Mount Zion Foundation
Die gemeinnützige kirchliche Mount Zion Foundation verleiht in zweijährigem Abstand an Personen, die sich entweder im christlich-jüdischen Themenkreis durch Vorurteilsüberwindung oder im Trialog der drei Abrahamsreligionen Judentum, Christentum und Islam Verdienste erworben haben, den "Mount Zion Award".
Geschichte
Die Mount Zion Foundation wurde 1986 von Pfarrer Wilhelm Salberg (1925–1996) gegründet. Die Versöhnung zwischen den Religionen, Konfessionen und sozialen Gruppen war ihm ein grosses Anliegen.
Pfarrer Wilhelm Salberg in der Stiftungsurkunde der Mount Zion Foundation (1986): "Ich habe mich entschlossen, was mir an Zielen in meinem Leben stets bedeutsam war, durch eine Stiftung zu untermauern. Sie soll der Beschleunigung des Weges von Juden und Christen zueinander und auch den zaghaften Ansätzen eines Verständnisses zum Islam hinüber und vom Islam herüber dienen, der die dritte Abrahamsreligion bildet. Allen dreien ist der Berg Zion in Jerusalem mit seinen Traditionen des Davidsgrabes und des Obergemaches, in dem die Jünger sich versammelten, heilig. Zion ist ein Symbol für den Geist Gottes in der Geschichte der Menschen, der uns neue Wege in die Zukunft weist."
Der Friedenspreis Mount Zion Award wird seit 1987 an Personen oder Institutionen, die sich in der kulturellen und interreligiösen Verständigung von Judentum, Christentum und Islam und im Friedensprozess in Nahost verdient gemacht haben, verliehen.
Archiv
Der Mount Zion Award 2021 geht an Prof. em. Dr. Israel Jacob Yuval für seine Forschung auf dem Gebiet der jüdisch-christlichen Beziehungen und für sein Engagement zugunsten der israelisch-palästinensischen Verständigung. Zugleich wird der israelische Maler Jehuda Bacon für sein Lebenswerk geehrt.
Die israelische Organisation "Tag Meir" (Vereint gegen Rassismus) erhält den Mount Zion Award 2019. Zudem wird der deutsche evangelische Theologe und Judaist Michael Krupp für sein Lebenswerk geehrt.
Als Erzähler hat Amos Oz neue jüdische Perspektiven auf Jesus und Judas sowie auf das Juden- und Christentum eröffnet. Dafür wurde der israelische Schriftsteller mit dem interreligiösen Preis der Mount Zion Foundation ausgezeichnet.
Die Überreichung der zweijährlich vergebenen Auszeichnung fand am 29. Oktober, dem Nostra-Aetate-Tag, in der Dormitio-Abtei auf dem Jerusalemer Zionsberg statt. Den "Mount Zion Award" konnte der 1939 in Jerusalem geborene Amos Oz im Rahmen eines Festakts von Prof. Dr. Verena Lenzen, Leiterin des Institut für Jüdisch-Christliche Forschung (IJCF) an der Universität Luzern, und von P. Dr. Nikodemus Schnabel OSB, Prior-Administrator der Dormitio-Abtei der Benediktiner in Jerusalem, entgegennehmen.
Der Preis wird vom IJCF im Namen der Mount Zion Foundation und in Zusammenarbeit mit der Dormitio-Abtei verliehen. Die mit 20'000 Euro dotierte Auszeichnung geht an Personen oder Organisationen, die sich erfolgreich für die Verständigung zwischen Juden, Christen und Muslimen in Israel/Palästina einsetzen.
Aufwerfen religiöser und existenzieller Fragen
Gewürdigt wird auf diese Weise Amos Oz' 2014 erschienener Roman "Judas" (hebräischer Originaltitel: "הבשורה על פי יהודה", "Das Evangelium nach Judas"; 2015 in deutscher Übersetzung von Mirjam Pressler). Das Buch wirft, so die Laudatio, grosse gesellschaftliche, religiöse und existentielle Fragen auf – nach Krieg und Frieden im Land Israel, nach Jesus und Judas Iskariot, nach politischen Visionen, Schuld, Liebe, Verzweiflung und Hoffnung. Hatte der Grossonkel von Amos Oz, der Gelehrte Joseph Gedalja Klausner, mit seinem Buch "Jesus von Nazareth" 1922 die erste wissenschaftliche Deutung aus jüdischer Sicht und in hebräischer Sprache vorgelegt, so eröffnet Oz als Erzähler neue jüdische Perspektiven auf Jesus und Judas, auf Judentum und Christentum.
