FAQ
Vor dem Doktorat
Für alle, die sich überlegen, ein Doktorat (auch Doktoratsstudium genannt) anzustreben, empfehlen wir, nicht nur die FAQs zu «Vor» dem Doktorat durchzulesen, sondern auch die zu «Während» und «Nach» (insbesondere zu Karrieremöglichkeiten) – sowie unbedingt Schritt 1) bei «Anmeldung Doktorat/ Immatrikulation» um über die formellen Zulassungsbedingungen informiert zu sein.
Weitere Informationsmöglichkeiten finden sich unter Links bei «Informationen Doktorat Allgemein».
Ein Doktoratsstudium schliesst zwar an ein Masterstudium an, ist mit diesem jedoch nicht vergleichbar. Bei uns an der Graduate School of Humanities and Social Sciences and Humanities (GSL) steht das Schreiben einer Dissertation (auch Doktorarbeit genannt) im Fokus. In den meisten Fächern bedeutet dies das Schreiben einer Monographie. In den Politikwissenschaften ist auch der Dissertationstypus einer «Kumulativen Dissertation» möglich (siehe dazu § 8 in der Wegleitung zur Promotionsordnung). Eingebettet ist das Verfassen der Dissertation in ein – in Absprache mit dem Erstbetreuer/ der Erstbetreuerin – individuell zusammenstellbares Rahmenstudium (siehe Studienleistungen).
Wer denkt, dass eine Dissertation einfach eine Masterarbeit in doppelter Länge ist, macht sich falsche Vorstellungen. Denn es geht darum, die im Masterstudium erworbenen Fähigkeiten und Kenntnisse bezüglich Forschung in einem gewählten Fachgebiet (für Fachgebiete siehe Professuren) zu steigern und anzuwenden, um das Fachgebiet durch eine eigenständige Forschungsleistung voranzubringen.
Der für Doktoratsinteressierte geeignete Doktoratstypus – d.h., unter welchen Rahmenbedingungen ein Doktoratsstudium absolviert wird – hängt massgeblich von der primären Motivation für ein Doktorat, dem gewünschten Karriereweg wie auch den zur Verfügung stehenden Möglichkeiten ab.
Konkreter formuliert: Wir empfehlen dringend, den angestrebten Doktoratstypus der primären Motivation für das eigene Doktoratsstudium anzupassen. Bspw. erhöht sich die Chance auf eine akademische Karriere, wenn das Doktoratsstudium mit einer engen Anbindung an die Universität absolviert wird. Ist es jedoch von Anfang an klar, dass keine akademische Karriere angestrebt wird, ist eine freie Promotion mit Erwerbstätigkeit in einem sinnvollen Arbeitsfeld ausserhalb der Universität, geeigneter.
Hier die wichtigsten Doktoratstypen:
Doktorieren an einer «Wissenschaftliche Assistenzstelle»
Wissenschaftliche Assistierende sind meist direkt über einen Lehrstuhl (d.h. ein von einer Professur verwaltetes Forschungsgebiet an einem Institut) angestellt. Sie sind eingebunden in Forschung und Lehre (z.B. Geben von Bachelorseminaren sowie Betreuung von Qualifizierungsarbeiten von Bachelorstudierenden) des Lehrstuhls eingebunden. Darüber hinaus ist ihr Engagement in inneruniversitären Gremien (z.B. Mittelbauorganisation, Kommissionen) erwünscht. Wiss. Assistierende müssen einen Teil der Anstellung fürs eigene Doktoratsstudium einsetzen.
Pro Lehrstuhl gibt es in der Regel nur wenige wiss. Assistenzstellen und da diese meist für vier Jahre vergeben werden, sind jeweils nur selten solche Stellen im gewünschten Fachgebiet frei. Ausgeschrieben werden sie auf dem Stellenportal der Universität Luzern.
Doktorieren im Rahmen eines Drittmittelprojekts
In der Schweiz ist der Schweizerische Nationalfonds (SNF) der grösste Geldgeber für Forschungsförderung. In den Förderinstrumenten «Projekte» und «Programme» können fortgeschrittene Forschende (ab Assistenzprofessur, d.h. potenzielle Erstbetreuer:innen) Mittel Gesuche einreichen, welche finanzierte Doktoratsstellen für bis zu 4 Jahren Dauer enthalten.
