Luzerner Religionspreis
Preis für herausragende Maturaarbeiten zum Thema Religion und Ethik
Mit dem Luzerner Religionspreis, der 2006 erstmals ausgeschrieben wurde, würdigen die Theologische Fakultät sowie das Religionswissenschaftliche Seminar der Kultur- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Luzern das Engagement von Schülerinnen und Schülern im Hinblick auf das Themenspektrum Religion, indem sie herausragende Maturaarbeiten zum Thema Religion und Ethik auszeichnen.
Der Preis, der mit 500 Franken dotiert ist und von der Universitätsstiftung entrichtet wird, wird jedes Jahr ausgeschrieben. Zugelassen sind Arbeiten aus allen Fächern und aus der gesamten deutschsprachigen Schweiz. Eine Fachjury, bestehend aus Dozierenden der Theologischen Fakultät und des Religionswissenschaftlichen Seminars der Kultur- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät, beurteilt die eingereichten Arbeiten.
Für den Luzerner Religionspreis können Maturaarbeiten aus der gesamten Deutschschweiz eingereicht werden. Die Arbeiten sind von den betreuenden Lehrpersonen per Post einzureichen. Die Ausschreibung für den Religionspreis 2025 erfolgt Ende 2024 an dieser Stelle.
Kontakt und Auskünfte
Prof. Dr. theol. Christian Höger
Professor für Religionspädagogik und Katechetik
T +41 41 229 52 46
christian.hoeger @ unilu.ch
Im Jahr 2024 erhält Ena Hager von der Pädagogischen Maturitätsschule Kreuzlingen den Luzerner Religionspreis. Ihre mit der Bestnote bewertete Maturaarbeit mit dem Titel «Die Ewigkeitsblume – eine Tierwelt in Aufruhr» hat die Jury des «Luzerner Religionspreises» vollkommen überzeugt.
Ringparabel als Fabel
In drei Experteninterviews hat Ena Hager hierzu je einen theologischen Vertreter des Judentums, Christentums und Islams vergleichend befragt und die Ergebnisse gebündelt. Mit dem Ziel interreligiöser Verständigung und Aufklärung hat Frau Hager ein Hörspiel konzipiert, das bereits etwa 10-jährige Kinder zur Selbstreflexion hierüber anregen möchte. Besonders beeindruckt war die vierköpfige Jury (Prof. Dr. Martin Baumann, Prof. Dr. Christian Höger, Alexandra Kaiser-Duliba und Matthias Kuhl) vom fantasievollen Transfer der Botschaft der Ringparabel in eine fiktive Tierwelt, in der sich ein Fuchs, ein Wolf und ein Marder zur Rettung der durch Streit gefährdeten Ewigkeitsblume gemeinsam auf den Weg machen. Im Verlauf der Suche nach einer neuen Blume, die das Überleben ihrer gemeinsamen Tierwelt garantieren kann, lernen sie, ihre gegenseitigen Vorurteile abzulegen und konflikthafte Differenzen zu überbrücken. Neben der überzeugenden elementarisierten Story beeindruckte die Jury auch, wie schön und lebendig die Maturandin mit ihrer geschulten Sprecherinnenstimme die unterschiedlichen Charaktere im Hörspiel kindgerecht eingesprochen hat und damit Lessings Kernaussage ganz neu zu Gehör bringt.
Im Jahr 2023 geht der Luzerner Religionspreis an Sophia Bühlmann. Mit ihrer Maturaarbeit mit dem Titel «Im Licht gab es keine Zeit. Eine Studie zu den Parallelen von Nahtod- und Ayahuascaerfahrungen» wagte sich die Absolventin der Kantonsschule Alpenquai in Luzern aus einer religionswissenschaftlichen Perspektive an ein interessantes und schwer greifbares Thema heran und überzeugte damit die Jury.
