The Mobility of Migration Policies
Über Migrationsbewegungen sind Staaten stets miteinander verbunden, wodurch migrationspolitische Massnahmen Auswirkungen über die Grenzen hinweg mit sich ziehen können. Verschärft beispielsweise ein Staat seine Asylpraxis, können für Geflüchtete Anreize entstehen, ihren Asylantrag anderswo zu stellen. Die Asylpolitik eines Staates verändert in dieser Situation die migrationsbedingte Lage anderer Staaten, die in der Folge möglicherweise ebenfalls ihre Asylpraxis anpassen.
Ausgehend von dieser Beobachtung geht das Projekt folgenden Fragen nach: Wird die Regulierung der Migration eines Staates/eines Kantons durch die Migrationspolitiken in anderen Staaten/Kantonen beeinflusst? Wie findet diese Beeinflussung genau statt?
Durch die Entwicklung eines konsistenten theoretischen Rahmens und durch verschiedene empirische Studien leistet das Projekt einen Beitrag zum besseren Verständnis der heutigen Migrations- und Asylpolitik auf verschiedenen Ebenen (in der Schweiz, in Europa und global). Dabei wird insbesondere untersucht, wie sich politische Entscheidungsträger in bestimmten Ländern und Kantonen durch die Politik in anderen Ländern und Kantonen beeinflussen lassen.
Das Projekt entwickelt ein ambitioniertes theoretisches Rahmenkonzept, um zu erklären wie sich Staaten im Bereich der Migrationspolitiken gegenseitig beeinflussen. Dabei bedient sich das Projektteam etablierter Konzepte aus der Literatur zur Politikanalyse und den internationalen Beziehungen. Basierend darauf werden verschiedene Diffusionsmechanismen hergeleitet, die beschreiben, wie politische Regulierungen in einem Staat (oder Kanton) die Regulierungen in einem anderen Staat (oder Kanton) beeinflussen. Insbesondere erweitern wir bestehende, fragmentierte theoretische Diffusionsmechanismen um ein umfassendes und kohärentes Konzept aus systematisch unterscheidbaren Mechanismen.
Umfrageexperiment bei Mitgliedern kantonaler Parlamente
In diesem Projektteil befassen wir uns mit der Frage, wie politische Akteure über kantonale Grenzen im Bereich der Migration voneinander lernen. Die Studie arbeitet, basierend auf der Literatur zur Politikanalyse, vier unterschiedliche Formen des Lernens heraus: instrumentelles, ideologisches, normatives und epistemisches Lernen.
Im Rahmen dieser Untersuchung hat das Forschungsteam vom 12. April bis zum 27. Juni 2021 eine online Umfrage bei den Parlamentsmitgliedern in der Deutschschweiz und der Romandie durchgeführt. Das experimentelle Design der Umfrage hat uns erlaubt zu erheben, inwiefern sich die Mitglieder der Kantonsparlamente über politischen Massnahmen im Bereich der Migration in anderen Kantonen informieren und inwiefern dies ihr politisches Verhalten beeinflusst.
Die Ergebnisse des Umfrageexperiments finden sich hier.
In weiteren empirischen Studien konzentrieren wir uns auf die Diffusion des Prinzips Staaten als „Sichere Herkunftsstaaten“ oder „Sichere Drittstaaten“ einzustufen.
Die Verbreitung der Konzepte der „Sicheren Herkunftsstaaten“ und „Sicheren Drittstaaten“
Die Konzepte der „Sicheren Herkunfts- und Drittstaaten“ nehmen in der Asylpolitik von Staaten eine zentrale Stellung ein. Das Konzept der Sicheren Herkunftsstaaten ermöglicht Staaten, Asylgesuche von Geflüchteten in einem beschleunigten Verfahren abzulehnen, wenn diese aus Herkunftsländern stammen, die als sicher eingestuft werden. Auf der Grundlage des Prinzips der Sicheren Drittstaaten kann die Verantwortung für die Durchführung von Asylverfahren und für eine mögliche Schutzgewährung an Drittstaaten übertragen werden. Dabei können verschiedene Typen des Prinzips Sicherer Drittstaaten unterschieden werden, welche sich in der Qualität und der Notwendigkeit der Verbindung von Geflüchteten zum Drittstaat unterscheiden.
