Zwischen Intensivierung und Relativierung. Wandel von Religion in Flucht und Migration
Gefördert durch den Schweizerischen Nationalfonds mit einem Betrag von 442'000 Franken
Projektlaufzeit: 3 Jahre
Projektleitung: Prof. Dr. Martin Baumann
Projektmitarbeiter/in: N.N.
Weave-Projektkooperation: Prof. Dr. Alexander Nagel (Universität Göttingen), Prof. Dr. Regina Polak (Universität Wien)
Das Forschungsprojekt im Gesamtumfang von knapp einer Million Franken untersucht ländervergleichend in der Schweiz, Deutschland und Österreich die Veränderung von individueller und gruppenbezogener Religiosität von Flüchtlingen. Ausgangspunkt des Projekts ist, dass in Folge des Bürgerkriegs in Syrien ab 2011 syrische Flüchtlinge in umfangreichen Zahlen als Asylsuchende in die drei Länder kamen. Politiker verschiedener Parteien thematisierten früh die Religionszugehörigkeit der Flüchtlinge, indem sie muslimische Asylbewerber und -bewerberinnen als Sicherheitsrisiko darstellten und die bevorzugte Aufnahme christlicher Asylbewerber und -bewerberinnen forderten. Entgegen dem sozialpolitischen Interesse an der Religion der Asylsuchenden existieren bisher jedoch kaum Studien zur individuellen und gruppenbezogenen Religiosität der Flüchtlinge, zu möglichen integrationsrelevanten Unterschieden zwischen muslimischen und christlichen Flüchtlingen und dem Spektrum der Religiosität. Ziel des Forschungsprojekts ist es, den Wandel von Religiosität in Folge von Flucht und Aufnahme ländervergleichend zu untersuchen. Das Projekt geht von der Annahme aus, dass der religiöse Wandel bei den Flüchtlingen sich in einem Spektrum von Relativierung und Intensivierung von religiösem Glauben, Praxis und Gemeinschaftszugehörigkeit bewegt und in Abhängigkeit zu kontextuellen Faktoren wie Aufnahmestrukturen, Islamdiskurs und Integrationsmassnahmen sowie individuellen Faktoren wie Alter, Geschlecht und Fluchtbiografie steht. Das Projekt zielt darauf ab, die Kenntnisse zur Religiosität von Flüchtlingen und zu Faktoren des Wandels von Religiosität zu fördern. Es trägt dazu bei, die im Rahmen der Aufnahme muslimischer und christlicher Flüchtlinge aus Syrien stereotyp geführte Debatte um Religion zu versachlichen und aufzuzeigen, welchen Stellenwert Asylbewerber und -bewerberinnen Religion zumessen und wie sich Religiosität aufgrund kontextueller und individueller Faktoren wandelt.