Vergleich zweier Typen von Grenzerfahrung
Die Substanz «Ayahuasca» ist ein Gemisch aus tropischen Pflanzen mit psychoaktiver Wirkung. Rituale mit Ayahuasca haben ihren Ursprung in der indigenen Kultur des Amazonasgebiets und werden heute zunehmend auch in der Schweiz in spirituell interessierten Kreisen durchgeführt. Sophia Bühlmann setzt bei einer aktuellen These an, dass es bei Ayahuasca-Ritualen im Körper zu ähnlichen biochemischen Prozessen kommt wie bei Nahtoderfahrungen. Konkret besagt dieser Erklärungsansatz, dass das Hormon «Dimethyltryptamin» (DMT) in beiden Fällen ausgeschüttet wird. Diese These verbindet Bühlmann mit einer qualitativ-empirischen Studie. Mittels Literaturrecherche sowie der Analyse von Interviews und einer Diskussionsrunde konnte Bühlmann laut der Jury die Erfahrungsberichte systematisch präzise und stringent miteinander vergleichen. Von den insgesamt zwölf Interviewten haben sechs Erfahrungen mit einem Nahtoderlebnis und sechs Erfahrungen mit Ayahuasca gemacht. So konnte die Autorin Gemeinsamkeiten und Unterschiede dieser beiden Typen von Grenzerfahrung herausarbeiten. Dabei erzielte Bühlmann auch neue Erkenntnisse: Die im Rahmen der Maturaarbeit ausgewerteten Nahtod- und Ayahuascaerfahrungen weisen wenig deutliche Unterschiede auf und konnten den Blick der Interviewten auf das Leben in ähnlicher Weise verändern.
Nach 2021 wird der Luzerner Religionspreis auch im Jahr 2022 gleich an zwei Schülerinnen vergeben. Chiara Burri, Schülerin der Kantonsschule Alpenquai Luzern und Hannah Wirz, die die Kantonsschule Musegg Luzern besucht, wagten sich an zwei herausfordernde Themen, die sich beide mit Bildung beschäftigen, allerdings in ganz unterschiedlichen Kontexten.
Wie wird Unterricht noch gendergerechter?
Chiara Burri hat sich in ihrer Arbeit «Sexismus in der Bildung: Der Weg zum genderorientierten Unterricht» mit einem aktuellen Problem kompetent auseinandergesetzt. Sie legt ausgehend von begrifflichen Grundlagen dar, wie die Gleichberechtigung in der Schule weiter vorangebracht werden kann. Dabei geht sie fundiert und differenziert auf Ursachen und Lösungsansätze für einen gendergerechten Unterricht ein. Besonders positiv von der Jury erwähnt wurde der praxisbezogene Leitfaden zur Umsetzung des Anliegens.
Von der aktuellen Situation von Koranschülern im Senegal
Mit ihrer Arbeit «Die Talibés im Senegal – im Spannungsfeld verschiedener Kindheits- und Bildungskonzepte» erschliesst Hannah Wirz den Leserinnen und Lesern eine westafrikanische Welt: Hierzu erklärt sie verständlich und reflektiert die komplexen bildungspolitischen und religiösen Verflechtungen, in denen die jungen Koranschüler lernen, leben und betteln müssen, was im Widerspruch zu Menschen- und Kinderrechten steht. Der gekonnte Perspektivenwechsel von einer westlichen zu einer senegalesischen Sicht zeichnet die Problemanalyse besonders aus.
Maja Arnold und Selma Zoronjic gewinnen den Luzerner Religionspreis 2021. Die Absolventinnen der Luzerner Kantonsschule Alpenquai werden für ihre Maturaarbeiten über religiöse Vielfalt ausgezeichnet.
Flucht aus Bosnien und ein neues Leben
Maja Arnolds Abschlussarbeit ist stark persönlich geprägt: Ihre Mutter musste im Bosnienkrieg Sarajewo verlassen und sich in Österreich ein neues Leben aufbauen. Diese Lebensgeschichte gibt die Maturandin in der Erzählung «Nur ein paar Wochen» wieder, die die Jury des Luzerner Religionspreises nun würdigt und die einen literarischen Zugang zu einem tragischen Kapitel europäischer Zeitgeschichte darstellt. Mit dem Zusammenbruch Jugoslawiens wird die religiöse und ethnische Vielfalt zu einem Verstärker der politischen Zerwürfnisse, die schliesslich zum Bosnienkrieg geführt haben.
