Stimmen von Alumni
Studium - und dann? Welche Berufsfelder gibt es? Wie gelingt der Jobeinstieg? Unsere Absolventinnen und Absolventen packen aus.
«Ich habe heute weniger Berührungsängste vor komplexen Themen»
Jana Wyss (24) ist nach dem Bachelor in Kulturwissenschaften in den Radio-Journalismus eingestiegen. Wie ihr dabei das Studium weiterhilft und ihre Tipps für die Jobsuche verrät sie im Interview.
Vor einem Jahr hast du den Bachelor in Kulturwissenschaften mit Major Soziologie gemacht. Wie ging es danach weiter?
Jana Wyss: Die grösste Veränderung gab es bereits vor den Abschlussprüfungen: Da habe ich angefangen, als Redaktorin beim Radio neo1 zu arbeiten. Zuerst in einem 50-Prozent-Pensum, dann zu 80-Prozent. Ich habe es genossen, mich voll und ganz auf meinen Job beim Radio konzentrieren zu können. Mit meinem Teilzeitjob habe ich auch Zeit für eigene Projekte und Hobbys: Ich produziere mit einer Kollegin einen Podcast und singe in einem Chor.
Wie hat dich das Studium auf den Beruf vorbereitet?
Im Studium lernt man viel, was nicht direkt mit spezifischen Texten oder Theorien zu tun hat. Ich habe heute zum Beispiel weniger Berührungsängste vor komplexen Themen. Ich wurde sicher auch durch das universitäre Umfeld geprägt und habe ein Bewusstsein dafür entwickelt, welche Gesellschaftsgruppen in den Medien unterrepräsentiert sind und wie Medien zum Beispiel Rassismus reproduzieren können. Auch wie ich an ein Thema herangehe, die Fragen, die ich meinen Interviewpartner*innen stellen will - all das musste ich mir beim Schreiben von Seminararbeiten auch überlegen.
Hast du vor, einen Master zu machen?
Ich habe keinen konkreten Plan. Nach mehr als einem Jahr bei neo1 habe ich mich aber soweit eingelebt, dass ich es mir gut vorstellen kann, mich berufsbegleitend weiterzubilden. Ob das mit einem klassischen Master oder mit anderen Weiterbildungsmöglichkeiten sein wird, weiss ich noch nicht. Aber die Inputs aus dem Studium vermisse ich zum Teil schon.
Dein Rat für Studierende, die später in der Medienbranche arbeiten möchten?
Wer wirklich bei den Medien landen will: nicht aufgeben! Ich habe mich bei neo1 insgesamt dreimal beworben und erst dann hat es geklappt. Zudem wichtig: während dem Studium nach Praktika Ausschau halten. Bei der KSF kann man sich viele Praktika anrechnen lassen. Ich habe auch ein Semester pausiert, um ein Praktikum zu machen. Auch nebenbei für eine Zeitung oder ein Magazin zu schrieben kann sich auszahlen. Und: Der Lokaljournalismus ist viel cooler als sein Ruf. Es muss nicht immer das SRF sein...
Was vermisst du aus deiner Zeit als Studentin am meisten?
Die Menschen! Das gemeinsame Lernen, spontane Ausflüge an den See und vieles mehr. Man lernt viele tolle Leute kennen, die ähnliche Interessen haben und spannende Ansichten aufs Leben mit sich bringen. Und ich schätze im Nachhinein die Arbeit der Dozierenden viel mehr: Wie cool ist es, dass man einfach in einen Vorlesungssaal sitzen kann und einem neues Wissen präsentiert wird? Nach dem Studium ist es viel schwieriger, Themen, die einen interessieren, so intensiv aufzuarbeiten. Und die Flexibilität war auch schön: Wenn ich etwas «verhängt» habe, hatte nur ich mit den Konsequenzen zu leben. Allerdings ist es auch motivierend Verantwortung zu haben und in einem Team zu arbeiten.
Interview: Maurice Koepfli, Student Soziologie und Wirtschaftswissenschaften (Dezember 2021)
Begeisterung für Bildungsthemen
Evelyn Fischer (24) hat nach dem Bachelorabschluss ein Praktikum bei den Berufsberatungs- und Informationszentren des Kantons Bern gestartet. Hier kann sie ihre Begeisterung für Bildungsthemen vertiefen. Wie sie den Jobeinstieg erlebt hat und an welche Momente aus dem Studium sie sich besonders erinnert, erzählt sie im Interview.
Evelyn, du hattest am 1. April deine Bachelordiplomfeier. Wie fühlte es sich an, das Diplom nun endlich in den Händen zu halten?
