bzw. Akkulturation. Der Kirchenhistoriker Wilhelm Damberg (Bochum) beleuchtet den Katholizismus in Deutschland im 18./19. Jahrhundert zwischen sondergesellschaftlicher Abschottung und dadurch gleichwohl ermöglichter längerfristiger Integration. Mit Blick auf die veränderte soziale Position der Kirchen in Deutschland seit den 1950er-Jahren betrachtet der Historiker Paul Nolte (Berlin) Religion als zivilgesellschaftliche Ressource. Die Religionswissenschaftlerin Daria Pezzoli-Olgiati (Zürich) führt an Beispielen des zeitgenössischen Autorenfilms besonders mit Bezug auf den Islam den Umgang mit religiösen Minderheiten und deren Integration vor Augen.
Das rechtliche Inkorporationsregime für Religionsgemeinschaften steht im Zentrum des breit angelegten Beitrags des Rechtswissenschaftlers René Pahud de Mortanges (Fribourg). Der Trierer Jurist Gerhard Robbers thematisiert, wie Religionskonflikte durch rechtliche Regeln gezähmt werden. Abschliessend bringt der Philosoph, Menschenrechtsgelehrte und UN-Sonderberichterstatter Heiner Bielefeldt (Erlangen) aktuelle Facetten der internationalen Debatte um das Menschenrecht auf Religionsfreiheit zur Sprache.
Der Band belegt die Brisanz der Integrationsdebatte und die Notwendigkeit differenzierter wissenschaftlicher Analysen von und Reflexion auf Integration. Das Buch schärft den Blick für die Bedeutung von Religion bzw. den Beitrag von Religionsgemeinschaften zur gesellschaftlichen Integration. Zugleich stellen die Beiträge unter Beweis, was universitäre Forschungsschwerpunkte an interdisziplinärer Forschung möglich machen und tatsächlich leisten.
Das Werk ist Teil der Reihe Religion – Wirtschaft – Politik, Band 10.