Glück – eine bewegte und bewegende Wissensgeschichte
Projektleiterin
Das Thema Glück hat in der Politik, in den Medien und in den Wissenschaften Hochkonjunktur. Die ökonomische, sozial- und naturwissenschaftliche Glücksforschung macht den Hauptteil eines Feldes aus, das sich seit den 1980er Jahren stetig weiter entwickelt hat. Das Forschungsprojekt 'Glück – eine bewegte und bewegende Wissensgeschichte' hat die interdisziplinäre Glücksforschung zum Gegenstand. Es untersucht diese als Teil spezifischer historischer und gegenwärtiger Wissenskulturen. Dabei legen die Teilprojekte ihren Schwerpunkt auf unterschiedliche Bereiche - auf die Naturwissenschaften, die Humanwissenschaften und die Künste -, wobei gerade durch das gemeinsame Interesse an den Techniken und Technologien der Glücksforschung die vielschichtigen Verzahnungen dieser Teilbereiche sichtbar werden.
Kooperationspartner: https://www.ds.uzh.ch/de/weltimwinkel/start.html
Prof. Dr. Marianne Sommer
Projektleiterin
T +41 41 229 56 15
marianne.sommer@unilu.ch
Dissertationsprojekt: Isabelle Haffter
Das Projekt wurde vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) mit einer Anschubfinanzierung plus Bridge sowie einem Doc Mobility finanziert.
Glück ist seit Jahren ein internationales Dauerthema: „What makes people happy?“ Mit dieser Frage befassen sich sowohl PolitikerInnen, WissenschaftlerInnen als auch KünstlerInnen und AutorInnen. Trotz dem breiten öffentlichen Interesse ist "Glück" ein neues Untersuchungsfeld für die Wissens- und Gefühlsgeschichte. Aus diesem Grund beabsichtigte das Dissertationsprojekt verschiedene Wissens- und Gefühlskulturen des Glücks in den Bereichen Politik, Wissenschaft und Ästhetik historisch zu untersuchen.
Für die Studie wurde ein Zeitraum ausgewählt, der im ersten Moment kaum an „Glück“ denken lässt, nämlich die Zeit des Nationalsozialismus: In den Krisen- und Kriegsjahren, die nach 1933 von Propaganda, Zensur, Terror, Verfolgung und dem Genozid an den Juden in Europa und dem Zweiten Weltkrieg geprägt waren, kam dem „Glück“ als Gefühl und Wissensbestand besondere sozio-politische Bedeutungen und Funktionen zu, welche sich wechselseitig auf die wissenschaftlichen und künstlerischen Gesellschaftsbereiche auswirkten.
Das Ziel des Projekts war es, einen historischen Einblick in transnationale Diskurse und Praktiken von Wissens- und Gefühlskulturen des Glücks zu geben und neben Kontinuitäten und Ambivalenzen auch historischen Wandel aufzuzeigen. Darüber hinaus leistete das Projekt einen Beitrag zur Untersuchung kultureller Zirkulationsprozesse und medialer Repräsentationsformen von Wissen und Gefühlen.
Publikation der Dissertation: Haffter, Isabelle: Glück – eine bewegte und bewegende Wissensgeschichte, "Politik der ,Glückskulturen' in NS-Deutschland und in der Schweiz, 1933-1945", De Gruyter, Oldenbourg, 2020 (Ex Libris)
Dissertationsprojekt: Philipp Eichenberger
Das Projekt startete 2016 mit einer Anschubfinanzierungsplus-Bridge der Universität Luzern und wird jetzt über den Graduiertenkolleg 2073 „Integrating Ethics and Epistemology of Scientific Research“ durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziert. Erstbetreuerin ist Prof. Dr. Uljana Feest, Zweitbetreuerin ist Prof. Dr. Marianne Sommer.
In der positiven Psychologie, oft auch „the science of happiness“ genannt, wird das Glück vermessen und Strategien erforscht, wie sich das Glück effizienter erreichen lässt. Die positive Psychologie wendet sich von der Idee ab, die Diskussion verschiedener Glückskonzepte in der Philosophie aufzugreifen. Stattdessen wird das Glück operationalisiert, indem es über Messungen und Experimente definiert wird. Die Entscheidung für spezifische wissenschaftliche Methoden ersetzt die Theorie über den Gegenstand. Trotz Operationalisierung wird dieses Glück jedoch als Annäherung an das summum bonum verstanden womit eine Validierung des Konstrukts notwendig wird. Doch wie validiert man ein Konstrukt in einer Wissenschaft, in der alles mit allem zu korrelieren scheint?
Das Projekt nimmt sich mit dem Glück in der Psychologie einen Gegenstand vor, der gesellschaftlich schillernd und empirisch schwer zu fassen ist. Das Projekt hat zum Ziel Typologien von Experimenten und damit verbundene Forschungspraktiken auf erkenntnistheoretische Schwachstellen zu untersuchen und mögliche kulturelle Prämissen zu benennen. Die Erkenntnisse, die aus dieser Forschung gezogen werden, könnten daher für alle Wissenschaften von Interesse sein, die den Gegenstand der menschlichen Koexistenz empirisch untersuchen.
Philipp Eichenberger, MA
Doktorand
philipp.e @ gmx.ch