250 Jahre zwischendrin: Pastoraltheologie feiert Jubiläum

2024 wird das Fach Pastoraltheologie 250 Jahre alt. Gebührend gefeiert wurde das Jubiläum mit einem Kongress der AG Pastoraltheologie in Berlin zum Thema «Dazwischen». Christian Preidel, Patrick Renz und Stephanie Bayer von der Professur für Pastoraltheologie Luzern waren mit dabei.

Das Fach Pastoraltheologie wurde am 1. August 1774 in Wien durch die österreichische Kaiserin Maria Theresia als Universitätsdisziplin errichtet.

«Pastoraltheologie ist seit 250 Jahren zwischendrin verortet: zwischen Monarchie und Aufklärung, zwischen Neuscholastik und Konzilstheologie, zwischen Spätmoderne und Postkolonialität. Aber auch inhaltlich: Zwischen Gott und Welt, Theorie und Praxis, Pfarrgemeinden und Zeitsignaturen, Dogma und Pastoral, Empirie und Theologie – aber auch ganz aktuell: zwischen geopolitisch aufgezwungener Zeitenwende und klimapolitisch notwendiger Wendezeit.»

Blick in die Zukunft

Insofern wurde das «Dazwischen» auch zum theologischen Leitmotiv des Kongresses, der von 16.-18. September 2024 in der multireligiösen und multisäkularen Grossstadt Berlin stattfand. Das Augenmerkt wurde aber nicht jubiläumstypisch auf eine Retrospektive, sondern auf eine zukunftsgerichtete Standortbestimmung gelegt. So wurde zum einen die enorme Breite des Fachs deutlich, diese aber zum anderen auch noch einmal nach vorne hin kreativ geöffnet: das Dazwischen als «ein diskursproduktiver Ort jenseits klassischer Binäritäten, an welchem die vielen existenziellen, krisenhaften Ambivalenzen des heutigen Lebens nicht nur in der Schwebe bleiben, sondern auch eine komplexitätstaugliche Praxis ermöglichen: Optionen aus der Kraft des Dazwischen».

Dafür kamen die Teilnehmenden mit gesellschaftlichen und kirchlichen Expert*innen des Dazwischen (zu den Themen Geschlecht, Ökologie, Kirchenaustritt, Krieg & Frieden, Missbrauch, Migration) wie beispielsweise Mara Klein, Mitglied der Synodalversammlung, oder dem syrisch-deutschen Künstler Manaf Halbouni ins Gespräch.

Ein anderes Format boten nochmal die eröffneten Zwischenräume für den intergenerationellen, interkonfessionellen und interdisziplinären Austausch mit Kolleg*innen beispielsweise aus der evangelischen Theologie, der islamischen Religionspädagogik oder den Sozial- und Religionswissenschaften.

Hervorgehoben sei zudem die südafrikanische Pastoraltheologin Nontando Hadebe, die als Festrednerin gewonnen werden konnte sowie der gemeinsame Abend mit den Künstler*innen von «Fraktalwerk Berlin».

Luzerner Beitrag zur Nachwuchsförderung

Besonders erfreulich und produktiv war die Auftakt-Tagung am Tag vor Kongressbeginn, die für Wissenschaftler*innen in Qualifikationsphasen angeboten wurde. In ihrem Organisationsteam wirkte auch Stephanie Bayer mit. Die Tagung bot bereits zum zweiten Mal Möglichkeiten zum Kennenlernen, zur Vernetzung und zum Einstieg in den Kongress in kleinerer Runde. Besonders geschätzt haben die Teilnehmenden den gegebenen Raum für Präsentationen und Diskussionen eigener aktueller Projekte und Ideen sowie das Angebot sich über Fragen, Herausforderungen und Anliegen aus dem wissenschaftlichen und universitären Arbeiten auszutauschen.

Eindrücke aus Berlin:

Der Vorsitzende der AG Pastoraltheologie Christian Bauer gratuliert dem Fach zum 250-jährigen Bestehen mit einem Beitrag auf Feinschwarz.net: «Er profiliert das Fach darin als eine explorativ-kritische «Outdoordisziplin» der Theologie im akademischen Zwischenraum von Praxisfeldern und Diskursarchiven. Deren k.(lerikale) und k.(oloniale) Schuldgeschichte ist Teil einer gegenwartssensiblen Fachentwicklung, die im Jubiläum des Jahres 2024 von Wien nach Berlin und weit darüber hinaus führt.»

Hier finden Sie das Tagungsprogramm.