Basierend auf einer Auswertung der Asyl- und Migrationsgesetzgebung von 195 Staaten wurde ein globaler Datensatz (Safe Country Policies Dataset SACOP) erstellt, welcher die Anwendung und Ausbreitung des Prinzips der Sicheren Herkunfts- und Drittstaaten zwischen 1951 bis 2021 sichtbar macht. Der Datensatz zeigt ebenfalls, wie sich nationalstaatliche Regulierungen von Asylverfahren global ausgebreitet haben, bevor Staaten ihre Verantwortung gegenüber Geflüchteten mittels der Anwendung des Prinzips der Sicheren Herkunfts- und Drittstaaten beschränkt haben. Dank seiner umfassenden zeitlichen und geografischen Spannweite vermag der Datensatz asylrechtliche und -politische Entwicklungen im Globalen Norden und im Globalen Süden nachzuzeichnen.
Der Zugang zum Datensatz findet sich hier.
Eine interaktive Visualisierung des Datensatzes kann hier aufgerufen werden.
Räumlich-ökonometrische Analysen
In einem weiteren Schritt nutzen wir den erstellten Datensatz, um uns den folgenden Fragen zuzuwenden: Wie hat sich das Konzept der Sicheren Herkunfts- und Drittstaaten global verbreitet? Ist die Einführung dieser Konzepte das Ergebnis von Diffusionsprozessen, in welchen sich die Länder gegenseitig bei der Ausgestaltung ihrer politischen Massnahmen beeinflussen? Durch welche spezifischen Mechanismen haben sie sich verbreitet? Um diese Fragen zu beantworten, stützen wir uns auf räumlich-ökonometrische Modelle. Neben dem eigenen Datensatz werden präzise Indikatoren zur Erfassung der Diffusionsmechanismen verwendet.
Fallstudien
In Fallstudien versuchen wir ein nuanciertes Verständnis der Mechanismen zu gewinnen, durch die sich die Konzepte der Sicheren Herkunfts- und Drittstaaten verbreitet haben. Dabei fokussieren wir uns auf drei Länder, welche international oder regional eine wichtige Rolle in der Anwendung und Diffusion dieser Konzepte gespielt haben: die Schweiz, Dänemark und Südafrika.
Mittels Recherchen in nationalen Archiven, Auswertung von parlamentarischen Protokollen und Experteninterviews gehen wir unter anderem den folgenden Fragen nach: Welche Rolle spielte die Politik anderer Staaten bei der Einführung dieser Konzepte in der Schweiz, in Dänemark und in Südafrika? Welche Konsequenzen hat die Anwendung dieser Konzepte für Geflüchtete, andere Staaten und die internationale Flüchtlingspolitik?
Das Forschungsprojekt wird für die Projektdauer von September 2018 bis Mai 2022 als Teil des Forschungsschwerpunkts «On the move – Zwischen Migration und Mobilität» durch den Schweizerischen Nationalfonds (Projektnummer: 182897) unterstützt.
Projektleiter
Prof. Dr. Joachim Blatter
Prof. Dr. Fabrizio Gilardi
Prof. Dr. Nenad Stonanović (assoziierter Assistenzprofessor)
Projektmitarbeitende
Dr. des. Lea Portmann
Dr. Samuel D. Schmid
Frowin Rausis
Konstantin Kreibich
Cecilie Odgaard Jakobsen
Melyssa Piña Sigg
Blatter, Joachim, Lea Portmann, and Frowin Rausis. 2021. „Theorizing Policy Diffusion: From a Patchy Set of Mechanisms to a Paradigmatic Typology“. Journal of European Public Policy. https://doi.org/10.1080/13501763.2021.1892801
Lutz, Philipp, and Lea Portman. 2021. “Why do States Admit Refugees? A Comparative Analysis of Resettlement Policies in OECD Countries”. Journal of Ethnic and Migration Studies. https://doi.org/10.1080/1369183X.2021.1999222
Rausis, Frowin. 2022. Safe County Policies Dataset (SACOP) (Version 1.1) [Data set]. Zenodo. https://doi.org/10.5281/zenodo.5886863
Rausis, Frowin, and Paula Hoffmeyer-Zlotnik. 2021. “Contagious Policies? Studying National Responses to a Global Pandemic in Europe”. Swiss Political Science Review. https://doi.org/10.1111/spsr.12450
Rausis, Frowin. Forthcoming. “The Global Spread of Safe Country Policies: Introducing the SACOP Dataset”. nccr – on the move Working Paper Series.