Diese Stellen sind nicht immer öffentlich ausgeschrieben, da Gesuche oft auf bereits angedachte Dissertationsthemen ausgerichtet werden, die bei positivem Finanzierungsentscheid von Doktoratskandidat:innen übernommen werden, welche den Gesuchsstellenden bereits bekannt sind. Bei einem intensiven und länger bestehenden Kontakt mit potenziellen Erstbetreuer:innen lohnt es sich, diese auf die Möglichkeit anzusprechen, ob das angestrebte Dissertationsthema in ein Gesuch an den SNF eingebaut werden könnte. Es muss jedoch berücksichtigt werden, dass Erstbetreuer:innen nur eine sehr eingeschränkte Anzahl laufender Projekte mit SNF-Finanzierung haben können und somit oft nicht die Gelegenheit (oder das Interesse) besteht, ein weiteres Gesuch einzureichen.
Doc.CH ist das einzige SNF-Förderinstrument, über welches Doktorierende eigenständig Mittel für eine mehrjährige Finanzierung ihres Doktoratsstudiums beantragen können. Allerdings ist angekündigt, dass Doc.CH per 2025 sistiert wird (siehe Mehrjahresprogramm 2025-2028, S. 38).
Neben dem SNF gibt es ebenfalls vollfinanzierte Doktoratsstellen in von privaten Stiftungen oder EU-Mitteln finanzierten Forschungsprojekten. Diese sind jedoch äusserst selten. Die Universitätsstiftung und die Fachstelle Forschungsförderung können für Auskunft über Fördermöglichkeiten kontaktiert werden. Eingeschriebene Doktorierende sowie Doktoratsanwärter:innen, die bereits eine Zusage einer Erstbetreuerin oder eines Erstbetreuers an der Universität Luzern erhalten haben, können die Universitätsstiftung und die Stelle für Forschungsförderung für Auskünfte zu Fördermöglichkeiten kontaktieren.
Doppeldoktorat (cotutelle de thèse)
Es gibt die Möglichkeit, das Doktoratsstudium gleichzeitig an der Universität Luzern und einer Partneruniversität zu absolvieren. Zu beachten ist, dass ein Doppeldoktorat (auch cotutelle de thèse) einen grossen Mehraufwand sowohl für Doktorierende wie auch die involvierten Universitäten und Institute bedeutet und somit gut überlegt sein sollte. Für jedes einzelne Doppeldoktorat muss ein individuell gestalteter, auf das jeweilige Doktoratsvorhaben zugeschnittener Kooperationsvertrag ausgehandelt werden – was oft Monate beansprucht. Sollten Sie ein Doppeldoktorat anstreben, sollten Sie dies in den ersten Monaten des Doktoratsstudiums in die Wege leiten, da der Kooperationsvertrag spätestens ein Jahr nach der Immatrikulation als Doktorand*in unterzeichnet sein muss. Informationen und Richtlinien zum Doppeldoktorat finden Sie auf der Website des International Relations Office.
Freie Promotion
Eine freie Promotion bedeutet, dass das Doktoratsstudium ohne Arbeitsanstellung an der Universität Luzern durchgeführt wird. Die einzige Affiliation mit der Universität Luzern ist die Immatrikulation als Doktorandin/ Doktorand und der damit einhergehenden Mitgliedschaft bei der Graduate School of Humanities and Social Sciences (GSL). Wieviel Zeit in eine Erwerbsarbeit und/oder Betreuungstätigkeit ausserhalb des Doktoratsstudium gesetzt wird – oder werden kann – sollte von Anfang an mit potenziellen Erstbetreuenden (siehe Betreuung) besprochen werden und bei sich verändernden Lebensumständen neu ausgehandelt werden.
Während dem Doktorat
Hier ein paar Checkfragen, die man sich selbst spätestens zu Beginn des Doktorats stellen sollte aber auch während des Doktorats gelegentlich anschauen sollte.
Bezüglich des Doktoratsstudiums wird dringend empfohlen, sich so früh wie möglich mit den formellen Anforderungen vertraut zu machen, da sonst spätestens beim Abschluss des Doktorats Probleme auftreten können. Siehe insbesondere Promotionsordnung und Webleitung zu Promotionsordnung, Studienleistungen, Wahl Zweitbetreuung, und Möglichkeit zur Beurlaubung. Die GSL empfiehlt dringend, von Anfang an zu bedenken, was für den Abschluss der Promotion erforderlich ist – dies ist alles unter « Abschluss Doktorat» nachzulesen.
Bezüglich des Dissertationsmanuskripts selbst bitte das «Merkblatt Einreichen Dissertation und Pflichtexemplar» beachten das zum Download bereitgestellt wird. Insbesondere ist der Abschnitt «Umgang mit KI-gestützten Werkzeugen» zu beachten, der darauf hinweist, dass die Verwendung solcher Werkzeuge protokolieren werden muss, da die Deklaration ihrer Verwendung bei der Abgabe des Dissertationsmanuskripts obligatorisch ist.
Input GSL: Die allerwichtigsten Informationen befinden sich auf der GSL Website unter «Doktoratsstudium». Bei Fragen hilft immer die wissenschaftliche Geschäftsführung der GSL weiter.
