Fehlurteile und Urteilsfehler
Vortrag von Prof. Dr. Helen Wyler, Assistenzprofessorin für Rechtspsychologie, im Rahmen der LUKB-Vorlesungsreihe. Auf den Vortrag folgen ein Podiumsgespräch und ein Apéro.
Datum: | 19. November 2024 |
---|---|
Zeit: | 18.00 Uhr bis 19.30 Uhr |
Ort: | Universität Luzern, Hörsaal 1 und Live-Stream |
Vortrag
Justizirrtümer sind kein rein nordamerikanisches Phänomen – auch in Europa treten sie auf. Während einige Fälle öffentlich bekannt werden, bleiben viele vermutlich im Verborgenen. Die Folgen solcher Fehlurteile sind gravierend: Unschuldige Menschen werden zu Unrecht verurteilt, während die wahren Täter frei bleiben und möglicherweise weitere Straftaten begehen. Dies führt nicht nur zu persönlichen Tragödien, sondern auch zu erheblichen gesellschaftlichen Kosten. Verschiedene Faktoren tragen zu diesen Fehlurteilen bei – von falschen Geständnissen und fehlerhaften Zeugenaussagen bis hin zu absichtlichen Falschaussagen und Mängeln bei der forensischen Beweisführung. Erkenntnisse aus der Psychologie liefern wertvolle Einsichten, um besser zu verstehen, wie solche Fehler entstehen, wie sie sich gegenseitig verstärken und wie sie vermieden werden können. Anhand konkreter Fallbeispiele wird im Vortrag veranschaulicht, wie psychologische Forschung dazu beitragen kann, die Strafverfolgung zu optimieren.
Referentin
Helen Wyler ist Assistenzprofessorin für Rechtspsychologie an der Universität Luzern. Sie promovierte an der Universität Bern, wobei ihr Forschungsschwerpunkt auf der Erkennung absichtlicher sowie der Vorbeugung unabsichtlicher Falschaussagen lag. Anschliessend sammelte sie mehrere Jahre Erfahrung als Lecturer in Forensic Psychology an der Birmingham City University in England, bevor sie als Postdoktorandin am Forensisch-Psychiatrischen Dienst der Universität Bern tätig war. Zusätzlich leitet Helen Wyler praxisnahe Workshops zu den Themen Personenbefragung und Zeugenaussagen, wobei sie besonderen Wert auf die direkte Anwendung psychologischer Erkenntnisse legt. Ihre Forschungsinteressen umfassen vor allem die Psychologie der Einvernahme, insbesondere die Dynamiken bei zu Unrecht Verdächtigten, die Erkennung von Lügen sowie die gedächtnispsychologischen und sozialen Aspekte von Zeugenaussagen. Darüber hinaus erforscht sie Urteilsprozesse und -fehler im rechtlichen Kontext.
Podiumsgespräch
Im Anschluss an das Referat findet ein Podiumsgespräch statt mit Prof. Dr. Helen Wyler, Prof. Dr. iur. Michele Luminati, Direktor des Obwaldner Instituts für Justizforschung an der Universität Luzern sowie mit Daniel Salzmann, CEO Luzerner Kantonalbank. Moderiert wird das Gespräch von Prof. Dr. Martin Hartmann, Rektor der Universität Luzern.