«Ökumenische Arbeit setzt persönliche Begegnungen voraus»

Zu Ehren seines kommenden 75. Geburtstags hält Kurt Kardinal Koch am Mittwoch, 13. November 2024, einen öffentlichen Festvortrag an der Universität Luzern. Im Interview erzählt er von seiner Verbundenheit zur Theologischen Fakultät der Universität Luzern und wie der Tagesablauf eines Kardinals aussieht.

Kurt Kardinal Koch, anlässlich der Jubiläen am IJCF 2021. (Bild: ©IJCF)

Kurt Kardinal Koch, Sie absolvierten Ihr Theologie-Studium unter anderem in Luzern, waren Dozent am Katechetischen Institut und später Ordentlicher Professor für Dogmatik und Liturgiewissenschaft an der Theologischen Fakultät (TF) der Universität Luzern. In Ihrer Funktion als Bischof von Basel waren Sie zudem beinahe 15 Jahre lang «Magnus Cancellarius» der TF. Welche Bedeutung hat die TF für Sie?

Kurt Kardinal Koch: Die Theologische Fakultät Luzern ist der Ort meines Studiums und später der Lehre gewesen. In Dankbarkeit blicke ich auf diese Zeit und auf alles Positive zurück, das ich dort erfahren durfte, auch auf die vielen Begegnungen mit den Studierenden und das gute Verhältnis unter den Lehrenden wie auch zwischen der Professorenschaft und mir als Magnus Cancellarius. Ich bin auch dankbar dafür, dass an der Fakultät künftige Priester und andere Seelsorgende eine solide theologische Basis für ihren späteren kirchlichen Dienst erhalten.

Wie nehmen Sie die TF heute wahr? Verfolgen Sie deren Geschehen?

Ich behalte die Theologische Fakultät gerne in guter Erinnerung. Das Geschehen dort nehme ich vor allem über die öffentlichen Kommunikationskanäle wahr. Ich erhalte auch stets die Jahresberichte, die ich interessiert zur Kenntnis nehme. Und ich freue mich, im November der Theologischen Fakultät wieder einmal persönlich begegnen zu können.

Welche inhaltlichen Schwerpunkte gilt es Ihrer Meinung nach hervorzuheben, wenn es darum geht, jemandem das Theologie-Studium «schmackhaft» zu machen? Und wie schafft man es, gerade junge Menschen für das Theologie-Studium zu begeistern?

Im Blick auf das Studium ist mir wichtig, dass die Studierenden die innere Einheit der verschiedenen theologischen Disziplinen erfahren und nicht einfach einzelne Bausteine kennenlernen. Das zentrale Thema der Theo-Logie, nämlich Gott, hat so viel mit den Grundfragen des menschlichen Lebens zu tun, dass jeder und jede auf der Suche nach dem Sinn des Lebens mit Gewinn Theologie studieren kann.

Welche Erinnerung an Ihr Studium in Luzern ist Ihnen bis heute geblieben?

Damals hat es noch keine Universität gegeben, und die Theologische Fakultät ist relativ klein gewesen. Dies hat den Vorteil gehabt, dass Lehrende und Studierende einander persönlich gekannt haben und eine gleichsam familiäre Atmosphäre gegeben war. Dies habe ich als besonderen Vorteil von Luzern empfunden, zumal nach der Erfahrung der grossen Fakultät in München, wo ich ein Auslandsemester – freilich auch mit viel Gewinn - verbracht habe.

2010 wurden Sie durch Papst Benedikt XVI. zum Kardinal ernannt. Wie erfolgt eine solche Verkündung? Wie erfuhren Sie davon und welche Gefühle löste dies bei Ihnen aus?

Die Ernennung ist mir drei Tage vor der öffentlichen Bekanntgabe beim Angelusgebet am Sonntag durch den Papst persönlich mitgeteilt worden. Ich habe diese Ernennung vor allem der Tatsache zugeschrieben, dass ich als (wie es damals hiess) Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen bereits viele Kontakte mit Leitern anderer Kirchen hatte und in dieser Eigenschaft den Papst repräsentieren kann. Ich habe die Ernennung auch als ein Zeichen des persönlichen Vertrauens von Papst Benedikt XVI. zu meiner Person empfunden.

Wie kann man sich die Arbeit eines Kardinals vorstellen? Können Sie uns einen gewöhnlichen Arbeitstag beschreiben – gibt es das überhaupt?

Ein gewöhnlicher Arbeitstag ist schwer zu beschreiben. Ich bin nur zur Hälfte der Zeit im Vatikan, sondern viel auf Reisen. Denn ökumenische Arbeit kann man nicht nur am Schreibtisch tun, sondern setzt vor allem persönliche Begegnungen voraus. Wenn ich in Rom bin, ist die Zeit zumeist mit dem Empfang von Besuchern und Kommissionssitzungen belegt. Zudem bin ich in der Römischen Kurie Mitglied von verschiedenen anderen, teilweise arbeitsintensiven Dikasterien wie denjenigen für die Glaubenslehre, für die Orientalischen Kirchen, für die Bischöfe, für die Heiligsprechungen und für den Interreligiösen Dialog.

 

Zu den Informationen des Festvortrags «Ökumenische Perspektiven im Blick auf das Papstamt», eine Anmeldung zum Anlass ist bis 6. November 2024 möglich

Zur Newsmeldung «Festvortrag Kurt Kardinal Koch»

Kurt Kardinal Koch

Kardinal Koch ist seit 2010 Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen der Römisch-katholischen Kirche. Als Wissenschaftler wie als Mitglied der Kirchenleitung engagiert er sich seit vielen Jahren mit grossem Engagement für die Überwindung der Spaltungen unter den Kirchen sowie für den interreligiösen Dialog. Der Luzerner Festvortrag widmet sich ökumenischen Perspektiven im Blick auf das Papstamt.