La mobilité des politiques migratoires
Les États sont constamment liés entre eux par des flux migratoires, de sorte que les mesures de politique migratoire peuvent avoir des répercussions au-delà des frontières. Si, par exemple, un État renforce sa pratique en matière d'asile, cela peut inciter les réfugiés à déposer leur demande d'asile ailleurs. Dans ce cas, la politique d'asile d'un État modifie la situation induite par la migration d'autres États qui, en conséquence, peuvent également adapter leur pratique en matière d'asile.
Partant de cette observation, le projet aborde les questions suivantes : la réglementation de la migration d'un État/canton est-elle influencée par les politiques migratoires d'autres États/cantons ? Comment cette influence se manifeste-t-elle exactement ?
Grâce au développement d'un cadre théorique cohérent et de différentes études empiriques, le projet contribue à une meilleure compréhension de la politique de migration et d'asile actuelle à différents niveaux (en Suisse, en Europe et au niveau mondial). Il s'agit en particuliers d'examiner comment les décideurs politiques dans certains pays et cantons se laissent influencer par les politiques menées dans d'autres pays et cantons.
Le projet développe un cadre théorique ambitieux pour expliquer comment les Etats s'influencent mutuellement dans le domaine des politiques migratoires. Ce faisant, l'équipe de projet utilise des concepts établis issus de la littérature sur l'analyse politique et les relations internationales. Sur cette base, différents mécanismes de diffusion sont déduits, qui décrivent comment les réglementations politiques dans un État (ou canton) influencent les réglementations dans un autre État (ou canton). En particulier, nous élargissons les mécanismes théoriques de diffusion existants et fragmentés pour élaborer un concept complet et cohérent, composé de mécanismes systématiquement distincts.
Expérience sous forme de sondage auprès des membres des parlements cantonaux
Dans cette partie du projet, nous nous penchons sur la question de savoir comment les acteurs politiques apprennent les uns des autres, au-delà des frontières cantonales dans le domaine de la migration. Se basant sur la littérature consacrée à l'analyse politique, l'étude met en évidence quatre formes d'apprentissage différentes : l'apprentissage instrumental, idéologique, normatif et épistémique.
Dans le cadre de cette étude, l'équipe de recherche a mené un sondage en ligne du 12 avril au 27 juin 2021 auprès des parlementaires en Suisse alémanique et en Suisse romande. Le design expérimental du sondage nous a permis de déterminer dans quelle mesure les membres des parlements cantonaux s'informent sur des mesures politiques prises dans le domaine de la migration dans d'autres cantons et dans quelle mesure cela influence leur comportement politique.
Les résultats de l'expérience menée dans le cadre du sondage sont disponibles ici.
Dans les études empiriques suivantes, nous nous concentrons sur la diffusion du principe consistant à classer les États comme des « États d'origine sûrs » ou « États tiers sûrs ».
La propagation des concepts « États d'origine sûrs » et « États tiers sûrs »
Les concepts « États d'origine sûrs » et « États tiers sûrs » occupent une place centrale dans les politiques d'asile des États. Le concept des États d'origine sûrs permet aux États de rejeter les demandes d'asile des réfugiés dans le cadre d'une procédure accélérée lorsque ces derniers proviennent de pays d'origine considérés comme sûrs. Sur la base du principe des États tiers sûrs, la responsabilité pour la mise en œuvre des procédures d'asile et pour l'octroi éventuel d’une protection peut être transférée à des pays tiers. À cet égard, il est possible de distinguer différents types d'instruments relatifs aux États tiers sûrs, lesquels se différencient par la qualité et la nécessité du lien entre les réfugiés et l'État tiers.