Zerstörte Brücke in Mostar als Symbol
Besonders eindrücklich bringt Arnold den Wandel im Zusammenleben der Religionen einerseits in den persönlichen Beziehungen der Ich-Erzählerin zum Ausdruck und andererseits emblematisch für die Gesellschaft als Ganzes durch den Verweis auf die berühmte, im Verlauf des Krieges zerstörte Brücke «Stari Most» in Mostar; der Stadt, die bis zu diesem Zeitpunkt als Symbol für die friedliche Koexistenz unterschiedlicher Religionen auf dem Balkan stand.
«Maja Arnolds Erzählung», so die Jury in ihrer Laudatio, «wirbt auf selbstverständliche Weise für ein friedliches Miteinander der Kulturen und Religionen, sodass sie auch in ethischer Hinsicht relevant und damit preiswürdig ist. Dennoch bleibt Arnolds Werk in erster Linie Literatur, insofern sie auf den sprichwörtlichen moralischen Zeigefinger verzichtet, was das Werk gerade stark macht.» Nicht zum ersten Mal werde damit eine Maturaarbeit mit literarischem Charakter prämiert.
Vorurteile aufbrechen: Vom Christentum in den Islam
Was bewegt Schweizerinnen mit christlichem Hintergrund dazu, zum Islam zu konvertieren? Mit dieser Frage hat sich Selma Zoronjic im Rahmen ihrer Maturaarbeit beschäftigt. Eine in mehrfacher Hinsicht relevante und aktuelle Fragestellung, wie die Jury des Luzerner Religionspreises feststellt und Zoronjic für ihre Arbeit auszeichnet. Erhellende Erkenntnis der Arbeit, die auf ausführlichen Interviews mit neun Musliminnen beruht, ist die Vielfalt der Motive für einen Übertritt zum Islam. So liegen die Gründe für eine Konversion – entgegen eines gängigen Vorurteils – nicht nur in der Eheschliessung mit einem muslimischen Ehemann, sondern auch und gerade in der individuellen religiösen Suche der einzelnen Frauen. Beeindruckt zeigt sich die Jury nicht nur von der Konzeption und Umsetzung der Arbeit, sondern auch von den neun detailreichen Portraits der interviewten Frauen, die zudem fotografisch die Art und Weise der neuen Glaubenspraxis dokumentieren.
«Frau Zoronjic hat eine interessante, aktuelle und sprachlich sehr gut lesbare Arbeit vorgelegt, mit der sie den Leserinnen und Lesern eine bisher vielleicht unbekannte Welt aufzuschliessen vermag», hält die Jury in ihrer Begründung fest. Selma Zoronjic wurde für ihre Arbeit bereits mit dem Maturapreis 2021 der Theologischen Fakultät der Universität Fribourg ausgezeichnet.
Der Luzerner Religionspreis 2020 geht an Leif Garrelt Sieben. In seiner Arbeit vergleicht er das Hauptwerk des buddhistischen Philosophen Nāgārjuna mit Werken anderer buddhistischer und westlicher Philosophen.
Leif Garrelt Sieben verfasste seine preisgekrönte Maturaarbeit mit dem Titel «Die Apologie des Nāgārjuna» im Fach Philosophie an der Kantonsschule Alpenquai in Luzern. Darin stellt er das Hauptwerk von Nāgārjuna, die «Verse über die fundamentale Weisheit des mittleren Weges», verschiedenen westlichen und buddhistischen philosophischen Positionen aus unterschiedlichen Zeitepochen gegenüber. Dies geschieht in einer fiktiven Verhandlung in der Gegenwart. Damit wurde eine eigenständige Interpretation des Hauptwerkes des Nāgārjuna erarbeitet. Darin wird Nāgārjunas Ziel klar: die Grenzen des Verstandes aufzeigen und eine skeptische Haltung einnehmen, ohne in ein Extrem zu verfallen.