Etwas surreal. Die Abschlussprüfungen fanden bereits im Dezember statt und deswegen hatte ich auch gedanklich schon fast abgeschlossen mit dem Bachelorstudium der Kulturwissenschaften. Nun aber ganz offiziell abgeschlossen zu haben, ist ein gutes Gefühl. Das Bachelorstudium war eine lehrreiche, wertvolle Zeit und es war schön, mit meinen Kommilitoninnen und Kommilitonen gemeinsam darauf anzustossen. Gleichzeitig ist es aber auch etwas einschüchternd, da nun so viele unterschiedliche Wege offenstehen.
Welche Momente aus deinem Studium werden dir in Erinnerung bleiben?
Ich denke, ich werde mich besonders an die Begegnungen mit Mitstudierenden erinnern. Im Studium habe ich sehr viele coole Menschen kennengelernt und so auch ausserhalb der Veranstaltungen in Gesprächen und Diskussionen enorm viel gelernt und wertvolle Freundschaften geschlossen. Und natürlich werden mir auch einige der «grossen» Momente wie die Erleichterung nach der Abgabe der Bachelorarbeit oder das Anstossen nach dem Absolvieren der Statistikprüfung gut in Erinnerung bleiben.
Wie sieht nun deine Zukunft aus?
Puh, das ist eine grosse Frage. Was die weiter entfernte Zukunft bringt, weiss ich noch nicht genau. Vorerst werde ich mein Praktikum bei den Berufsberatungs- und Informationszentren BIZ des Kantons Bern absolvieren (das dauert noch gut 10 Monate) und gleichzeitig im Herbst den Masterstudiengang Changing Societies an der Uni Basel beginnen. Da ich den Master Teilzeit studiere, wird mich das Studium noch einige Jahre beschäftigen. Durch mein Praktikum bei den BIZ Bern und meine Hilfsassistenzstelle im Bereich Digital Equality an der PH Bern hat sich mein Interesse für den Bereich Bildung gestärkt und ich möchte in meiner beruflichen Karriere voraussichtlich weiterhin in dieser Thematik tätig bleiben. Welche Perspektive darauf ich jedoch genau einnehmen möchte, werde ich noch herausfinden.
Wie bist du zu diesen beiden Stellen gekommen?
Ich habe mich auf beide Stellen ganz «normal» beworben. Die Hilfsassistenzstelle habe ich schon während dem Studium angetreten. Der Teilzeitjob war gut mit dem Studium vereinbar und es war sehr spannend, die Theorie auch mal in der Praxis anwenden zu können. Bei der Bewerbung hat mir auf jeden Fall geholfen, dass ich an der Uni zwei Tutorate geleitet und auch einige Seminare im Themenbereich Digitalisierung besucht habe. Vor dieser Zusage habe ich aber mindestens zehn andere Bewerbungen verschickt und entsprechend viele Absagen erhalten. Das war auch nicht ganz einfach.
Bei der Bewerbung auf das Praktikum bei den BIZ konnte ich einerseits mit den redaktionellen und analytischen Fähigkeiten, die ich während dem Studium erlernt habe, punkten. Andererseits haben mir da auch meine Arbeitserfahrungen aus der Hilfsassistenzstelle einen Vorteil verschafft. Der ganze Bewerbungsprozess hat aber in beiden Fällen ziemlich viel Energie gekostet, das hatte ich im Vorhinein definitiv unterschätzt.
Wo siehst du dich in fünf bis zehn Jahren?
In fünf Jahren habe ich hoffentlich meinen Master abgeschlossen. Und habe einen Job, der mir Spass macht und bei dem ich die Welt zumindest ein kleines bisschen besser und vor allem gerechter machen kann. Konkreter kann ich diese Frage leider nicht beantworten.
Interview: Maurice Koepfli, Absolvent Soziologie und Wirtschaftswissenschaften (April 2022)
Eine starke Stimme für Kinderrechte
Kindesschutz, Bildungschancen, Gesundheit: Samira Klijnsma (23) setzt sich bei einer Non-Profit-Organisation für Kinderrechte ein. Ihr Bachelorabschluss in Kulturwissenschaften mit Major Ethnologie kommt ihr dabei zugute: «Ich arbeite mit Kindern, Jugendlichen und Mitarbeitenden aus verschiedenen Kulturen zusammen.»
Samira, wer bist du?
Ich bin Samira, 23 Jahre alt und wohne mit meinem Mann in Zürich. Wir sind absolute Camping-Liebhaber und haben es uns zum Ziel gemacht, in jedem Kanton mindestens einmal zu campen. Da ich in der Wüste von Dubai aufgewachsen bin, ist das etwas Besonderes, dass ich in der Schweiz so viele Möglichkeiten habe, um die Natur und die Berge geniessen zu können.
