Diakonissen und Ordensschwestern im 20. Jahrhundert in der Schweiz

Evangelische Diakonissengemeinschaften und katholische Schwesternkongregationen prägten im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts das soziale Engagement der Kirchen. Bei den Biographien der der Mitglieder ist zu vermuten, dass sie hinsichtlich religiöser Motivation und Herkunftsmilieus konfessionsübergreifende Gemeinsamkeiten aufweisen. Solche würden Rückschlüsse auf gesellschaftliche und kirchliche Funktionen der Institutionen zulassen und zur Erklärung von Veränderungen beitragen.

 

Ziel des Projektes ist die alltags- und frömmigkeitsgeschichtliche Erhebung von Informationen zum Leben religiöser Frauen in evangelischen und katholischen Gemeinschaften sowie die Formulierung biographiegeschichtlicher Gesamtsichten. Grundlage wird die Auswertung qualitativer Daten bilden, die zu gewinnen sind mit Hilfe leitfadengesteuerter Interviews. Zu diesem Zweck werden die Mitglieder der Projektgruppe mit mehreren Dutzend Diakonissen und Schwestern, die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in ihren Gemeinschaften Aufgaben in Schule, Krankenpflege oder Sozialarbeit übernahmen, Gespräche führen. Die Ergebnisse werden es möglich machen, Konsequenzen von Entkonfessionalisierung und Entkirchlichung sowie die dadurch induzierte verstärkte Binnenorientierung aus religionsgeschichtlicher Perspektive zu beschreiben und zu verstehen.

Die Fragestellung entstand aus der Bearbeitung eines vorausgegangenen, in den Jahren 2010 bis 2013 durchgeführten Projektes zum Thema „Religiöse Frauengemeinschaften in der Ostschweiz im 20. Jahrhundert“. Es ergaben sich vielfältige Aufschlüsse zu den Zusammenhängen zwischen sozialem Engagement und spezifisch weiblichen Identitäten im Bereich des Religiösen. Die Arbeit an diesem kulturgeschichtlich ausgerichteten Projekt machte deutlich, dass die Auswertung schriftlicher Überlieferungen gute Voraussetzungen schafft, um institutionelle Aspekte der Gemeinschaften und die Entwicklung ihrer religiösen Profile zu beschreiben, dass aber für die Bearbeitung subjekt- und alltagsgeschichtlicher Fragestellungen in diesem Bereich zusätzliche Grundlagen notwendig sind. Um Identitätsprofile biographisch zu erfassen und zu vergleichen, werden nun mit Hilfe von „oral history“ weitere Aspekte erfasst. Unter den aktuellen Bedingungen ist ein Vorhaben dieser Art nur noch während begrenzter Zeit möglich, da die Zahl der erreichbaren Zeitzeuginnen aus der relevanten Epoche rasch abnimmt. 

 

Forschungsmitarbeitende:

  • Dr. Esther Vorburger
  • Martina Blättler, MA

 

Siehe auch: "Religiöse Frauen erzählen aus ihrem Leben"