Alina Erb meistert die Herausforderung Spitzensport und Studium
Die drei Hochschulen Luzern ermöglichen Spitzensportler*innen, ihr Studium flexibel mit ihrer sportlichen Karriere zu kombinieren. Ein Beispiel dafür ist Alina Erb, die im Herbst 2024 ihr Wirtschaftsstudium an der HSLU begann und gleichzeitig als Rollkunstläuferin zweifache Schweizermeisterin ist und am Weltcup-Final den 7. Rang erreichte. Hier erfährst du welche Herausforderungen sie dabei meistert.
HSCL: Rollkunstlaufen ist eine eher weniger bekannt Sportart –auch wenn sie mit dem Eiskunstlaufen verwandt ist. Was fasziniert dich am Rollkunstlauf?
Alina: Mich fasziniert die Vielfältigkeit. Kaum eine Sportart verbindet so viele Dinge gleichzeitig. Rollkunstlaufen verbindet Kraft (Sprünge, Pirouetten, etc.), Ausdauer, Balance, Koordination und Ausdruck und Show.
HSCL: Was spornt dich an, Rollkunstlauf auch in Zukunft weiter auszuüben?
Alina: Rollkunstlaufen wird oft unterschätzt und viele Leute fragen mich, weshalb ich diesen Sport ausübe, wenn ich doch damit niemals Geld verdienen werde. Für mich ist klar, dass ich mich beim Sport nicht aufs Geld fokussieren will, sondern das machen will, was mir Freude macht. Ich liebe es, in meinen verschiedenen Programmen mit meinem Kostüm in die unterschiedlichsten Rollen zu schlüpfen und so nicht nur Sportlerin, sondern auf gewisse Weise, auch Schauspielerin zu sein.
HSCL: Warum ist «Spitzensport und Studium» für dich das richtige?
Alina: Von Anfang an war für mich klar, dass ich gleichzeitig Sport machen und studieren möchte. Da ich aber als Randsportart Schwierigkeiten habe, geeignete Trainingsplätze zu finden, ist mein aktueller Trainingsort 1 1/2 Stunden von Luzern entfernt. Um also Studium und Sport vereinen zu können, bin ich auf eine gewisse Flexibilität angewiesen.
HSCL: Wie sieht denn dein Trainingsplan aus?
Alina: Aktuell trainiere ich fünf Mal die Woche, zwischen 1 1/2 und 2 1/2 Stunden, auf den Rollschuhen. Daneben gehe ich mindestens 1x pro Woche ins Pilates für Athleten und mache ansonsten selbstständig mein Fitness-und Ausdauerprogramm. Zusätzlich zu den regulären Trainings haben wir regelmässig Nationalkader-bzw. Talentförderkader-Training, welche an den Wochenenden stattfinden.
HSCL: Und wie viel Zeit musst du für Wettkämpfe einplanen?
Alina: Ich nehme pro Jahr an rund sieben nationalen und etwa sechs internationalen Wettbewerben teil. Da die internationalen die letzten Jahre hinweg oftmals in Südamerika stattgefunden haben, bin ich dafür jeweils mehr als zwei Wochen von Zuhause weg.
HSCL: Wie hast du deinen Studienablauf geplant?
Alina: Ich beginne mein Studium erst mal ganz normal. Sollte es mir zu stressig werden oder Verschiebungen einzelner Module nicht möglich sein, kann ich gemäss der Studiengangsleitung problemlos ins Teilzeit-Modell umsteigen, wodurch sich meine Studienzeit um ein Jahr verlängert.
HSCL: Die ersten Wochen deines Studiums, hast du nun hinter dir. Klappt die Vereinbarkeit von Training und Studium, so wie du es dir vorgestellt hast?
Alina: Das Studium läuft im Grossen und Ganzen sehr gut. Mein Stundenplan geht auch meistens mit meinem Training auf. Einzig am Freitag gibt es ein Problem mit der Raum-und Klassenplanung, sodass die Zeiten dieses Moduls wöchentlich verändert und angepasst werden. So habe ich auch mal bis 18:30 Uhr Unterricht, obwohl mir von der Studiengangleitung im Sommer versichert wurde, dass der Unterricht generell maximal bis 16:00 Uhr andauert.
HSCL: Ist das ein grosses Problem für dich?
Alina: Ich hatte Freitag am Abend mal einen Termin. Da musste ich einen Kompromiss finden. Ein wenig mehr Beständigkeit (vorwiegend am Freitag) wäre schon wünschenswert und hilfreich.
HSCL: Hattest du schon einen Wettkampf während des Semesters?
Alina: Ja, zwischen dem 5. und 13. Oktober fand der Cup ofEurope in Zürich statt. Ich hatte meine Wettbewerbe am 7. und 8. Oktober.
HSCL: Wie ist es gelaufen?
Nach einer sehr guten Kurzkür am ersten Tag -mit nur einem kleinen Fehler -lag ich zwischenzeitlich auf Rang 2. Aufgrund eines Bewertungsfehlers rutschte ich jedoch noch auf Rang 3 zurück. Aber dieser "kleine Rückschlag" war völlig unbedeutend und ich habe einfach versucht, mich auf die Kür am nächsten Tag vorzubereiten. In der Nacht habe ich nicht wirklich viel geschlafen, da ich noch so viele Gedanken hatte.
HSCL: Wie lief dann dein zweiter Wettkampftag?
Alina: Die ersten acht Läuferinnen lagen gerade einmal rund sechs Punkte auseinander. Entsprechend nervös war ich vor der Kür. Es konnte also noch alles passieren.
HSCL: Das ist dann wirklich ein Kopf-an-Kopf-Rennen und es kommt auf jede Kleinigkeit an, oder?
Alina: Ja, vor allem, weil ich wusste, dass ich noch nicht alle Schwierigkeiten beherrsche, welche einige andere Läuferinnen bereits beherrschen. Ich musste also mit meinem Können überzeugen. Ich kann es selbst kaum glauben, aber ich habe es tatsächlich geschafft und mir den Sieg mit rund sieben Punkten Vorsprung erkämpft.
HSCL: Herzlichen Glückwunsch! Wie beendest du nun das Jahr?
Alina: Mit diesem Wettbewerb schliesse ich die Saison nun ab. Ich werde noch an ein paar Schaulaufen teilnehmen und ein paar Wettbewerbe als Trainerin begleiten. Ansonsten geniesse ich nun etwas Ruhe, bevor es in Kürze schon wieder mit den Saisonvorbereitungen für die Saison 2025 losgeht.
Das Team vom Hochschulsport Campus Luzern wünscht Alina viel Erfolg und ein erfolgreiches Herbstsemester