Was hast du studiert?
Ich habe an der Universität Luzern Kulturwissenschaften mit dem Hauptfach Ethnologie studiert.
Du bist in Dubai aufgewachsen und kennst sozusagen zwei Welten. Was konntest du aus deiner Zeit mitnehmen?
Die Sonne und das warme Wetter konnte ich leider nicht mitnehmen… aber was mich am meisten geprägt hat, war die Offenheit und das Spontan-sein, die Flexibilität der internationalen Community. So hatte ich den Mut, auf Deutsch zu studieren, mich in die hiesige Kultur einzubringen und immer wieder neue Möglichkeiten anzunehmen – auch wenn diese eventuell herausfordernd wirkten oder meinen Semester- oder Lebensplan ab und zu durcheinanderbrachten.
Du hast kürzlich deinen Bachelorabschluss gemacht. Wo arbeitest du jetzt?
Ich arbeite bei World Vision, einer internationalen Non-Profit-Organisation. Ich hatte mich für mehrere Praktikumstellen im NGO Bereich über Plattformen wie Jobs.ch beworben und hatte auch noch ein bis zwei persönliche Kontakte, die ich angeschrieben habe. Bei World Vision war es tatsächlich eine Vitamin-B-Geschichte und ich habe mich dort dann auch einfach gemeldet und gefragt, ob sie mir etwas anbieten könnten.
Ich bin mit einem genialen Praktikum beschenkt worden. Ich bin zwar als Praktikantin angestellt, aber meine Stelle ist alles andere als ein langweiliger «Bring mir en Kafi»-Job. Ich arbeite als Projektleiterin an einem spannenden Projekt, bei dem ich mit Kindern, Jugendlichen, wie auch Mitarbeitenden aus Bangladesch, Simbabwe und Bolivien zusammenarbeiten darf. Leider kann ich dazu nicht mehr sagen, da es immer noch in der Pilotenphase steht.
Hast du bereits während des Studiums gearbeitet?
Ja, obwohl ich in Vollzeit studierte, war es mir immer ein Anliegen zu arbeiten, um so einen Ausgleich zu haben. Ich habe als Barista in einem Starbucks in Zürich gearbeitet und habe dann auch an der Uni zweimal ein Tutorat übernommen, im Aufbau des KSF-Instagram-Kanals und als Botschafterin gearbeitet.
Was konntest du vom Studium in die Arbeitswelt mitnehmen?
Mit meinem jetzigen Praktikum merke ich, wie viel ich von meinem theoretischen Wissen – vor allem von der Ethnologie – anwenden kann. Da ich mit verschiedenen Kulturen zusammenarbeite und ich mit dichten und schwierigen Themen, wie Kinderheirat, Gewalt gegen Kinder und Kinderrechte konfrontiert werde, merke ich definitiv, wie hilfreich und relevant mein Studium war. Ich kann jetzt meine Begeisterung für mein Studium praxisorientiert weiterführen.
Planst du ein Masterstudium?
Mir war es immer schon ein Anliegen mich nach dem Bachelor in die Arbeitswelt zu begeben, bevor ich ein Masterstudium anfange, da ich immer einen nächsten Schritt mit «Purpose» machen möchte. Daher möchte ich zuerst sehen, wie sich meine Interessen auch in der Arbeitswelt weiterspulen, und dann schauen, ob ein weiteres Studium bereichernd wäre.
Was kannst du den Studierenden mitgeben?
Versuche dich wirklich ins Studium hineinzugeben. Das heisst, lies die Texte, bring dich in die Diskussionen in Seminaren ein, mache aktiv mit. So wirst du auffallen und dann wirst sehen, was für Möglichkeiten sich innerhalb, wie auch ausserhalb der Uni auf einmal ergeben. Und vergesst nie, was für ein Privileg es ist, studieren zu dürfen.
Wie sehen deine Zukunftspläne aus?
Falls ich die Möglichkeit erhalte, bei World Vision weiterzumachen, dann würde ich das sehr gerne tun und dieses Projekt weiterentwickeln. Ich hatte auch schon seit ein paar Jahren den Wunsch, mein eigenes Business zu starten und werde mich dem sicher in diesem Jahr auch noch widmen.
Interview: Joel Michel, Bachelorstudent Kulturwissenschaften (März 2022)
Mehr Stimmen von Ehemaligen
Weitere Interviews mit ehemaligen Studierenden finden sich in der Rubrik «Alumni im Gespräch». Die Serie wird von der Alumni Organisation der Universität betreut. Mehr Gesichter aus dem Unialltag und Tipps fürs Berufsleben gibt es zudem auf Instagram. Schaut vorbei!