Was bleibt vom Empirismus?
Forschungskolloquium Philosophie: Vortrag von Jun.-Prof. Dr. David Wörner (Stuttgart)
Datum: | 4. März 2025 |
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Zeit: | 16.15 Uhr bis 17.45 Uhr |
Ort: | Uni/PH-Gebäude, Raum 3.B52 (3. OG) |
Ein Kernelement des Empirismus, wie er seit der frühen Neuzeit vertreten wurde, liegt in einer methodischen Forderung: Wenn wir unsere Begriffe klären wollen, müssen wir sie auf sinnlich Wahrnehmbares zurückführen. Wenn wir etwa versuchen, den Begriff der Gerechtigkeit, den Begriff des Menschen oder auch den Begriff der Zahl zu klären, dann müssen wir Bedingungen angeben, unter denen etwas unter den Begriff fällt – und wir müssen zumindest im Prinzip in der Lage sein, mittels unserer Sinneswahrnehmung zu prüfen, ob ein beliebiger Gegenstand diese Bedingungen erfüllt. Diese empiristische Forderung wurde besonders in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts verschiedenen triftigen Einwänden ausgesetzt und gilt heute weitgehend als fehlgeleitet. Der Vortrag geht der Frage nach, was von der Forderung übrigbleibt, wenn wir die zentralen Kritikpunkte berücksichtigen: Gibt es einen Sinn, in dem wir Begriffe trotz aller berechtigen Kritik an Sinneswahrnehmung binden sollten? Oder sollten wir uns endgültig vom Erbe des Empirismus lösen?
David Wörner studierte Philosophie an der Universität Zürich, wo er 2017 auch eine Dissertation zu John Lockes Begriff der Essenz verteidigte. Nach Forschungsaufenthalten an der Universität Hamburg und dem MIT hat er 2024 eine Juniorprofessur für Theoretische Philosophie an der Universität Stuttgart angetreten. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der Philosophie der frühen Neuzeit und der zeitgenössischen Metaphysik.