PD Dr. Frank Muttenzer
CV
Frank Muttenzer hat im Anschluss an Studienabschlüsse in Rechtswissenschaft und Rechtsphilosophie 2006 in Entwicklungsstudien an der Universität Genf promoviert. 2010 begann er die Habilitation im Fach Ethnologie an der Universität Luzern und erhielt dort 2020 die Lehrbefugnis als Privatdozent für kognitive Ethnologie. Seine Forschungsinteressen umfassen Handlungs-, Sprach-, und Kognitionstheorien in der Ethnologie, die Nutzung natürlicher Ressourcen und Umsetzung globaler Umweltpolitik in Entwicklungsländern, und religiösen Wandel in postkolonialen Gesellschaften.
Als Ethnologe geht er davon aus, dass “Kultur” und alle Formen menschlichen Zusammenlebens, die Vielfalt und Relativität von Weltanschauungen und Wertesystemen, letztlich entwickelte Zwänge des menschlichen Geistes und der menschlichen Natur widerspiegeln. Dieser Annahme zufolge wäre es seltsam, wenn ein Kognitionsethnologe eine Studie über Religion, Ritual und Rationalität bei Fischern auf Madagaskar vorlegen würde, die nicht gleichzeitig auch noch die wirtschaftliche Nutzung von Korallenriffen und deren ökologische Folgen oder ethische Konflikte des globalen Naturschutzes aufzeigte. Nicht erstaunlich ist, dass Frank Muttenzer in seiner Habilitationsschrift ökologische und psychologische Betrachtungsweisen des “guten Lebens” so aufeinander bezieht, dass sie den aristotelischen Glücksbegriff kognitiv relativ, aus der Sicht der Fischer und Naturschützer, neu beleuchten.
Frank Muttenzer hat seit 2003 verschiedene mehrjährige Feldforschungsprojekte auf Madagaskar durchgeführt und ist Autor von Being Ethical among Vezo people (Rowman & Littlefield, 2020), und von Déforestation et droit coutumier à Madagascar (Karthala, 2010), einer französischsprachigen Monographie zum Thema Gewohnheitsrecht und Anerkennung von Nutzungsrechten lokaler Gemeinschaften an Waldgebieten. 2011-2012 war er zu Feldforschungen bei den Vezo an der Südwestküste Madagaskars. 2013-2014 war er Postdoctoral Fellow an der Universität Toronto und 2015-2017 Visiting Scholar am Indian Ocean World Centre an der McGill University in Montreal. Gegenwärtig forscht er in Madagaskar gemeinsam mit einem internationalen Team von Ökonomen und Soziologen über kognitive, affektive und ethische Dimensionen des wirtschaftlichen Lebens von Krebsfischern in den Mangroven-Gebieten.
Forschung
Forschungsschwerpunkte
Thematische Interessen
- Handlungs-, Sprach-, und Kognitionstheorien in der Ethnologie
- Religionsethnologie
- Humanökologie, politische Oekologie
- Wirtschaftsethnologie
- Ethnologie des Rechts und der Ethik
- Entwicklungsethnologie
Regionale Interessen
- Madagaskar
- Indischer Ozean
- Pazifischer Ozean (Korallenriffe, Fischerei und Schutzgebiete)
- Kleinasien, Kaukasus, Zentralasien
Forschungsprojekte
Laufende Projekte
- Economic Life in the Mangroves: A comparison of Mud Crab Fisheries in Madagascar
- Folk psychological narratives and the anthropology of persons: a phenomenological and semiotic theory of other minds
- Language Ideology and postcolonial conversions to Christianity
Abgeschlossene Projekte
- Ecological Truth and Moral Appraisal: Fisheries, livelihoods, and conservation in southwest Madagascar