Konstruktiver Umgang mit Fehlern fördert Innovation

Der Fokus des diesjährigen «Schweizer HR-Barometer» liegt auf Arbeitsbedingungen, die innovatives Handeln von Beschäftigten fördern. Der in der Schweiz vorherrschende offene Umgang mit Fehlern wirkt sich positiv auf die Innovationskraft und die generelle Arbeitseinstellung aus.

HR-Barometer 2022
Die aktuelle Ausgabe des «Schweizer HR-Barometer» widmet sich dem Schwerpunktthema «Innovation und Scheitern».

Die Ergebnisse des «HR-Barometer», einer Befragung bei über 2000 Arbeitnehmenden, zeigen, dass sowohl innovatives Handeln als auch Lernen aus Fehlern in der Schweiz weit verbreitet sind. 86% der Beschäftigten sind der Meinung, dass Fehler hilfreich für die eigene Arbeit sein können und die Gelegenheit bieten, etwas aus ihnen zu lernen. Das ist ein sehr gutes Fundament für die Innovationskraft von Unternehmen in der Schweiz. Beschäftigte berichten auch, dass sie sich durch Vorgesetzte und Arbeitskolleginnen und -kollegen unterstützt fühlen und in vielen Unternehmen ein Klima der psychologischen Sicherheit herrscht. Es dominiert der proaktive Umgang mit Fehlern, sodass diese offen kommuniziert und reflektiert werden können. Sehr ermutigend ist, dass weniger als 10% der Beschäftigten angeben, dass sie Fehler im Allgemeinen verbergen.

Allerdings bestehen laut der Befragung auch Verbesserungsmöglichkeiten, insbesondere hinsichtlich der Bereitschaft, Teams mehr Zeit für die Entwicklung neuer Ideen zur Verfügung zu stellen. Ebenso zeigt die Studie, dass die Unterstützung von Ideen durch Vorgesetzte über Abteilungsgrenzen hinweg verbessert werden könne. Beschäftigte könnten zudem noch stärker darin unterstützt werden, dem Risiko, Fehler zu machen, offen zu begegnen.

Auswirkungen von Innovations- und Fehlerkulturen

Eine Unternehmenskultur, die innovatives Handeln und Lernen aus Fehlern bei den Beschäftigten fördert, ist nicht nur im Hinblick auf Innovation wünschenswert. Sie beeinflusst auch generelle Arbeitseinstellungen und das Erleben der Arbeitssituation positiv. Beschäftigte in Unternehmen mit einer solchen Kultur berichten von weniger Stress, mehr Arbeits- und Laufbahnzufriedenheit, mehr Commitment, also Bindung an die Organisation, und geringeren Kündigungsabsichten.

Umgekehrt ist für innovatives Handeln und das Lernen aus Fehlern, neben kulturellen Faktoren, die Gestaltung der täglichen Arbeit zentral. Autonomie, Aufgabenvielfalt und Partizipation sind die wichtigsten Arbeitsmerkmale, um Innovation zu fördern. Während Autonomie und Aufgabenvielfalt relativ weit verbreitet sind, besteht bei der Partizipation, also der Beteiligung von Beschäftigten an Entscheidungen im Unternehmen, noch am ehesten Verbesserungsbedarf.

Trend zu gestiegenen Erwartungen

Bezüglich der allgemeinen Arbeitssituation, die ebenfalls im Schweizer HR-Barometer erfasst wird, zeigt sich insgesamt ein positives Bild, das sicher auch durch die gegen­wärtige beschäftigtenfreundliche Situation am Arbeitsmarkt geprägt ist. Die im sogenannten psychologischen Vertrag (siehe Box unten) ausgedrückten Erwartungen der Beschäftigten sind etwas gestiegen, die Angebote der Unternehmen aber auch. Sorgen­kinder sind weiterhin eine aus Sicht der Beschäftigten angemessene Entlöhnung und das Vorhandensein von Entwicklungsmöglichkeiten. Hinsichtlich Letzterem ist insbesondere besorgniserregend, dass sich der in früheren Ausgaben des «Schweizer HR-Barometer» bereits aufgezeigte Trend zu weniger Weiterbildungstagen noch verstärkt hat. Ebenso werden weiterhin Leistungsbeurteilungen und Laufbahnplanung als Kern­bestand­teile der Personalentwicklung zu wenig durchgeführt beziehungsweise angeboten.