Hinweis auf die unterschätzte Rolle der Kunst
Das Werk setzt, wie es in der Laudatio weiter heisst, einen interessanten literarischen Impuls für den jüdisch-christlichen Dialog. Mit der diesjährigen Preisverleihung soll die zuweilen unterschätzte Rolle von Kunst, vor allem Literatur, im Dialog zwischen den drei grossen abrahamitischen Religionen in den Fokus gerückt werden. Der Preis will ein Signal setzen, dass gerade die Religionen des Heiligen Landes einen eigenen ästhetischen Glaubenszugang kennen, der eine wertvolle interreligiöse Dialogebene für Gegenwart und Zukunft bietet.
Mount Zion Award 2015 für Migrantenseelsorge in Israel
Am 18. Oktober wurde in Jerusalem der Mount Zion Award vergeben. Im Namen der "Coordination for Pastoral among Migrants" (CPAM) durfte David Neuhaus SJ den interreligiösen Preis entgegennehmen.
David Neuhaus, Patriarchalvikar für die hebräisch-sprechenden Katholiken im Lateinischen Patriarchat von Jerusalem, leitet die CPAM. Die seit 2011 bestehende Institution erhält die Auszeichnung in Anerkennung ihres sozialen, kulturellen und interreligiösen Engagements in der Migranten- seelsorge. Der Preis soll dazu beitragen, das gegenseitige Verständnis und die guten Beziehungen zwischen den verschiedenen Religionen und Gemeinschaften im Heiligen Land zu unterstützen.
Im Staat Israel lebt heute eine grosse Migrationsbevölkerung von Männern, Frauen und Kindern mit christlichem Glauben aus den Philippinen, aus Indien, Äthiopien, Eritrea und Sri Lanka. Deren Leben ist, wie Father Neuhaus in seiner Dankesrede betonte, von Armut, Diskriminierung und Ausbeutung geprägt. Sie stehen in sozialem Austausch mit der israelischen Gesellschaft; viele sind in der Altenpflege tätig. Die zweite Generation der Ausgewanderten wächst mit der hebräischen Sprache und Kultur auf. Neben der Integration ist es wichtig, dass diese Kinder auch ihre eigene kulturelle und religiöse Tradition kennen und bewahren lernen und ihren christlichen Glauben in Verbundenheit mit dem Judentum erleben können. Dazu leistet die CPAM, welche Migrantinnen und Migranten in vielfältiger Weise unterstützt, einen wertvollen Beitrag. Unter anderem betreibt sie in Tel Aviv und Jerusalem Kindertagesstätten; das Preisgeld von 20'000 Euro soll eingesetzt werden, um diese zu verbessern.
Den Mount Zion Award verleiht das Institut für Jüdisch-Christliche Forschung der Universität Luzern zusammen mit der Dormitio-Abtei in Jerusalem im Namen der Mount-Zion-Stiftung alle zwei Jahre jeweils Ende Oktober in Jerusalem. Dies in Erinnerung an die Konzilserklärung Nostra Aetate vom 28. Oktober 1965, die ein neues Verhältnis der Katholischen Kirche zu den nichtchristlichen Religionen und vor allem zum Judentum eröffnete. Der Friedenspreis geht seit 1987 an Personen oder Institutionen, die sich in der kulturellen und interreligiösen Verständigung von Judentum, Christentum und Islam und im Friedensprozess in Nahost verdient gemacht haben.
Auskunft:
Prof. Dr. Verena Lenzen, Professorin für Judaistik und Theologie und Leiterin des Instituts für Jüdisch-Christliche Forschung (IJCF), ijcf@unilu.ch