"Die Beschränkung auf die Philosophie bringt erstaunliche Erkenntnisse hervor und der Verzicht auf die historische Perspektive verfälscht die Inhalte nicht", hält die Jury in der Beurteilung fest. "Es ist in hohem Masse anerkennenswert, dass es dem Verfasser gelingt, an diesem Beispiel die Annahme von der Unvereinbarkeit des sog. östlichen mit dem sog. westlichen Denken zu relativieren und zu differenzieren", lobt die Jury.
News "Religionspreis für Arbeit zu westlicher und buddhistischer Philosophie"
Melanie Büchler aus Kriens und Sharon De Filippis aus Buttwil sind die Gewinnerinnen des Luzerner Religionspreises 2019. Ihre Arbeiten haben das Kastensystem in Indien und die Integration von geflüchteten Menschen in der Schweiz zum Thema.
Melanie Büchler hat in ihrer Maturaarbeit den Einfluss des Kastensystems auf das Leben von Angehörigen der Mittelschicht in Trivandrums untersucht. Die Maturandin der Kantonsschule Alpenquai in Luzern hat dazu im Rahmen eines Austauschprojekts auch fünf Interviews in der südindischen Stadt geführt. Melanie Büchler habe sich dem Thema in religionswissenschaftlicher analytischer Weise genähert und sich dabei auf den gegenwärtigen Einfluss des Kastenwesens auf zentrale Aspekte der Lebenswelt fokussiert, schreibt die Jury in der Würdigung der Arbeit.
Sharon De Filippis beschreibt in ihrer Maturaarbeit an der Kantonsschule Wohlen (AG) das Projekt "doppelsiitig", das sie selbst aufgebaut hat. Dabei geht es um die Unterstützung von volljährigen männlichen Asylsuchenden. Ausserdem legt sie einen Leitfaden vor, der ähnliche Projekte in Zukunft ermöglichen soll. Schon das praktische Engagement der Verfasserin verdiene höchstes Lob, hält die Jury fest. "Was aber diese Arbeit besonders auszeichnet, ist der systematische und methodische Zugang zu einem caritativen Projekt", heisst es weiter.
Weitere Informationen zum Religionspreis für Arbeiten zu Kastenwesen und Geflüchteten
Der Luzerner Religionspreis 2018 für herausragende Maturaarbeiten zum Thema Religion und Ethik geht an Anaïs Treadwell aus Beromünster. In ihrer Arbeit beleuchtet sie das Thema Flucht aus verschiedenen Perspektiven.
Die prämierte Arbeit wurde im Fach Geschichte an der Kantonsschule Beromünster verfasst und trägt den Titel "Der Flucht ein Gesicht verleihen. Ein Blick auf die zwei grössten Fluchtwellen der letzten hundert Jahre in Europa". Inmitten der politisch aufgeladenen Diskussion um Flüchtlinge in Europa und in der Schweiz präsentiert Anaïs Treadwell einen multiperspektivischen und vielgestaltigen Zugang zum Thema "Flucht", hält die Jury in ihrer Beurteilung fest. Sie erinnere daran, dass Fluchtbewegungen und -erfahrungen historisch eher die Regel als die Ausnahme sind.
In vier geschichtlichen Blitzlichtern werden die Verhältnisse und Fluchtursachen in Syrien und Afghanistan sowie diejenigen in Ostpreussen und im Baltikum nach dem Zweiten Weltkrieg beleuchtet. Nebst historischer Klärung wird der Blick auf acht Einzelschicksale gerichtet. Die Betroffenen werden porträtiert und kommen in Interviews selbst zu Wort. "Es gelingt der Autorin nicht nur, der Flucht ein Gesicht zu verleihen, sondern eine informative und gleichwohl offene Gestaltung zu finden, welche die Leserinnen und Leser bereichert und überdies die Frage nach anderen historischen Situationen der Flucht, nach weiteren Gesichtern und Schicksalen aufwirft", urteilt die Jury.
Der Luzerner Religionspreis 2017 für herausragende Maturaarbeiten zum Thema Religion und Ethik geht an Jan Schärer von der Kantonsschule Alpenquai Luzern für seine medienethische Analyse des Pressebildes von Aylan Kurdi, einem auf der Flucht ertrunkenen Jungen.
