Love Troubles. A Philosophy of Eros

Das Buch von Federica Gregoratto stellt eine umfangreiche kritische Theorie einer bestimmten Form zwischenmenschlicher Liebe dar, die als Eros bezeichnet werden kann und nicht nur sexuelle Leidenschaft, sondern auch leidenschaftliche Freundschaft umfasst.

Was ist Liebe und wie lieben wir? Werden wir durch unsere Liebesbeziehungen vervollständigt? Finden wir Zweck und Sinn durch die Liebe? Oder sind solche Beziehungen Fesseln, die uns schaden? Ist erotisches Begehren mit Unterdrückung verstrickt oder kann es uns befreien? (Wie) lassen sich unsere Liebeswünsche von sozialen Ungerechtigkeiten trennen? Und lohnt sich die Romantik in der heutigen Welt überhaupt noch?

Mit diesen Fragen – diesen love troubles – befasst sich das neue Buch von PD Dr. Federica Gregoratto, Professurvertreterin für Praktische Philosophie. Es sind alltägliche, weitverbreitete Fragen, die viele Menschen beschäftigen und irritieren, zugleich aber auch höchst theoretische Themen, die konzeptuell-deskriptive, ethische und politische Ansprüche erheben. Das Buch argumentiert, dass uns solche Probleme dazu anregen, eine kritische Sozialphilosophie der Liebesbeziehungen zu entwickeln. Die ambivalente, beunruhigende Natur erotischer Liebe wird dabei zum Gegenstand sozialer Kritik und erweist sich zugleich als Ressource für kritische und transformative Praktiken. Drehpunkt eines solchen Projekts ist die unvermeidbare  Ambivalenz erotischer Erfahrung: Während Liebe, insbesondere erotische Liebe, eng mit Heterosexismus, Rassismus und dem neoliberalen Kapitalismus verflochten ist, lockt sie uns gleichzeitig mit der verführerischen Möglichkeit sowohl persönlicher als auch sozialer Transformation.

Anhand einer Reihe von verschiedenen Autor:innen und philosophischen Traditionen – von Platon bis Hegel, von der Frankfurter Schule bis zur zeitgenössischen Emotionsphilosophie, von Simone de Beauvoir bis zu Black Feministinnen wie Audre Lorde – sowie unter Einbeziehung einiger Filme und Romane schildert und untersucht das Buch das Doppelgesicht des Eros. Einerseits werden erotische Beziehungen durch heterosexistische, rassistische und neoliberale Macht- und Herrschaftsstrukturen «beschädigt» und somit in soziale Unterdrückungsmechanismen eingebunden. Andererseits sollten Liebesbeziehungen darüber hinaus als Schauplätze erotischer Freiheit verstanden und gestaltet werden – als Räume, in denen Liebende mit ihren Bedürfnissen nach Intimität, sexueller Freude und Selbsterkenntnis experimentieren können.

Frei(er) werden wir, sobald wir (besser) spüren und begreifen, wer wir werden und was wir tun wollen – und wenn wir versuchen, unsere Wünsche und Projekte mit der konstitutiven Unterstützung anderer zu verwirklichen. Eine solche Erfahrung von Freiheit in der Liebe könnte dazu beitragen, affektive und epistemische Fähigkeiten sowie Tugenden zu entwickeln und zu kultivieren, die unterdrückende soziale Ordnungen infrage stellen – und die Welt (ein wenig) verändern können.

Federica Gregoratto
Loves Troubles. A Philosophy of Eros
Columbia University Press, Januar 2025

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