Theologische Anthropologie
Der Mensch ist keineswegs erst seit der anthropologischen Wende im 20. Jahrhundert Gegenstand theologischer Überlegungen – aber das veränderte geistesgeschichtliche Denkumfeld und nicht zuletzt auch die Rezeption der philosophischen Anthropologie des frühen 20. Jahrhunderts haben der Theologie mit einer vorher nicht dagewesenen Dringlichkeit die Reflexion anthropologischer Gegebenheiten als Themenfeld aufgegeben. Insofern jede Theologie ein Vollzug des theologisierenden Subjekts ist, ist jede Theologie auch immer Anthropologie, wie Karl Rahner es formuliert hat – ist jeder theologischen Reflexion die Anthropologie also zumindest als Reflexion ihrer eigenen Möglichkeitsbedingungen aufgegeben, was die Anthropologie zu einer Grunddimension der Theologie erhebt. Aber auch über diesen Aspekt und über die Grenzen hermeneutischer Selbstvergewisserung hinaus hat die Theologie Bedeutendes zum anthropologischen Diskurs beizutragen.
Veröffentlichungen zum Thema:
Schumacher, Ursula: Theologische Anthropologie, in: Marschler, Thomas & Schärtl, Thomas (Hrsg.), Dogmatik heute. Bestandsaufnahmen und Perspektiven, Regensburg 22017, 173–230.
Schumacher, Ursula: Selbstübergabe an Gott im Leben und Sterben. Zu einer Anthropologie beziehungskonstituierter Ganzheit, in: Dürr, Oliver, Kunz, Ralph & Steingruber, Andreas (Hrsg.), Wachet und betet. Mystik, Spiritualität und Gebet in Zeiten politischer und gesellschaftlicher Unruhe (Glaube & Gesellschaft 10), Münster 2021, 245–262.
Schumacher, Ursula: Mit Aristoteles gegen Platon? Aristotelisch inspirierte, nichtphysikalistische Ansätze zur Überwindung eines Dualismus in der mind-brain-Debatte, in: Weinhardt, Birgitta (Hrsg.), Mind matters? Zur Relevanz mentaler Phänomene in einem monistischen Menschenbild. Neurowissenschaftliche, philosophische und theologische Perspektiven, Göttingen 2021, 145–170.