Forschung
„Im Zeichen der Väter“. Eine typenlogische Untersuchung der dogmatischen Patristikrezeption von der Neuzeit bis ins 20. Jahrhundert
Der im Umfeld des II. Vatikanischen Konzils geprägte Begriff „Ressourcement“ bezeichnet das Anliegen und die methodische Bemühung, die Theologie über den an zeitaktuellen Anforderungen orientierten Rückgriff auf ihre Quellen zu einer Erneuerung und Aktualisierung zu führen. Auch wenn dieser Begriff erst im 20. Jahrhundert entstand, so lässt sich doch beobachten und aufweisen, dass die methodisch-hermeneutische Grundfigur des „Ressourcements“ in ganz verschiedenen theologiegeschichtlichen Settings eine erneuernde, weiterführende und mitunter sogar systemsprengende Kraft entfaltet hat: Im Hintergrund dieses Befundes steht grundlegend zunächst die Tatsache, dass das Christentum als Offenbarungsreligion seiner Fundierung gemäss unhintergehbar auf historische Zeugnisse und deren je zeitaktuelle Rezeption verwiesen ist und bleibt. Nun ist die Theologiegeschichte jedoch von ganz unterschiedlichen Arten des Umgangs mit diesen Quellen geprägt, die von einer domestizierenden Integration ins jeweilige theologische System, die jegliches zeit- und systemkritische Potential historischer Texte untergräbt, bis hin zum „Ressourcement“ reicht, in dem Quellen gerade in ihrer Fremdheit auch als Ansatz zur Hinterfragung herrschender theologischer Paradigmen und folglich als Movens von Erneuerung wirksam werden können. Eine im Blick auf exemplarische Schlaglichter vorgenommene Darstellung des Väterrekurses in der dogmatischen Theologie seit der Neuzeit kann anhand dieser erkenntnisleitenden Problemstellung nicht nur Licht auf die einzelnen in der Untersuchung berücksichtigten theologischen Ansätze werfen, sondern durch die Reflexion von Mechanismen der dogmatischen Quellenrezeption auch zur Erhellung einer methodologisch relevanten Grunddynamik systematisch-theologischen Denkens und Arbeitens beitragen.