Die prämierte Arbeit befasst sich mit der Frage, inwiefern es legitim ist, das Pressebild des ertrunkenen Kindes in den Medien weiterzuverbreiten. Das Foto ging im Jahr 2015 um die Welt und zeigt den dreijährigen Aylan Kurdi tot auf dem Bauch liegend am Strand von Bodrum in der Türkei.
Gemäss dem Urteil der Jury präsentiert Jan Schärer "eine beeindruckende, in die Tiefe gehende Analyse der Entstehung und Verbreitung dieses Bildes". Um zu ermitteln, wie das Bild in der schweizerischen Presse eingesetzt wurde, befragte der Maturand verantwortliche Presseleute. Den Kern der Arbeit bildet der Jury zufolge "eine sorgfältige medienethische Reflexion, die alle Aspekte der Beurteilung umfassend darstellt und erwägt". Als ein Argument gegen eine Publikation des Bildes führt er beispielsweise auf, dass dies Aylan Kurdis Würde verletze. Der Schockeffekt des Fotos bewirke, dass man sich der unwürdigen Situation der Flüchtlinge bewusst werde, ist eines der Argumente, die gemäss den Erwägungen für eine Publikation sprechen. Jan Schärer kommt nach einer umfassenden Abwägung verschiedener Aspekte und Perspektiven zum Schluss, dass die Verbreitung des Bildes gerechtfertigt war. Die Qualität der Arbeit zeige sich in genauem Hinsehen und Erforschen der Fakten, bei der Unterscheidung von Zentralem und Nebensächlichem, im präzisen Nachdenken über moralische Aspekte und politische Wirkungen. "Jan Schärer kann die ganze Spannung und die unterschiedlichen Perspektiven aller Beteiligten gut aufzeigen", so die Jury.
Der Preisträger des Luzerner Religionspreises 2016 für herausragende Maturaarbeiten im Bereich Religion und Ethik steht fest: Es handelt sich um Jan Murer von der Kantonsschule Alpenquai Luzern. Dies für sein Filmporträt des Tetraplegikers Martin Doppmann.
«Ich träumte, ich kann fliegen»: So lautet der Titel des 20-minütigen Films (siehe Link unten), den Jan Murer im Rahmen seiner Maturaarbeit konzipiert und gedreht hat. In diesem stellt der 18-Jährige aus Root den Tetraplegiker Martin Doppmann vor. Dieser hatte vor rund zehn Jahren einen Kletterunfall und führt – unterstützt von seinem Freundeskreis – ein recht selbstständiges Leben in seiner Wohnung in Malters. Allen Widrigkeiten zum Trotz hat der 54-Jährige, der eine eigene Website unterhält, seinen Humor nicht verloren; so ist vor Kurzem sein zweites, wiederum komplett selbst gestaltetes Buch «Alles Käse. Lyrisch, schräg, ironisch und sinnfrei. Texte und Bilder» erschienen.
Für die Dokumentation begleitete Murer Doppmann mit der Kamera in verschiedenen Lebenssituationen und versuchte mittels Interviews zu erfahren, was ein Leben mit starken Einschränkungen trotzdem lebenswert macht. Im schriftlichen Teil der von Willi Bühler, Lehrer für Religionskunde und Ethik an der Kantonsschule Alpenquai, betreuten Arbeit beschreibt Jan Murer den Entstehungsprozess des Films – mit all den menschlichen und technischen Herausforderungen, die es dabei zu bewältigen galt.
Medienmitteilung "Religionspreis für Dokumentarfilm" 14. Juni 2016
Der Luzerner Religionspreis 2015 für herausragende Maturaarbeiten zum Thema Religion und Ethik geht an Camila Bucher von der Kantonsschule Alpenquai Luzern. Die 19-jährige Luzernerin erhält die Auszeichnung für ihre literarische Verarbeitung des Themas Unterentwicklung und Hilfeleistung.
Camila Buchers prämierte Maturaarbeit trägt den Titel "Literarische Auseinandersetzung mit dem Thema Blindheit und der damit verbundenen Problematik eines Entwicklungslandes, inspiriert durch eine wahre Begebenheit". Das Herzstück der Arbeit der 19-jährigen Luzernerin mit peruanischen Wurzeln bildet die selbst verfasste Erzählung "yurak ñawsa kay. Weisse Blindheit".