Sur la base d'une évaluation de la législation en matière d'asile et de migration de 195 États, un ensemble de données global (Safe Country Policies Dataset SACOP) a été créé, lequel met en évidence l'application et la propagation du principe des États d'origine sûrs et des États tiers sûrs entre 1951 et 2021. L'ensemble de données montre également comment les réglementations nationales concernant les procédures d'asile se sont propagées à l'échelle mondiale avant que les États ne limitent leur responsabilité envers les réfugiés en appliquant le principe des États d'origine sûrs et des États tiers sûrs. Grâce à son large spectre temporel et géographique, l'ensemble des données permet de suivre les développements du droit et de la politique d'asile dans le Nord et le Sud du globe.
L'accès à l'ensemble de données se trouve ici.
Une visualisation interactive de l'ensemble de données peut être consultée ici.
Analyses économétriques spatiales
Dans un deuxième temps, nous utilisons l'ensemble de données créé pour nous pencher sur les questions suivantes : comment le concept des États d'origine sûrs et des États tiers sûrs s'est-il propagé globalement ? L'introduction de ces concepts est-elle le résultat de processus de diffusion dans lesquels les pays s'influencent mutuellement dans l'élaboration de leurs mesures politiques ? Par quels mécanismes spécifiques se sont-ils propagés ? Pour répondre à ces questions, nous nous appuyons sur des modèles économétriques spatiaux. Outre l'ensemble de données propres, des indicateurs précis sont utilisés pour saisir les mécanismes de diffusion.
Étude de cas
Dans des études de cas, nous essayons d'obtenir une compréhension nuancée des mécanismes par lesquels les concepts d’États d'origine sûrs et d’États tiers sûrs se sont propagés. Ce faisant, nous nous concentrons sur trois pays qui ont joué un rôle important dans l'application et la diffusion de ces concepts au niveau international ou régional : la Suisse, le Danemark et l'Afrique du Sud.
Grâce à des recherches dans les archives nationales, à l'analyse de procès-verbaux parlementaires et à des interviews d'experts, nous abordons entre autres les questions suivantes : quel fut le rôle de la politique d'autres États lors de l'introduction de ces concepts en Suisse, au Danemark et en Afrique du Sud ? Quelles conséquences l'application de ces concepts a-t-elle pour les réfugiés, les autres États et la politique internationale des réfugiés ?
Le projet de recherche est soutenu par le Fonds national suisse (numéro de projet : 182897) pour la durée du projet, de septembre 2018 à mai 2022, dans le cadre du pôle de recherche « On the move – Entre migration et mobilité ».
Chefs de projet
Prof. Dr. Joachim Blatter
Prof. Dr. Fabrizio Gilardi
Prof. Dr. Nenad Stonanović (Professeur assistant associé)
Collaborateurs-trices de projet
Dr. des. Lea Portmann
Dr. Samuel D. Schmid
Frowin Rausis
Konstantin Kreibich
Cecilie Odgaard Jakobsen
Melyssa Piña Sigg
Blatter, Joachim, Lea Portmann, and Frowin Rausis. 2021. „Theorizing Policy Diffusion: From a Patchy Set of Mechanisms to a Paradigmatic Typology“. Journal of European Public Policy. https://doi.org/10.1080/13501763.2021.1892801
Lutz, Philipp, and Lea Portman. 2021. “Why do States Admit Refugees? A Comparative Analysis of Resettlement Policies in OECD Countries”. Journal of Ethnic and Migration Studies. https://doi.org/10.1080/1369183X.2021.1999222
Rausis, Frowin. 2022. Safe County Policies Dataset (SACOP) (Version 1.1) [Data set]. Zenodo. https://doi.org/10.5281/zenodo.5886863
Rausis, Frowin, and Paula Hoffmeyer-Zlotnik. 2021. “Contagious Policies? Studying National Responses to a Global Pandemic in Europe”. Swiss Political Science Review. https://doi.org/10.1111/spsr.12450
Rausis, Frowin. Forthcoming. “The Global Spread of Safe Country Policies: Introducing the SACOP Dataset”. nccr – on the move Working Paper Series.