Shaolin Chan Tempel Luzern

Der chinesisch-buddhistische Tempel innerhalb des Shaolin Kulturzentrum und der Shaolin Kung-Fu-Schule in Kriens wurde 2007 geweiht und eröffnet. Initiator und Hauptlehrer ist Roger Stutz, der in den umfangreichen Räumen seit 2000 die Shaolin Chan Schule zum Erlernen und Ausüben der Shaolin-Kung-Fu-Kampf- und Bewegungstechniken betreibt. Roger Stutz kam 1996 als 15-Jähriger in Kontakt mit chinesischen Shaolin-Mönchen. Diese traten im Rahmen ihrer Europatournee auch in der Schweiz auf und boten die Möglichkeit zu einem mehrstündigen Kung-Fu-Probe- und -Prüfungstraining. Da Roger Stutz zuvor schon verschiedene Kampfsportarten ausgeübt hatte, wurde er als einer von drei Europäern eingeladen, im chinesischen Shaolin-Kloster unterwiesen zu werden. Das Kloster bei der Stadt Dengfeng (Provinz Henan, Ostmitte-China) geht auf das 5. Jahrhundert zurück, und Mönche entwickelten aufgrund der damaligen gesellschaftlichen Unruhen zur Verteidigung die Shaolin-Kampfkunst.

2003 trat Stutz 22-jährig in das Kloster ein und wurde vom Cheftrainer des Klosters, Shi De Feng, unterwiesen. In seinem Buch «Die Tugenden des Shaolin Kung Fu» (2016) beschreibt Stutz anschaulich das entbehrungsreiche, die körperlichen und psychischen Grenzen überschreitende Training. Nach dreijährigem Training nahm ihn der Abt des Klosters, Shi Yong Xin, 2006 als Kampfmönch in den Shaolin-Orden auf und er erhielt den buddhistischen Namen Shi Xing Long. Kampfmönche unterliegen nicht dem strikten Regelwerk voll ordinierter Mönche und konzentrieren sich auf die Ausübung der Shaolin-Kampfkunst. Im gleichen Jahr wurde Stutz zum ersten Meisterschüler von Shi De Feng und offiziellen Linienhalter der Familie Wang, die die Shaolin-Stil- und -Traditionslinie begründete, ernannt. Seit Stutz 2006 in die Schweiz zurückkehrte und Kung-Fu-Kampftechniken unterrichtet, reist er jährlich nach China, um bei seinem Meister weiter zu lernen und sich unterweisen zu lassen.

Der Shaolin Chan Tempel Schweiz wurde im Januar 2007 in den Räumlichkeiten der Kung-Fu-Schule in Kriens gegründet, und Meister Shi De Feng besuchte die Schule und den Tempel im August 2007. Der Tempel mit drei chinesischen Buddhafiguren auf dem Hauptaltar an der Stirnseite, Ritualinstrumenten und Bemalungen an Wänden und Decke ordnet sich dem chinesischen Chan-Buddhismus zu; dieser betont meditative und rituelle Aspekte buddhistischer Praxis. Die buddhistische Gemeinschaft des Tempels umfasst aktuell fünf Ordinierte. An der monatlichen Vollmondzeremonie nehmen zehn bis zwanzig Personen teil. Diese Zeremonie umfasst die 40-minütige Rezitation buddhistischer Lehrtexte in Chinesisch, zweimal 20 Minuten Sitzmeditation, unterbrochen von einer zehnminütigen Gehmeditation, und die abschliessende Rezitation des Herz-Sutra. Zudem wird regelmässig die Praxis der Herz-Sutra-Kalligraphie im Tempel angeboten; das Herz-Sutra bzw. der Lehrtext gibt zentrale Inhalte des Mahayana-Buddhismus, auf dem der Chan-Buddhismus fusst, in kompakter Form wieder.

«Religionsvielfalt im Kanton Luzern» (www.unilu.ch/rel-LU) ist ein Projekt des Religionswissenschaftlichen Seminars der Universität Luzern.
Letzte Aktualisierung: 5. 2. 2025