Die Handlung spielt in einem abgelegenen Dorf in den peruanischen Anden, wo in kurzer Zeit beinahe die ganze Bevölkerung erblindet. Rückblickend erzählt die Hauptperson Enma als alte Frau einem Journalisten die damaligen Ereignisse, die Ankunft der Helfer und Ärzte aus der Stadt und ihre weitere Lebensgeschichte. Die Erzählung besteht noch aus einer weiteren Ebene, die erst durch den überraschenden Schluss deutlich wird.
Dem Urteil der Jury zufolge beeindruckt Camila Buchers Erzählung durch die "flüssige Schreibweise, den immer vorhandenen Spannungsbogen und die kunstvolle Verbindung mehrerer Zeitebenen". Die literarische Form rege dazu an, über die Stabilität und die Anfälligkeit einer relativ geschlossenen Gemeinschaft nachzudenken, über die Frage, wer unter welchen Umständen zur Hilfe verpflichtet ist, über die unauflösbare Zwiespältigkeit der von aussen kommenden Helfer und über die Spannung zwischen Kulturen. Durch den erzählenden Zugang gewinne das Thema der Blindheit eine doppelte, eine metaphorische Bedeutung. (Ausführliches Juryurteil in der Medienmitteilung.)
Der 2006 erstmals vergebene Luzerner Religionspreis wird jährlich von der Theologischen Fakultät in Zusammenarbeit mit dem Religionswissenschaftlichen Seminar der Kultur- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Luzern verliehen. Die Auszeichnung ist mit 500 Franken dotiert, zur Verfügung gestellt von der Universitätsstiftung. Die Jury besteht aus Prof. Dr. Monika Jakobs (Präsidentin), Dr. Andreas Tunger-Zanetti und Prof. Dr. Robert Vorholt.
Luzerner Religionspreis 2014:
zwei herausragende Maturaarbeiten aus Luzern ausgezeichnet
Die Preisträgerin und der Preisträger des Luzerner Religionspreises 2014 für herausragende Maturaarbeiten zum Thema Religion und Ethik stehen fest: Es handelt sich zum einen um Franziska Vogel von der Kantonsschule Musegg Luzern mit ihrer Arbeit zum Priesterzölibat. Zum anderen wird Fabian Pfaff von der Kantonsschule Alpenquai Luzern für seine Arbeit zur göttlichen Dreifaltigkeit ausgezeichnet.
Bei den zum Wettbewerb eingereichten Arbeiten konnte generell ein hohes Niveau festgestellt werden. Aus diesem Grund wird der jährlich vergebene Preis auch in diesem Jahr an zwei Preisträger verliehen.
Der Jury zufolge zeigt sich an beiden Maturaarbeiten «vorbildlich, wie persönliches Interesse an einem Thema zu einer fundierten wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit eben diesem führen kann. Die Untersuchungen sind geprägt von Sorgfalt, grosser Nachdenklichkeit, viel Engagement und haben bedenkenswerte Ergebnisse hervorgebracht.» Die Jury begründet ihre Entscheidung wie folgt:
Franziska Vogel
"Um des Himmelreiches willen …" Wie begründen katholische Priester ihr zölibatäres Leben? (KS Musegg, Luzern)
Im Zentrum der Maturaarbeit von Franziska Vogel steht die Frage, wie katholische Priester ihr eigenes zölibatäres Leben persönlich begründen – gerade auch vor dem Hintergrund kirchlicher Vorgaben. Grundlage ist eine Fragebogenuntersuchung von Priestern des Bistums Basel, deren Aussagekraft durch die hohe Rücklaufquote von 70 Prozent eine besondere Bedeutung erhält. In den Antworten der Befragten spiegeln sich Entwicklungen seit dem Vatikanischen Konzil (Verzicht auf die Betonung von Reinheit). Der Zölibat wird subjektiv unterschiedlich spirituell und pragmatisch begründet. Die Befragten schätzen den Zölibat durchaus positiv ein, ohne ihn dabei zu überhöhen. So können sich die meisten vorstellen, dass ein verheirateter Priester ebenso gute Arbeit leisten kann wie sie selbst. Interessant ist, dass mit dem Alter die spirituelle gegenüber der pragmatischen Begründung an Gewicht verliert. Die Autorin gibt hierfür zwei mögliche Erklärungen an: Die subjektive Begründung für den Zölibat verändert sich innerhalb des Lebenslaufs – oder aber die Tatsache, dass für die jüngeren Priester in einem stärker säkularen Umfeld die spirituelle Fundierung ihrer Entscheidung wichtiger ist. Besonders lobenswert sind das ausgezeichnete methodische Vorgehen wie auch die Auswertung des empirischen Materials. Der sorgfältige theoretische Zugang, die sprachliche Form und ein ausgewogenes Urteil zeugen von einer bemerkenswerten wissenschaftlichen Haltung der jungen Forscherin.