Schliesslich kann vermutet werden, dass bei für Beschäftigte weiterhin günstiger Arbeitsmarktlage mehr Dynamik im Arbeitsverhalten entstehen wird. Derzeit ist zwar die Kündigungsabsicht tief, aber die erlebte Arbeitsmarktfähigkeit ist zum ersten Mal seit zehn Jahren gestiegen und Beschäftigte berichten dynamischere Formen von Arbeits­(un)zufriedenheit, welche steigende Erwartungen und Veränderungsbereitschaft signalisieren. Unternehmen sollten sich also durch verbesserte HR-Praktiken für diese Dynamik wappnen, mit besonderem Blick auf Entlohnung und Personalentwicklung.
 

Der «Schweizer HR-Barometer»

Der «Schweizer HR-Barometer» erfasst, wie Angestellte in der Schweiz ihre Arbeitssituation erleben. Erhoben werden unter anderem folgende Themen: gegenseitige Erwartungen und Angebote von Arbeit­nehmenden und Arbeit­gebenden als Bestandteil der Arbeits­beziehung (psychologischer Vertrag), Praktiken des Human Resource Management wie Arbeits­gestaltung und Personal­entwicklung, Führung, Arbeits­zufriedenheit, Arbeits­markt­fähigkeit und Karriere­orientierung. Die Studie wird von Prof. Dr. Gudela Grote, Professorin für Arbeits- und Organisations­psychologie der ETH Zürich, und von Prof. Dr. Bruno Staffelbach, Leiter des Centers für Human Resource Management an der Universität Luzern, in Kooperation mit der Universität Zürich regelmässig herausgegeben.

Die Grundlage des «HR-Barometer 2022» bildet eine Befragung von 2088 Angestellten, basierend auf dem Stich­proben­register des Bundesamtes für Statistik. Die aktuelle Ausgabe widmet sich dem Schwerpunkt­thema «Innovation und Scheitern». Die Befragung fand zwischen März und Juni 2022 in der deutsch-, französisch- und italienischsprachigen Schweiz statt.

Der «HR-Barometer 2022» entstand mit Unterstützung des Schweizerischen Nationalfonds.

Angaben zur diesjährigen Ausgabe

Der Bericht steht elektronisch zum Download zur Verfügung:

Schweizer «HR-Barometer» 2022 | Executive Summary DE | Executive Summary EN | Synthèse FR | Sintesi operativa IT | www.hrbarometer.ch

Gudela Grote und Bruno Staffelbach (Hrsg.): Schweizer HR-Barometer 2022: Innovation und Scheitern. Universitäten Luzern, Zürich und ETH Zürich. ISBN 978-3-033-09471-0

Weitere Informationen

Prof. Dr. Bruno Staffelbach
Universität Luzern
Center für Human Resource Management
Telefon: +41 41 229 50 05
bruno.staffelbach@unilu.ch
Erreichbarkeit: 5.10.2022, 13–14 Uhr

Prof. Dr. Gudela Grote
ETH Zürich
Professur für Arbeits- und Organisationspsychologie
Telefon: +41 44 632 70 86
ggrote@ethz.ch
Erreichbarkeit: 5.10.2022, 16–17 Uhr

Dateien

Medienmitteilung «Konstruktiver Umgang mit Fehlern fördert Innovation»

Press release «Constructive approach to error-making boosts innovation»

Communiqué de presse «Une approche constructive de l’erreur favorise l’innovation»

Comunicato stampa «Un approccio costruttivo dinanzi agli errori promuove l’innovazione»