Alumniportraits
"Der analytische Blick auf Religion hilft ungemein, nicht nur religiöse Phänomene, sondern auch ethische Fragestellungen oder das Weltgeschehen ganz generell einordnen zu können."
Warum Religionswissenschaft? Die Studienwahl fiel mir im Alter der Matura nicht allzu leicht. Schlussendlich entschied ich mich – ganz «klassisch» nach einem Zwischenjahr –, meinen Interessen zu folgen. Da ich bereits an der Kanti das Ergänzungsfach Religionslehre besuchte und mich gerne in Historischem vertiefte, wählte ich den Fächerstudiengang mit Religionswissenschaft im Haupt- und Geschichte im Nebenfach. Letztendlich suchte ich in beiden (nahe liegenden) Bereichen Antworten darauf, wie Menschen und ihr gemeinschaftliches Zusammenleben so funktionieren. Die Religionswissenschaft bietet hier eine gute Gelegenheit, da ganz unterschiedliche Perspektiven möglich sind. Mal steht der einzelne Mensch im Fokus, mal die Gesamtgesellschaft. Mal eine Gruppierung im 19. Jahrhundert und mal ein Grossevent ganz aktuell. Letztendlich kann auf der gesamten Welt und auch aus historischem Blickwinkel nach Fragestellungen, Beispielen und Entwicklungen gesucht werden. Dies macht es äusserst vielfältig.
Was waren deine Schwerpunkte im Studium? Da ich mit meinem Nebenfach den Fokus auf historische Sachverhalte legen konnte, setzte ich meine Schwerpunkte im systematischen Bereich mit Blick auf das Heute. Welche Rolle spielt Religion in Gegenwartsgesellschaften? In welchen Formen tritt sie auf? Wie lassen sich Veränderungen erklären? Das reichte also von «trockenen» Säkularisierungstheorien über Religion in Politik und Medien bis zu fluiden Formen der Religiosität wie etwa Spiritualität oder in der Populärkultur.
Natürlich wurden diese Schwerpunkte auch von einführenden Seminaren und Vorlesungen zu unterschiedlichen religiösen Traditionen und Fragestellungen begleitet. Das hilft über die Zeit enorm, vernetzt zu denken und das Phänomen Religion umfassend in den Blick zu nehmen!
Was machst du beruflich? Als Ergänzung zum Fachmaster habe ich an der Universität Zürich die Ausbildung zum Lehrdiplom für Maturitätsschulen (Sek II) absolviert. Mittlerweile bin ich an der Kantonalen Mittelschule Uri als Lehrperson tätig. Hier unterrichte ich am Untergymnasium «Ethik, Religionen, Gemeinschaft» und das Ergänzungsfach «Religionslehre» der Maturandinnen und Maturanden. Die Schülerinnen und Schüler müssen sich also mit Fragen nach dem gemeinsamen Zusammenleben, mit Glaubens- und Wertevielfalt, mit ausgewählten Beispielen der Ethik und unterschiedlichen religiösen Traditionen auseinandersetzen.
Was brachte dir das Studium für deinen Beruf? Der analytische Blick auf Religion hilft ungemein, nicht nur religiöse Phänomene, sondern auch ethische Fragestellungen oder das Weltgeschehen ganz generell einordnen zu können. Dies hilft mir, Fragen zu stellen, diese zu verfolgen und einen differenzierten Blick zu erlangen. Das verlange ich – obschon wohldosiert – auch von meinen Schülerinnen und Schülern.
Von Anfang an gelang es mir gut, mich auf die Unterrichtsinhalte vorzubereiten; mich einzulesen, die Inhalte zu strukturieren, Argumente aufzubereiten, das Wichtige zu betonen. Alles Dinge, die in meinem Studium eingeübt wurden. Neben den offensichtlichen, inhaltlichen Querbezügen sind es also ebenso eine Reihe von «soft skills», die mich im Berufsalltag begleiten: beispielsweise eigene Texte zu verfassen, strukturiertes Arbeiten oder auch rhetorisches Geschick. Und dennoch bleibt auch der Inhalt zentral. Die Schülerinnen und Schüler merken schnell, ob jemand fachlich kompetent ist oder nicht – da hilft nun mal eine solide Ausbildung.