Input GSL: Für Kursangebote, siehe direkte Angebote der GSL («Kurse und Workshops»/ «Veranstaltungen»); Graduate Academy, Campus Luzern «Kooperative Promotionsförderung», Digital Skills; sowie das aktuelle Vorlesungsverzeichnis der Universität Luzern.
Input GSL: Hinsichtlich der Suche nach Primärmaterial unbedingt Erstbetreuer:innen befragen sowie fortgeschrittene Forschende in der eigenen Forschungsdisziplin.
Die Zentral- und Hochschulbibliothek (ZHB Website) bietet laufend Gratis-Kurse zur Literatursuche an. Die Angebote der ZHB zur Literatursuche sind ebenfalls gut auf der UNILU-Website zusammengefasst.
Input GSL: Den Unterschied zwischen Primärquellen (bei Fachvertreter: innen erkundigen bzgl. gebräuchlichen Apps, wie z.B. ATLAS.ti) und Sekundärquellen (z.B. Zotero, Citavi – siehe dazu Informationen auf der ZHB Website) beachten. Die ZHB Luzern bietet zudem laufend Informationsangebote zu Forschungsdatenmanagement.
Wichtiger Tipp: Bei Verwendung von Quellen, stets Copy-Right Fragen klären besonders im Hinblick auf Publikationen in der Zukunft.
Input GSL: Es gibt keine Vorgaben in der Promotionsordnung und der Wegleitung zur Promotionsordnung hinsichtlich der Formatierung des Manuskripts, lediglich Empfehlungen seitens der GSL, einsehbar im «Merkblatt zu Begutachtungs- und Pflichtexemplar».
Ein weiterer Input bezüglich verwendbarer Textverarbeitungsprogramme: Bei Einsatz von Word empfehlen wir dringend das Verwenden von Formatvorlagen, da diese hinsichtlich der Publikation die Überarbeitung des Layouts sehr einfach machen.
Input GSL: Zu berücksichtigen ist, ob und in welchem Mass neben dem Doktoratsstudium Erwerbsarbeit, Betreuung von Familienangehörigen etc. anfallen. Siehe auch die Informationen zu Doktoratstypen.
Die Fachstelle für Chancengleichheit gibt Auskunft über Unterstützungsangebote für Doktorierende mit Betreuungspflichten oder mit speziellen Herausforderungen.
Input GSL: Siehe auch Informationen in der Rubrik «Betreuung»
Anders gefragt: Mit welchen psychischen Herausforderungen kann ich selbst umgehen und ab wann brauche ich Unterstützung?
Bei Krisen: Niederschwellige Hilfe an der Universität Luzern
Bei komplexen Projekten wie einem Doktorat gehören Krisen ein Stück weit dazu (zu «Krisen» siehe auch Website der Universität Jena). Für GSL Mitglieder bietet die Universität Luzern eine Reihe hervorragender, kostenloser Hilfsangeboten. Gerne kann auch die GSL Geschäftsführung kontaktiert werden, um in einem vertraulichen Austausch zu besprechen, welche der Angebote zum Überwinden einer erlebten Krise hilfreich wären.
Finanzielle Unterstützung für Workshops/ Retraiten zum Thema «Mental Health»
Die über die GSL beantragbaren Mittel für selbstorganisierte Workshops und Retraiten können auch für Themen beantragt werden, welche die mentale Gesundheit von GSL Mitgliedern fördert. Siehe dazu mehr unter «Finanzielle Unterstützung – Workshops und Retraiten».
ReMO: Researcher Mental Health Observatory
Beispielhaft für Informationen zur mentalen Gesundheit von Forschenden empfiehlt die GSL das seit 2020 von der European Cooperation in Science and Technology (COST) finanzierte Projekt ReMO-Projekt. Dieses hat einerseits zum Ziel, psychische Erkrankungen in der Wissenschaftsgemeinschaft zu entstigmatisieren, anderseits Best Practices im Umgang damit gemeinsam zu entwickeln und zu teilen.
Die GSL hebt die folgenden Informationen auf der ReMO Website hervor, da sich diese direkt an Forschende wenden:
- Manifest von 2021 à Siehe auch die darunter verlinkten Publikationen
- Staircase Survey – das Ausfüllen dieser Online-Befragung hilft dem ReMO-Projekt, Hilfestellungen und Massnahmen auszuarbeiten
- ReMO Podcasts und Videos
- Scientific Publications des Projekts, insbesondere der an der ReMO Konferenz 2022 vorgestellte Film Breaking the Stigma: Cultivating Mental Health as an Academic von Dragonfly Mental Health der University of California, Berkeley.
Weitere FAQ während dem Doktorat
Siehe Informationen hier auf der GSL Website.
