«Mein Ehrgeiz hilft mir, immer dranzubleiben»

Nicht nur im Studium, sondern auch im Spitzensport gibt Carla Wohler Vollgas: Mit ihrer Bronzemedaille bei den FISU World University Games in Turin feierte die Langläuferin einen bedeutenden Erfolg. Im Interview erzählt sie, wie sie den Ausgleich zwischen Spitzensport und Studium findet und welche Herausforderungen ihr dabei begegnen.

Carla Wohler, du studierst Kulturwissenschaften mit Major Politikwissenschaft und betreibst Langlauf als Spitzensport. Wie kam es zu dieser Kombination?

Mein Studiengang ist tatsächlich etwas ganz anderes als der Langlauf, aber das finde ich auch gut so. Sportwissenschaft wäre vielleicht naheliegender, aber ich mag meinen Studiengang, da ich dadurch auch mal an etwas ganz anderes denke. Trotzdem habe ich zum Beispiel auch Arbeiten geschrieben, bei denen ich Bezug auf Aspekte des Sports nahm. Aber die Studienwahl und die Wahl des Spitzensports geschahen komplett unabhängig voneinander.

Was hat dich an den Kulturwissenschaften besonders gereizt?

Ich habe mein Studium der Sozialwissenschaften an der Uni Bern abgebrochen, da es für mich zu breit gefächert war und wollte mich vor allem auf die Politikwissenschaft fokussieren. Ich habe mich für die Uni Luzern entschieden, da ich den Fokus auf schriftliche Arbeiten sehr toll finde. Ich mag zudem, dass es eine kleine Uni ist und schätze den guten Austausch. Was für den Sport aber weniger vorteilhaft ist, ist die Präsenzpflicht.

Welche Unterstützung bietet dir die Uni Luzern für die Doppelbelastung?

Patrick Udvardi, der Sportverantwortliche der Uni Luzern, hat mir dabei geholfen, den Spitzensport-Status zu erhalten. Falls ich aufgrund sportlicher Anlässe mehr als zweimal ein Seminar verpasse, kann ich das mit einer Ausgleichung kompensieren. Leider ist dieser Status an der Uni noch wenig bekannt, weshalb ich oft erst erklären muss, warum ich fehle.

Wie sieht dein Alltag mit Sport und Studium aus und wie gelingt dir der Ausgleich?

Ich teile mir die Wochen so ein, dass ich nicht so oft nach Luzern fahren muss, denn ich wohne und arbeite in Bern. Die Zugfahrt dauert etwa eine Stunde und meistens nutze ich diese Zeit, um zu lernen. Manchmal habe ich erst am Nachmittag Vorlesungen und Seminare und kann davor ein Training machen oder den Kraftraum der Uni Luzern benutzen. Meistens plane ich das aber auch spontan, von Woche zu Woche.

Gibt es Parallelen zwischen deinem Studium und dem Langlaufen?

Ich glaube, dass ich sehr gut bin im Organisieren und im Zeitmanagement. Ich muss die Zeit, die ich habe, auch wirklich nutzen. Wenn ich studiere, dann bin ich fokussiert, und wenn ich trainiere, dann bin ich ebenso vollkommen bei der Sache. Disziplin, gute Organisation und Ehrgeiz sind bei Sport und Studium sehr wichtig aus meiner Sicht.

Du bist im letzten Jahr deines Studiums, die Abschlussprüfungen und die Bachelorarbeit stehen vor der Tür. Wie gehst du mit Stresssituationen im Sport und Studium um?

Ich versuche immer, mir einen Plan zurechtzulegen, sowohl im Sport als auch im Studium. Prüfungen und Bachelorarbeiten kann man gut vorbereiten und es liegt sozusagen alles in meiner Hand. Das gelingt aber nicht immer und unerwartete Ereignisse, wie ein verspäteter Bus und schlechtes Wetter, gibt es immer. Und auch diese müssen in diesem Plan vorkommen, damit es nicht zu Stresssituationen kommt.

Möchtest du dich nach deinem Studium vollkommen dem Leistungssport widmen oder geht es in eine andere Richtung?

Mein Fokus liegt auf der schulischen Ausbildung und ich möchte einen guten Abschluss machen. Langlauf mache ich (noch) nicht auf Weltcup-Niveau und ich sehe den Sport dadurch vor allem als Ausgleich, der mir Freude bereitet. Nach dem Studium möchte ich auf jeden Fall berufliche Erfahrungen sammeln. Auch jetzt arbeite ich nebenbei 40 % und möchte meine berufliche Karriere im Journalismus aufgleisen, besonders im politischen Bereich.

Warum würdest du ein Studium in Kulturwissenschaften empfehlen – egal ob nebenbei Sport betrieben wird oder nicht?

Es ist ein vielseitiges Studium, das viele Perspektiven bietet. In der Politikwissenschaft kann man sich etwa auf internationale Politik, Schweizer Politik, Energiepolitik oder Klimapolitik spezialisieren. Das Besondere ist also, dass man sehr gezielt seinen eigenen Interessen nachgehen kann.

Das Interview führte Nora Knobel, Bachelorstudentin im sechsten Semester Gesellschafts- und Kommunikationswissenschaften.