Fabian Pfaff
Mikha’el. Eine Untersuchung des Stellenwertes der Trinität und ihrer Vermittlung in der Praxis von Seelsorgenden und TheologInnen (KS Alpenquai, Luzern)
Das Interesse an der lebenspraktischen Bedeutung einer zentralen christlichen Glaubensaussage, der Trinität, ist Fokus der Maturaarbeit von Fabian Pfaff. Dazu interviewte der Autor 12 Personen, die in Luzern im Dienst der katholischen Kirche stehen, Frauen und Männer, Priester und Laien, Religionspädagoginnen sowie Pastoralassistenten und -assistentinnen. Sein Ergebnis – mit vielen interessanten Einzelaussagen – zeigt, dass Individualisierung und religiöse Pluralität bei den katholischen Berufstheologinnen und -theologen heute selbstverständlich geworden sind. In der pastoralen Praxis gibt es nicht das eine Verständnis von Trinität. Die Interviews illustrieren, wie die Theologinnen und Theologen das Dogma der Trinität in Bezug zu ihren Lebens- und Arbeitswelten setzen und dabei bestimmte Aspekte betonen, die für ihre Praxis relevant sind. Das Profil einer Religionsgemeinschaft kann, so konstatiert der Autor richtig, in dieser Pluralität verschwimmen, Vermittlung wird angesichts der mangelnden Eindeutigkeit schwieriger. Fabian Pfaff hat sich mit dem schwierigen Thema eigenständig und kundig auseinandergesetzt, die Interviews gut geführt und systematisch ausgewertet. Die Arbeit zeugt von einer frischen, neugierigen Herangehensweise an ein Thema, das für heutige junge Menschen nicht gerade auf der Hand liegt. Die Ergebnisse seiner Arbeit dürften Fachleuten viel Anlass auch zum selbstkritischen Weiterdenken geben.
Die Preisträgerin und der Preisträger des Luzerner Religionspreises 2014 für herausragende Maturaarbeiten zum Thema Religion und Ethik stehen fest: Es handelt sich zum einen um Franziska Vogel von der Kantonsschule Musegg Luzern mit ihrer Arbeit zum Priesterzölibat. Zum anderen wird Fabian Pfaff von der Kantonsschule Alpenquai Luzern für seine Arbeit zur göttlichen Dreifaltigkeit ausgezeichnet.
Leana Käch: Wem gehört mein Tod?
Die differenzierte und vielperspektivische Argumentation der Arbeit ist klar, führt aber gerade nicht in Eindeutigkeiten, sondern in "Grauzonen", in Spannungsfelder, die nicht aufzulösen sind. Die Auseinandersetzung mit diesen sind aber die Voraussetzung dafür, zu vertretbaren Entscheidungen im Einzelfall und zu klareren rechtlichen Grundlagen zu kommen.
Jessica Schmid: Glaube und Physik – Duell oder Duett?