Bei der ZHB Luzern kann ein physischer Arbeitsplatz und Schliessfach beantragt werden. Auch gibt es einen Seat Navigator, für kurzfristige Suche nach freien Arbeitsplätzen. Mehr Informationen dazu auf der ZHB Website.
Siehe Unterstützungsangebote an der GSL / Universität Luzern und Ratgeberliteratur
Siehe Informationen hier auf der GSL Website.
Nach dem Doktorat
Kurz und bündig: Ein erhaltener Doktortitel weist die Trägerin, den Träger als anerkannte Forschende in ihrem Fachgebiet aus.
Ein Doktorat ermöglicht Anschlussstellen in unterschiedlichsten Karrierefeldern sowohl innerhalb wie auch ausserhalb von Universitäten. Neben den im Doktoratsstudium erworbenen Fähigkeiten wird der Karriereweg oft auch vom gewählten Doktoratstyp beeinflusst (siehe oben).
Innerhalb der Akademie (d.h. der Welt von Universitäten und Fachhochschulen) befähigt ein Doktorat, sich auf weiterführende Positionen als Forscherin oder Forscher zu bewerben. Die Begriffe für solche Positionen variieren von Universität zu Universität und von Forschungskontext zu Forschungskontext. In den Geistes- und Sozialwissenschaften an Schweizer Universitäten gibt es meist sogenannte Oberassistenzen oder Post-Doc-Stellen, welche gewählten Kandidat:innen mit Doktortitel eine befristete Anstellung (maximal 6 Jahre) an einem Institut oder Lehrstuhl (d.h. von einem Professor, einer Professorin geleitetes Forschungsgebiet an einem Institut) geben. Seltener sind Assistenzprofessuren, in der Regel auf maximal 7 Jahre befristet, auf die sich Doktoratsabgänger:innen mit exzellenter Note und meist mehrjähriger Forschungstätigkeit nach dem Doktorat bewerben können.
An Universitäten sind in den Geistes- und Sozialwissenschaften unbefristete Stellen ab Post-Doc-Niveau sehr selten. Neben Professuren gibt es vereinzelt Positionen als «Senior Lecturer» oder «Senior Researcher».
An Fachhochschulen gibt es häufiger als an Universitäten unbefristete Stellen ab Post-Doc-Niveau. Die Bezeichnungen der Stellen variieren von Fachhochschule zu Fachhochschule, so dass es gilt, die einzelnen Stellenbeschriebe genau durchzulesen (so kann z.B. auch eine Stelle als «wiss. Mitarbeiter:in unbefristet sein).
Es gilt zu beachten, dass das Verfolgen einer akademischen Karriere meist ein herausfordernder Weg ist, mit ungewissem Ausgang. Siehe dazu Informationen zu akademischen Karrierewegen auf der Website der Schweizerischen Akademien der Geistes- und Sozialwissenschaften (SAGW) und auch den «Promotion – und dann? Leitfaden für fortgeschrittene Doktorierende und Postdoktorierende» (2015).
Eine gesonderte Karrieremöglichkeit im universitären Umfeld für promovierte Absolvent:innen bietet der sogenannte «Third Space». Dabei handelt es sich um spannende Positionen in der Schnittstelle zwischen Forschung und Administration (deswegen «Third Space/ Dritter Raum»). Klassische Beispiele sind Koordinationsstellen innerhalb von Forschungsprojekten oder Doktoratsprogrammen. Für mehr Informationen, siehe Website der Schweizerischen Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften (SAGW).
Ausserhalb der Akademie weist ein Doktortitel die Titelträgerin, den Titelträger als befähigt aus, in Stellen tätig zu sein, die eigenständig ausgeführte Forschungstätigkeiten oder forschungsverwandte Tätigkeiten beinhalten.
Neben der Privatwirtschaft sind Institutionen innerhalb Verwaltungen auf Kantons- und Bundesebene häufige Arbeitgeber. Neben Kaderstellen gibt es wissenschaftliche Mitarbeiterstellen, besonders auf Bundesebene (siehe bspw. Ressortforschung Bund).
Die Bandbreite ist wie unter GSL Alumni und Alumnae zu sehen ist, weit. Neben der Wahl des Fachgebiets für das Doktoratsstudium sind für eine Anstellung ausserhalb der Akademie zu berücksichtigen, welche beruflichen Anstellungen neben dem Doktoratsstudium bestehen. So ist es v.a. für freie Promovierende ratsam, das Doktoratsstudium mit Arbeitsanstellungen zu finanzieren, die den Einstieg in das gewünschte Berufsfeld nach dem Doktoratsstudium erleichtern.
Hilfreiche Informationen zu Karrierewegen nach dem Doktorat befinden sich auch unter Links auf dieser Website.