Jessica Schmid nimmt die Frage von neuesten Erkenntnissen der Physik (Higgs-Boson, Astronomie) ausgehend auf, stellt sie dogmatischen Argumentationsfiguren, insbesondere den Gottesbeweisen im Anschluss an Thomas von Aquin gegenüber und kommt von daher zu einer Auseinandersetzung von Glaube und Vernunft. Diese Auseinandersetzung führt zu einer Theorie, welche den Dualismus zwischen Naturwissenschaft und Theologie im Sinne einer Komplementarität überwindet. Mit der Erarbeitung ihres persönlichen Standpunktes trifft Jessica Schmid mitten ins Zentrum zeitgenössischer Theologie, wie sie etwa auch in der heutigen Exegese der Schöpfungsberichte betrieben wird.
Der Luzerner Religionspreis 2013 für herausragende
Maturaarbeiten geht an Maturandinnen aus Luzern und Wil
Der Luzerner Religionspreis 2013 für herausragende Maturaarbeiten zum Thema «Religion» oder «Ethik» geht an Leana Käch von der Kantonsschule Alpenquai Luzern für ihre Arbeit «Wem gehört mein Tod?» und an Jessica Schmid von der Kantonsschule Wil (SG) für ihre Arbeit «Glaube und Physik – Duell oder Duett?».
Die zum Wettbewerb eingereichten Arbeiten zeichneten sich durch ein hohes Niveau aus. Dies zeigt sich auch darin, dass der jährlich vergebene Preis dieses Jahr zum ersten Mal an zwei Preisträgerinnen verliehen wird. Die Jury begründet ihre Entscheidung wie folgt:
Der Luzerner Religionspreis 2012 für eine herausragende Maturaarbeit geht an Linda Khema Eppler
Der Luzerner Religionspreis 2012 für eine herausragende Maturaarbeit zum Thema Religion und Ethik geht an Linda Khema Eppler von der Kantonsschule Alpenquai Luzern für ihre Arbeit "Gott ist überall". Tamilische Jugendliche in der Schweiz sprechen über den Hinduismus.
Das Thema der Maturaarbeit von Linda Khema Eppler befindet sich am Puls aktueller religionswissenschaftlicher Forschung. Durch den Fokus auf Jugendliche wird in dieser Maturaarbeit neues, noch nicht bearbeitetes Forschungsterrain bearbeitet. Die Studie zeigt, wie Migrationshintergrund und gesellschaftlich-kultureller Kontext im neuen Heimatland von den Jugendlichen auf verschiedene Weise aufeinander bezogen werden. Dabei reicht die Spanne von der (durchaus reflektierten) Übernahme traditioneller religiöser Vorstellungen bis hin zum kritischen Infragestellen derselben. Deutlich wird auch, wie eng traditionelle Kulturkontexte mit Religion verwoben sind (z.B. Heirat). Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass auch in kleinen, vermeintlich homogenen Gruppen wie in der zweiten Generation von Tamilen in der Schweiz zwischen verschiedenen Typen differenziert werden muss.
Die Verfasserin befolgt in vorbildlicher Weise elementare Grundregeln des empirischen Arbeitens. Sie entwickelt ihre Fragen theoriebasiert, berücksichtigt den Stand der Forschung und zeigt sich religionsgeschichtlich versiert. Sie kommt in ihrem Ergebnis zu einer Typenbildung, die zu einer differenzierteren Wahrnehmung der untersuchten Gruppe führt und in dieser Weise noch nicht wissenschaftlich bearbeitet wurde. Es handelt sich um eine exzellente, gut dokumentierte und gut lesbare Feldstudie vor Ort, die ausserordentliche Anerkennung verdient. Betreut wurde die Arbeit von Daniel Räber.
Die Jury der Universität hat mit der Vergabe des Luzerner Religionspreises auch die Empfehlung abgegeben, die Maturaarbeit von Linda Khema Eppler als Buch zu veröffentlichen. Die Studie von Linda Khema Eppler wird Ende September 2012 unter dem Titel "Zwischen Shiva und Shoppen. Tamilische Jugendliche in der Schweiz sprechen über den Hinduismus" veröffentlicht. Die Publikation kostet 16 Franken und kann bereits jetzt online subskribiert werden unter www.db-verlag.ch.
Der Luzerner Religionspreis ist mit 500 Franken dotiert und wird jährlich von der Theologischen Fakultät in Zusammenarbeit mit dem Religionswissenschaftlichen Institut der Kultur- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Luzern verliehen.